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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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Tag«, murmelte Harold. »Hör mir zu, William . Glaubst du etwa, ich weiß nicht, dass du fünf junge Burschen im Gebüsch nördlich von hier versteckt hältst? Ich weiß sogar, wer diese Burschen sind. Rekruten? Sie sind erst fünfzehn oder sechzehn Winter alt! Und du hast einen Irk als Führer.«
    Bill zuckte mit den Achseln. »In der Not frisst der Teufel Fliegen«, meinte er.
    Harold lehnte sich zurück. »Ich kenne die Irks«, sagte er und machte eine abwehrende Handbewegung. »Ich bin ihnen in den Wäldern begegnet. Ich habe auch schon ihrem Harfenspiel zugehört. Und mit ihnen Handel getrieben.« Er beugte sich vor. »Aber ich bin ein Waldmensch. Sie töten andere Wesen, Bill. Wenn du auf ihrer Seite bist, dann bist du nicht mehr auf der Seite der Menschen, sondern hältst es mit der Wildnis.«
    »Wenn mich die Wildnis frei macht, dann sollte ich es mit ihr halten.« Bill aß noch etwas Brot. »Wir haben wieder Verbündete, Harold. Komm mit mir. Wir können die Welt verändern.« Er zog eine Grimasse. »Ich hätte gern einen guten Mann im Rücken, Bruder. Ich muss zugeben, dass wir ein paar harte Fälle vor uns haben.« Auch er beugte sich vor. »Einer davon ist ein Priester, und er ist der Schlimmste von allen. Glaubst du, dass ich hartherzig bin?«
    Harold lachte. »Ich bin einfach zu alt, Bruder. Ich bin fünfzehn Winter älter als du. Wenn es irgendwann wirklich so weit ist, bin ich schon bei meinem Schöpfer.« Er zuckte die Achseln.
    Bill schüttelte wieder den Kopf. »Wie kannst du nur so blind sein? Sie unterdrücken uns! Sie nehmen uns das Land und die Tiere weg, sie schinden uns …«
    »Spar dir das für deine Burschen, Bill. Ich habe sechs Fuß Eibenholz mit einer scharfen Spitze für jeden übrig, der versuchen sollte, mich zu schinden. Aber meinen Herrn würde ich niemals verraten – der, wie ich hinzufügen möchte, dieses Dorf in Zeiten ernährt hat, in denen andere Dörfer verhungert sind.«
    »Bauern sind oft gut zu ihrem Vieh«, entgegnete Bill.
    Sie sahen sich an. Und beide mussten gleichzeitig grinsen.
    »Das ist es dann wohl für dieses Jahr?«, fragte Harold.
    Bill lachte. »Das ist es. Gib mir deine Hand. Ich gehe mit meinen Jungen in den Wald und zur Wildnis. Vielleicht wirst du noch von uns hören.« Er stand auf, und sein langer Umhang leuchtete für einen Moment schmutzig weiß auf.
    Harold umarmte ihn. »Beim Fluss habe ich Tatzenabdrücke von Bären gesehen – ein großes Weibchen und ein Junges.« Er zuckte die Achseln. »So etwas ist hier selten. Nimm dich in Acht vor den beiden.«
    Bill sah nachdenklich drein.
    »Und pass auf dich auf, du Narr«, sagte Harold. »Lass dich weder von Irks noch von Bären fressen.«
    »Bis zum nächsten Jahr«, sagte Bill und war verschwunden.
    Lissen Carak · Der Rote Ritter
    Gelfred führte sie meilenweit neben dem Fluss auf einer Straße nach Westen, die immer schmaler wurde und beständig schlechter zu erkennen war, bis sie an der Stelle vorbeikamen, wo sie gegen den Lindwurm gekämpft hatten. Nun brach die Straße vollkommen ab. Hier gab es keine Felder mehr; die letzte Bauernkate lag viele Meilen hinter ihnen, und der Hauptmann roch auch keinen Rauch mehr in dem kalten Frühlingswind, der lediglich eine eisige Andeutung alten Schnees mit sich führte. Die Äbtissin hatte nicht übertrieben. Die Menschen hatten dieses Land an die Wildnis verloren.
    Von Zeit zu Zeit stieg Gelfred in Flecken aus Sonnenlicht ab und zog den kurzen, mit silberner Spitze versehenen Stab aus seinem Gürtel. Jedes Mal nahm er auch den Rosenkranz und betete die Perlen nacheinander ab, wobei er immer wieder nervös zu dem Hauptmann hinübersah, der unbeteiligt auf seinem Pferd sitzen blieb. Jedes Mal legte er den vertrockneten, dornigen Stab aus Hexenholz vor sich auf den Boden, und jedes Mal deutete er in eine bestimmte Richtung, wobei er sich wand wie ein Hund an der Leine.
    Und jedes Mal ritten sie weiter.
    »Benutzt du die Macht der Grimoirie, um die Bestien aufzuspüren?«, fragte der Hauptmann und durchbrach damit die frostige Stille. Sie ritten hintereinander über einen Pfad, dessen alte Blätter tief in den Boden getreten waren. Es war leicht, ihm zu folgen, aber die Straße war nicht mehr da. In jeder Hinsicht befanden sie sich nun in der Wildnis.
    »Mit Gottes Hilfe«, sagte Gelfred, sah ihn an und wartete auf eine Entgegnung. »Aber meine Grimoirie hat uns die falsche Bestie geliefert. Also suche ich jetzt nach dem Mann. Oder nach den Männern.«
    Der

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