Der Rote Krieger: Roman (German Edition)
stellte eigene Forderungen.
Doch bevor er einschlafen konnte, hörte er plötzlich Gelfreds Bewegungen, und sofort sprang er mit dem Schwert in der Hand unter seinem Laken hervor.
Gelfreds Augen waren im Feuerschein so groß. »Ich wollte nur den Kopf anderswo hinlegen«, sagte er. »Es … es ist schwer, ihn hier in der Nähe zu haben. Und das Pferd hasst ihn.«
Der Hauptmann half ihm, den abgeschlagenen Kopf des Lindwurms an eine andere Stelle zu tragen. Dann stand er reglos in der dunklen Eiseskälte da.
Da befand sich etwas in seiner unmittelbaren Nähe. Etwas Mächtiges.
Vielleicht war es ein Fehler gewesen, das Feuer zu machen – so wie es auch ein Fehler gewesen war, nur zu zweit in den Wald zu gehen.
Prudentia? Pru?
Mein lieber Junge.
Pru, kann ich den Mantel über dieses kleine Lager legen? Oder würde ich damit nur Unruhe schaffen?
Leg ihn still darüber, wie ich es dich gelehrt habe.
Er berührte ihre Marmorhand, entließ seine Wächter und seinen Schutz und öffnete die große Eisentür seines Palastes. Draußen herrschte eine grüne Dunkelheit – sie war dichter und grüner, als es ihm lieb war.
Doch er nahm vorsichtig von dem Grün und schloss die Tür wieder.
Unter dieser Anstrengung geriet er ins Taumeln.
Er konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. Neben dem Haupt des Dämons sank er auf die Knie.
Die Dunkelheit war fast undurchdringlich.
Der Kopf hatte Reste seiner Aura der Angst behalten. Der Hauptmann kniete neben ihm. Seine Knie ruhten auf den feuchten, kalten Blättern, und die Kälte half ihm, wieder zu sich zu finden.
»Mylord?«, fragte Gelfred, der offensichtlich entsetzt war. »Mylord!«
Der Hauptmann atmete schwer.
»Was ist los?«, fragte er.
»Die Sterne sind erloschen«, antwortete Gelfred.
»Ich habe eine … Tarnung über uns gelegt«, erwiderte der Hauptmann und schüttelte den Kopf. »Vielleicht habe ich etwas falsch gemacht.«
Gelfred gab ein seltsames Geräusch von sich.
»Wir sollten uns von diesem … Ding entfernen«, meinte der Hauptmann. Er erhob sich, und gemeinsam stolperten die beiden Männer zurück zu ihrem kleinen Feuer.
Die Pferde zeigten das Weiße ihrer Augen.
»Ich muss schlafen«, sagte er.
Gelfred machte in der Finsternis eine Bewegung. Der Hauptmann betrachtete sie als Zustimmung.
Trotz seiner Angst war er bereits in dem Augenblick eingeschlafen, in dem sein Kopf den Boden berührte, und er erwachte erst, als Gelfred ihm die Hand auf die Schulter legte.
Er hörte Hufgetrappel.
Oder waren es Krallen?
Was immer es sein mochte, er konnte die Ursache der Geräusche nicht erkennen. Und auch sonst nichts.
Das Feuer war erloschen, und die Nacht war so finster, dass nichts zu erkennen war. Aber etwas sehr Großes bewegte sich herum – auf Armeslänge entfernt. Vielleicht waren es auch zwei Geschöpfe.
Gelfred war neben ihm, da legte ihm der Hauptmann den Arm um die Schulter und stützte sie beide auf diese Weise.
Knirsch.
Knack.
Klack.
Und dann war es an ihnen vorbeigezogen und bewegte sich den Hügel hinunter und auf die Straße zu.
Nach einer ganzen Ewigkeit sagte Gelfred: »Es hat uns weder gesehen noch gerochen.«
Der Hauptmann sagte still: Danke, Pru.
»Jetzt übernehme ich die Wache«, sagte er.
Schon nach zehn Minuten schnarchte Gelfred und zeigte dabei so viel Vertrauen zu seinem Herrn, wie der Hauptmann zu sich selbst nicht aufbringen konnte.
Als er in die Finsternis starrte, wurde sie eher zu seinem Freund als zu seinem Feind. Er starrte und starrte, und währenddessen spürte er, wie sein Herzschlag langsamer wurde und die Schmerzen abnahmen. Er machte einen Ausflug in seinen Palast der Erinnerung und betrachtete Schwertwunden, Wächterzauber und Gedichtzeilen.
Hinter der Blase seines Willens zog die Nacht sehr langsam vorbei. Aber immerhin zog sie vorbei.
Endlich färbte ein ganz schwacher Lichtschein den östlichen Horizont, und er weckte Gelfred so sanft wie möglich. Er senkte seinen Schutzzauber, als sie beide wach und wieder bewaffnet waren, doch nichts wartete auf sie. Sowohl das Pferd als auch der Kopf des Lindwurms waren noch da.
Am Rande der Lichtung, auf der sie geschlafen hatten, befanden sich tiefe Spuren von Krallen und einer Afterklaue im blätterübersäten Waldboden.
Gelfred zuckte bei ihrem Anblick zusammen. Der Hauptmann sah zu, wie er den Spuren folgte.
»Müssen wir uns auf Schwierigkeiten gefasst machen, Gelfred?«, fragte er und folgte einige Schritte hinter ihm.
Gelfred warf einen
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