Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
Vom Netzwerk:
aus grau-grünem Moos sonderte Macht ab. Die Elfen flitzten über die Lichtung, erregten sich am Überfluss seiner gewaltigen Vorräte, und er saugte sie mit einem einzigen Schluck aus. Ihre zerbrechlichen kleinen Körper sackten zu Boden.
    Der gewaltige Dämon betrat die Lichtung von Süden. Seine Haut war vom Durchschwimmen des Flusses noch nass, und grüne und braune Blitze spielten um die Seiten seines Kopfes bis hinunter zu den langen, sichelbewehrten Armen und über den kostbar verzierten Schnabel und die gesamte Rüstung.
    Thorn ließ ihn kommen.
    Als sie nur noch wenige Pferdelängen voneinander entfernt waren, hob Thorn den knorrigen Arm. »Halt«, sagte er. »Wenn du kämpfen willst, dann spar dir deine Kräfte für die Unterwerfung unserer Feinde.«
    Thurkan blieb zwar stehen, schüttelte aber den großen Kopf. »Gewaltigere Mächte als du oder ich streiten hier heute miteinander«, sagte er. »Du bist nur ein Spielstein in den Plänen einer weit größeren Macht.«
    Das waren nicht die Worte, die Thorn erwartet hatte, und sie trafen ihn – sie trafen ihn mit der Macht, die jenen Worten eigen ist, die ihre ganz eigene Wahrheit in sich tragen.
    »Das ist unmöglich«, sagte Thorn.
    »Warum sonst sollten die Menschen all die Vorteile haben, die uns nicht zugestanden werden? Das, was du Glück nennst – wir haben es nicht. Alles, was wir tun, scheint den Feind zu begünstigen. Wir sollten uns von diesem Feld zurückziehen.« Thurkan hielt eine Axt hoch. »Oder wir müssen uns von dir befreien.«
    Thorn brauchte Zeit, um die Vermutung zu überprüfen, dass er benutzt worden war. Er war doch derjenige, der die anderen benutzte – die Feindschaft zwischen den Hinterwallern und den Albiern, das Verlangen der Kobolde nach neuem Lebensraum, den Jagdinstinkt der Lindwürmer und Trolle.
    Doch er selbst war nicht der, der benutzt wurde.
    »Wir sind missbraucht worden«, beharrte Thurkan. »Befiehl den Rückzug; wir werden an einem anderen Tag kämpfen!«
    Thorn dachte darüber nach.
    Und er dachte an die gewaltige Masse seiner Infanterie – an die Wichte in ihren großartigen Rüstungen, an die fünftausend Irk-Bogenschützen, die Schwadronen von Trollen, die zum Kampf gegen die feindlichen Ritter bereit waren. An die Hinterwaller und die Lindwürmer und all die anderen Dämonen.
    »Selbst wenn das, was du sagst, stimmen sollte, werden wir einen großen Sieg erringen«, sagte Thorn. »Wir werden das Königreich von Albia vom Antlitz des Kontinents tilgen. Wir werden hier herrschen.«
    Thurkan schüttelte den großen Kopf. »Du machst dir etwas vor«, sagte er. »Du hast niemals genügend Kobolde, die diese große Zahl von gerüsteten Kämpfern besiegen könnten. Thorn, ich nenne dich beim Namen – ich nenne dich dreimal bei deinem Namen, damit du meinen Worten zuhörst. Eine Schlacht, sagt mein Großvater, ist das Ergebnis einer Situation, in der sich beide Seiten einbilden, sie könnten mit einem einzigen Streich einen eindeutigen Sieg erringen. Und nur eine der beiden Seiten hat recht. Heute glaubt der König von Albia, er könne uns besiegen. Und du glaubst trotz allem, dass du ihn besiegen kannst. Ich sage, wir werden auf diesem Feld verlieren. Zieh dich zurück, und ich werde weiterhin dein treuer Verbündeter sein. Befiehl den Angriff, und ich werde mit Feuer und Klauen über dich herfallen.«
    Viele Herzschläge lang knabberte Thorn an Thurkans Worten, und nicht die leiseste Brise milderte die betäubende Hitze des späten Frühlings zwischen den Bäumen. Die Geräusche der Insekten waren verstummt. Kein Gwyllch zwitscherte; es war, als warte die ganze Natur auf Thorns Entscheidungen.
    »Nicht umsonst nennen dich die Menschen den Redner, Thurkan«, gestand Thorn ein. »Du verstehst es ausgezeichnet zu sprechen. Aber ich zweifle deine Motive an. Du willst diese Armee für dich selbst haben. Du betrachtest nur dasjenige als gut, was für die Qwethnethog gut ist.« Er holte Luft und stieß sie langsam wieder aus, um seine Wut zu besänftigen. Dann wirkte er ein einzelnes Phantasma, einen lange vorbereiteten Schlag, der wie ein einziger, kräftiger Hieb wirkte.
    Der Dämon reagierte sofort darauf und zog seine eigene, nicht unbeträchtliche Macht zu einer gewaltigen Mauer hoch, die den Hieb auffing.
    Flink wie ein Berglöwe führte Thorn den nächsten Schlag.
    Der einzelne Blitz aus grünem Licht drang durch die Mauer wie ein Rammbock durch die Wand eines Lehmhauses, und der große Dämon sackte ohne einen

Weitere Kostenlose Bücher