Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
Vom Netzwerk:
und dazu ein wenig schwer waren; vermutlich stammten sie vom örtlichen Schmied. Aber sie reichten vollkommen aus.
    Geduldig wartete Ranald mit dem erhobenen Schwert. Vor allem wollte er sehen, wie der Junge ihn angreifen würde, denn der Charakter eines Mannes zeigte sich am deutlichsten in seinen Schwertkünsten.
    Der Junge stellte sich auf, legte das Schwert über die Schulter und griff mit einer Figur an, die von den Fechtmeistern »Die Garde der Frau« genannt wurde. Seine Haltung war zu offen, und er schien nicht zu begreifen, dass er das Schwert so weit wie möglich nach hinten halten musste. Diesen Irrtum würdest du schnell einsehen, wenn die Waffe dein Beruf wäre, dachte Ranald. Aber es gefiel ihm, wie geduldig der Junge war.
    Er kam selbstbewusst näher und führte seinen Angriff ohne falsches Beiwerk aus. Er hüpfte nicht herum und tat nichts, was ihn Kraft kosten könnte.
    Ranald fing den Angriff des Jungen ab und stieß seine Klinge zu Boden.
    Der Junge machte nicht die gesamte Abwärtsbewegung mit, sondern wich zurück.
    Ranalds Schwert schoss vor und erwischte ihn trotz seines Rückzugs noch am Kopf.
    »Oh«, meinte Hawthor. »Guter Schlag.«
    Und so blieb es. Hawthor war ein geschickter Junge, vor allem im Hinblick auf den Umstand, dass er einen Meister hatte, von dem er lernen konnte. Er wusste einiges über die Technik, aber nur sehr wenig über die Feinheiten. Doch er war kühn und gleichzeitig vorsichtig, was bei einem so jungen Menschen eine ausgezeichnete Kombination bedeutete.
    Ranald machte eine Pause, zog seine schwere Weste aus und schrieb dem Jungen eine kurze Notiz auf. »Bringt dies hier zu Lord Glendower und übermittelt ihm meine besten Grüße. Vielleicht wird man Euch bitten, ein Jahr bei den Pagen zu dienen. Wo sind Eure Eltern?«
    Hawthor zuckte mit den Achseln. »Tot, Messire.«
    »Dann geht, falls die Hausmutter Euch erübrigen kann«, sagte er. Er lächelte noch immer, als er bereits zur vierten Brücke bei Kingstown unterwegs war.
    Nördlich von Harndon · Harold Redmede
    Harold Redmede blickte mit einem Lächeln auf den schlafenden Hochländer herab. Er packte leise seine Sachen zusammen, überließ dem Hochländer den größten Teil der Rehleber, sammelte auch die Gerätschaften seines Bruders ein und trug alles zum Fluss.
    Dort fand er seinen Bruder im Schlaf unter einem ausgehöhlten Baumstamm; er hatte seinen fadenscheinigen Mantel um sich gewickelt. Harold setzte sich, schnitzte ein wenig und lauschte auf die Wildnis, bis sein Bruder von selbst erwachte.
    »Er war harmlos«, sagte Harold.
    »Er ist ein Mann des Königs und daher eine Bedrohung für jeden freien Mann«, erwiderte Bill.
    Harold zuckte die Schultern. »Ich bin ebenfalls einmal ein Mann des Königs gewesen«, meinte er. Es war ein alter Streitpunkt zwischen ihnen, der vermutlich niemals aufgelöst werden konnte. »Hier, ich habe ein wenig Wild und den Apfelwein für dich übrig behalten. Außerdem habe ich dir Angelhaken und zwanzig gute Speerspitzen sowie sechzig Schäfte mitgebracht. Erschieße nicht zu viele von meinen Freunden.«
    »Ein Adliger ist ein Adliger«, sagte Bill.
    Harold schüttelte den Kopf. »Das ist doch Unsinn, Bill Redmede«, sagte er. »Es gibt Dreckskerle unter den Adligen, genauso wie es Dreckskerle im gemeinen Volk gibt.«
    »Der Unterschied besteht nur darin, dass der Adlige den Dreckskerl aus dem gemeinen Volk einfach erschlagen darf.« Bill nahm ein Stück vom Brot seines Bruders, das mit einem scharfen Messer abgeschnitten worden war.
    »Käse?«, fragte Harold.
    »Immer nur Käse.« Bill lehnte sich gegen den Baumstamm. »Ich würde deinem Gast gern das Messer in den Leib rammen.«
    Harold schüttelte den Kopf. »Das wirst du nicht tun. Ich habe nur mit ihm getrunken – das war alles. Außerdem trägt er ein Kettenhemd und schläft mit dem Dolch in der Faust, und ich glaube nicht, dass du einen Hochländer im Schlaf erstechen willst, Bruder.«
    »Das stimmt. Manchmal muss man sich in Erinnerung rufen, die Regeln zu beachten, selbst dann, wenn es der Feind nicht tut.«
    »Ich könnte noch immer einen Ort für dich suchen, an dem du bleiben kannst«, bot Harold an.
    Bill schüttelte den Kopf. »Ich weiß, dass du es gut mit mir meinst, Bruder. Aber ich bin, was ich bin: ein Wildbube. Und ich bin hier, um frisches Blut für uns zu rekrutieren. Es wird ein großes Jahr für uns werden.« Er zwinkerte Harold zu. »Mehr will ich nicht sagen. Aber der Tag kommt.«
    »Du und dein

Weitere Kostenlose Bücher