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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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zusammenfanden – zweihundert Ritter und Soldaten. Einhundert Adlige lagen tot oder verwundet in den Wäldern und auf den Wiesen entlang der Straße – ein absurd hoher Preis für das kühne Verlangen seines Vetters, der Mann zu sein, der den Hinterhalt überwand, vor dem ihn sein Engel gewarnt hatte.
    Sein Vetter, der nun in den Armen des Todes lag. Der nichts anderes gewollt hatte, als der größte Ritter der Welt zu sein.
    Gaston wollte nur noch nach Gallyen ziehen – heim; auf dem Richterstuhl in seiner Burg sitzen und zur Erntezeit darüber entscheiden, welcher Wein der beste war. Er dachte an die Bauern unter der Brücke, und sein Herz war nun voller Verständnis. Er schwor – würde Gott einen solchen Schwur annehmen? – nach Hause zu gehen und um Constances Hand anzuhalten.
    Auf dem Kamm der letzten Erhebung saß der Freund des Königs, der Graf der Grenzmarken, zusammen mit einer Reihe weiterer Adliger unter dem flatternden königlichen Banner. Der Comte d’Eu stellte sich in die Steigbügel – verdammt, wie seine linke Hüfte schmerzte – und blickte auf den Fluss hinunter, an dem die rot gewandete königliche Garde soeben auf die große Brücke mit den drei Bögen zumarschierte. Auf der anderen Seite formierten sich zwei Kompanien in sauberer Keilformation am Fuß des Berges, auf dem die Festung lag – ein halbe Meile nördlich des Flusses. Von der Festung Lissen Carak bis zur Brücke verlief ein Graben, der so schwarz war, als hätte es in ihm gebrannt.
    Am Westrand der Wiesen und ausgebrannten Gehöfte, die zum Herrschaftsgebiet der Äbtissin gehört hatten, schwärmten Tausende, vielleicht sogar Zehntausende Kreaturen wie Ameisen umher, die aus ihrem Hügel vertrieben worden waren.
    Während er zusah, schwang plötzlich der lange Arm einer Blide oben auf der Festung. Er schien sich äußerst langsam zu bewegen, doch seine Ladung – die aus dieser Entfernung unsichtbar war – flog rasend schnell, als das Gegengewicht gelöst wurde. Der Comte versuchte zu erkennen, wo der Schuss niederging, aber es gelang ihm nicht. Der Graf der Grenzmarken winkte ihm zu. »Mylord«, sagte er, »Ihr kommandiert jetzt die Vorhut?«
    »Allerdings. Mein Vetter ist schwer verwundet«, antwortete Gaston. »Ich habe weniger als zweihundert Lanzen, und viele meiner jüngeren Ritter sind völlig erschöpft.«
    »Dennoch bittet Euch der König, alle nötigen Anstrengungen zu unternehmen, damit Eure Männer den Fluss überqueren können. Ihr müsst absitzen und die Positionen einnehmen, die für Euch vorbereitet wurden.« Der Graf deutete auf die schwarze Narbe, die von dem Festungsberg bis zur Brücke durch die Erde lief.
    »Ich sehe sie«, bestätigte Gaston. »Aber ich habe nicht genügend Männer, um den Graben in seiner gesamten Länge zu besetzen.«
    »Euch werden die königliche Garde und all unsere Bogenschützen zur Seite stehen«, fügte der Graf der Grenzmarken hinzu. »Setzt Euch in Bewegung, Mylord!«
    Gaston sah, wie sich die Kreaturen des Schwarms nun tiefer und tiefer in das Feld hinter dem Waldrand hineinwagten.
    »À moi!«, befahl er. »En avant!«
    Lissen Carak · Thorn
    Thorn beobachtete, wie sich die königliche Armee zur Überquerung des Flusses formierte. Er war bereit zuzuschlagen – mit einem einzigen Hammerschlag würde er ganz Albia für sich gewinnen.
    Von dem Hinterhalt, der sie immerhin den ganzen Morgen lang in Atem gehalten hatte, schien die königliche Armee erstaunlich unversehrt geblieben zu sein. Das kam unerwartet. Die Qwethnethogs allein hätten größte Verheerungen innerhalb ihrer Reihen anrichten müssen.
    Er verspürte ein Kräuseln von Macht, erkannte es als solches und fluchte. Sowohl die dunkle Sonne als auch sein früherer Lehrling hatten überlebt. Er musste seine eigene Anmaßung eingestehen, die ihm vorgegaukelt hatte, mit ihnen fertig zu werden. Das war der Fluch seiner ganzen Existenz. Warum glaubte er andauernd, dass alles nach seinem Willen ginge?
    Weil es so sein sollte.
    Er spürte eine andere Quelle der Macht – näher bei ihm, und sie roch wie ein Qwethnethog. Wie Thurkan.
    Er nickte und zog die Macht in sich zusammen. Die Gegenwart der Qwethnethogs auf dieser Seite des Flusses war sehr verräterisch.
    Der große Dämon wollte seine Kräfte mit denen von Thorn messen. Thorn warf seinen Steinkopf hin und her.
    Idiot. Verräter. Ich habe das alles doch nur für dich getan.
    Türkisgrünes Feuer spielte an seinen steckenartigen Baumgliedern entlang, und sein Bart

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