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Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Der Rote Krieger: Roman (German Edition)

Titel: Der Rote Krieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miles Cameron
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Seite, und Bill erkannte, dass er eine tiefe Wunde in der Flanke hatte, die voller Eiter war. Außerdem klebte getrockneter Eiter an den Wundrändern. Es stank erbärmlich.
    Der Irk hockte sich auf eine Weise nieder, wie es einem Menschen niemals möglich gewesen wäre. Er ließ die Ohren hängen, was Trauer ausdrückte. So etwas hatte Bill noch nie bei einem Irk beobachtet.
    »Der Bär stirbt«, sagte der Irk.
    Bill wusste, dass er recht hatte.
    »Der Bär fragt: Können wir sein Kleines retten?« Der Irk drehte sich um, und Bill erkannte erst jetzt, wie selten diese Elfenkreatur ihn ansah. Als sich ihre Blicke trafen, verspürte er den Respekt des Waldmannes für dieses Geschöpf. Seine Augen waren groß und tief wie bodenlose Teiche …
    »Ich kenne mich nicht mit Bären aus«, sagte Bill und hockte sich neben das große Muttertier. »Aber ich bin der Freund einer jeden Kreatur der Wildnis und gebe dir mein Wort, dass ich versuchen werde, dein Junges zu anderen goldenen Bären zu bringen.«
    Der Bär spuckte in offensichtlichem Schmerz.
    Der Irk sprach – oder eher: Er sang. Es wurde zu einer ganzen Strophe voller fließender Reime.
    Der Bär hustete.
    Der Irk drehte sich um. »Das Junge – seine Mutter hat es nach der gelben Blume benannt.«
    »Gänseblume?«
    Der Irk zog eine Grimasse.
    »Osterglocke? Krokus? Ich kenne nicht viele Blumennamen.«
    »Im Wasser.« Der Irk wurde ungeduldig.
    »Lilie?«
    Nun nickte er.
    Bill streckte die Hand nach dem Jungen aus, da biss es ihn.
    Lissen Carak · Der Rote Ritter
    Der Hauptmann war so müde und von seiner Angst erschöpft, dass er nur noch mühsam den einen Fuß vor den anderen setzen konnte, während der Trampelpfad zu einem Weg und dieser schließlich zu einer Straße wurde.
    Nichts anderes machte ihm Sorgen als die herannahende Dunkelheit, die Erschöpfung und die Kälte. Es war spät am Tag, und es wurde immer deutlicher, dass sie im Wald ihr Lager aufschlagen mussten. Im selben Wald, aus dem ein Dämon und ein Lindwurm gekommen waren.
    »Warum hat uns das Wesen nicht umgebracht?«, fragte der Hauptmann. Zwei Dämonen.
    Gelfred schüttelte den Kopf. »Ihr habt den ersten getötet. Und zwar verdammt schnell.« Seine Augen waren immer in Bewegung. Inzwischen hatten die beiden die große Straße erreicht, und Gelfred zog an den Zügeln seines Pferdes. »Wir könnten beide auf ihm reiten«, schlug er vor.
    »Damit würdest du das arme Tier lahm machen«, fuhr ihn der Hauptmann an.
    »Ihr habt einen Zauberspruch benutzt.« Gelfred klang nicht anklagend, sondern eher so, als würde es ihm wehtun.
    »Ja«, gab der Hauptmann zu. »So etwas tue ich von Zeit zu Zeit.«
    Gelfred schüttelte den Kopf. Er betete laut, und sie zogen weiter, bis ein leichter Regen einsetzte und das Licht verdämmerte.
    »Wir müssen Wache stehen«, sagte der Hauptmann. »Wir sind sehr verwundbar.« Er konnte kaum mehr klar denken. Während Gelfred das arme Reittier striegelte, sammelte er Brennholz und entzündete ein Feuer. Er machte alles falsch. Er hatte zu großes Holz gesammelt und keine Axt, um es kleinzuhacken. Also sammelte er Anzündholz, brach es entzwei und schichtete es zu einem kleinen Haufen auf. Er kniete sich vor die flache Feuergrube, benutzte seinen Stahl und Flintstein und schlug Funken, bis er ein glühendes Stück Holz hatte.
    Dann erkannte er, dass er das Holz nicht richtig aufgeschichtet hatte, sodass die Glut es nicht fangen konnte.
    Er musste wieder von vorn anfangen.
    Wir sind zwei Narren.
    Er konnte spüren , dass die Wälder voller Feinde waren. Oder voller Verbündeter. Es war der Fluch seiner Jugend.
    Wohinein bin ich da eigentlich gestolpert?, fragte er sich.
    Er machte ein kleines Vogelnest aus trockenem Werg und Birkenrinden, schlug erneut Funken, hielt den Stahl mit der rechten Hand und den Flintstein in der linken. Und entzündete ein Holz …
    Ließ es zwischen das Werg und die Borken fallen …
    Und blies.
    Das Feuer loderte auf.
    Er warf Zweige in die Flammen, bis sie stark genug waren, und umrahmte sie mit trockenem Holz, das er sorgfältig mit seinem Jagdmesser gespalten hatte. Er war sehr stolz auf sein Feuer, als es endlich brannte. Wenigstens das hatte er erreicht, falls die Wildnis ihn hier und jetzt zu sich holen sollte.
    Gelfred kam herbei und wärmte sich die Hände. Dann spannte er seine Armbrust. »Schlaft, Hauptmann«, sagte er. »Ich halte die erste Wache.«
    Der Hauptmann wollte eigentlich reden – er wollte nachdenken, aber sein Körper

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