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Der Rote Mond Von Kaikoura

Der Rote Mond Von Kaikoura

Titel: Der Rote Mond Von Kaikoura Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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kurz.
    »Nun, ich bin sicher, dass er sich schon bald wieder blicken lassen wird. Immerhin ist er ein Gentleman, und ich halte ihn für keinen Dummkopf.«
    Wirklich?, fragte Lillian im Stillen spöttisch. Irgendwie hatte er auf sie leider genau diesen Eindruck gemacht. Doch ihrem Großvater zuliebe schwieg sie. Sie hatte schon mitbekommen, dass er sich Hoffnung auf einen netten Schwiegerenkel machte. Ravenfield gefiel ihm nicht nur deshalb gut, weil er vermögend war und großzügig das Land zur Verfügung gestellt hatte. Er mochte ihn auch, weil er galant, freundlich und offen war.
    Doch sie selbst hatte von Anfang an ein komisches Gefühl gehabt, was Ravenfield anging. Schon in Christchurch war er ihr zu … ja, zu frech vorgekommen. Zu unverschämt. Außerdem fühlte sie sich mittlerweile sehr zu Henare hingezogen. Nicht nur, dass er viel zu erzählen hatte und überaus freundlich war, bei ihm hatte sie auch das Gefühl, dass er sie verstand. Wenn sie mit ihm redete, war es, als würde sie ihn schon lange kennen.
    Doch war sein Herz überhaupt noch frei? Und waren ihre Gefühle für ihn vielleicht nur eine Schwärmerei? Woher sollte sie denn wissen, wie es sich anfühlte, verliebt zu sein?
    Verwirrt begann sie, das Bettzeug des Großvaters zu richten, denn der Arzt würde sicher jeden Moment kommen und nach ihm sehen. Dabei wollte ihr das Bild Henares, wie er sie durch den Busch begleitet und sich mit ihr unterhalten hatte, nicht aus dem Sinn gehen.
    Ein paar Stunden nachdem Dr. Corben nach Georg gesehen und einigermaßen zufrieden mit seinem Zustand gewesen war, klopfte es an die Tür. Lillian hatte ihren Großvater gerade dazu bewegt, etwas von der Suppe zu kosten, die sie ihm gekocht hatte. In der Annahme, dass es Mrs Peters wäre, die mittler weile von dem Missgeschick gehört hätte, eilte sie schnell in die Küche.
    Doch zu ihrer großen Überraschung stand eine fremde Frau vor der Tür. Nun ja, ganz unbekannt war sie ihr eigentlich nicht, Samantha hatte ihr Mrs Blake schon einmal gezeigt. Doch bisher hatte sie sie weder kennengelernt noch ein Gespräch mit ihr geführt, weshalb es doch recht zutreffend war, sie als Fremde zu bezeichnen.
    Lillian strich sich die Schürze glatt und öffnete dann. »Guten Tag, was kann ich für Sie tun?«
    Die Frau, die ein elegantes schwarzes Kleid trug, räusperte sich ein wenig verlegen, setzte dann aber ein gewinnendes Lächeln auf. »Entschuldigen Sie, wenn ich störe, sicher kennen Sie mich nicht und fragen sich, was ich hier zu suchen habe.«
    »Sie sind Mrs Blake, nicht wahr?«, entgegnete Lillian ebenfalls freundlich lächelnd. »Die Inhaberin der Teestube.«
    Dass sie sie kannte, machte die Besucherin zunächst ein wenig stutzig, doch dann wich das Erstaunen der Erleichterung. »Sie müssen Mr Ehrenfels’ Enkelin sein. Lillian, nicht wahr?«
    Jetzt war es Lillian, die staunte. Ihr Großvater hatte nie erwähnt, dass er in Mrs Blakes Teestube gewesen war. Woher kannte Mrs Blake sogar ihren Namen?
    Schon im nächsten Augenblick fiel bei Lillian der Groschen. Sie hatte wieder vor sich, wie beschwingt und gut gelaunt ihr Großvater zuweilen von Spaziergängen durch die Stadt zurückgekehrt war. Konnte es sein, dass er immer dann einen Abstecher zu Mrs Blake gemacht hatte?
    Lillian hatte noch gut Samanthas Bemerkung in den Ohren, dass ihr Kuchen und der Tee wahre Wunder wirken würden.
    Dass sich ihr Großvater für eine Frau interessierte, grenzte tatsächlich an ein Wunder. War es möglich …
    »Ja, ich bin die Enkelin«, antwortete Lillian rasch, als die Frau ihr einen abwartenden Blick zuwarf. »Ich fürchte allerdings, dass mein Großvater unpässlich ist. Gestern …«
    »… gab es einen Unfall auf der Baustelle«, beendete Mrs Blake den Satz für sie und fügte, bevor Lillian nachfragen konnte, hinzu: »Mr Arana hat es mir erzählt, als er heute Morgen seinen Tee bei mir getrunken hat.«
    Ja, natürlich. Henare hatte die berühmte Teestube sicher auch schon seit Längerem entdeckt.
    »Ihr Großvater war hin und wieder bei mir«, setzte Mrs Blake hinzu, »und ich muss sagen, dass ich ihn … sehr sympathisch fand.« Irrte sich Lillian oder errötete die Frau unter ihrem zarten Hutschleier? »Aus diesem Grund war es mir einfach ein Bedürfnis, nachzufragen, wie es ihm geht.«
    Lillian besann sich auf ihre Pflichten als Hausherrin: »Kommen Sie doch herein, Mrs Blake.«
    Die Teestubenbesitzerin nickte ihr dankend zu und trat dann in die Küche. Sie hatte eine ganz

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