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Der Rote Mond Von Kaikoura

Der Rote Mond Von Kaikoura

Titel: Der Rote Mond Von Kaikoura Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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diese morsche Latte getreten. Wenn ich wieder auf den Beinen bin, werde ich den Gerüstbauern gehörig die Leviten lesen.« Er streckte die freie Hand aus und streichelte über ihre Wange. »Mach dir keine Sorgen, Lilly, ich bin zäh wie ein Distelbusch. So leicht kriegt mich so ein Bruch nicht unter, da habe ich schon ganz andere Sachen erlebt.«
    »Aber nie hast du dir was gebrochen«, hielt Lillian dagegen.
    »Nein, das nicht, aber …« Ein Schatten huschte kurz über sein Gesicht, dann schüttelte er leicht den Kopf, als wollte er ihn vertreiben. »Lassen wir das lieber, sonst werden meine Schmerzen wieder mehr.«
    »Tut es denn sehr weh?«, fragte Lillian, die immer noch mit den Tränen rang. Noch nie hatte sie ihren Großvater so verletzlich, so klein erlebt. Er war immer derjenige gewesen, der für alles eine Lösung, für alles einen Rat wusste. Und nun lag er hier, und der Geruch seines Blutes und des scheußlichen Desinfektionsmittels erfüllte das Schlafzimmer.
    »Ich komme mir vor, als hätte etwas mein Bein abgerissen«, antwortete Georg ehrlich. »Aber dass du bei mir bist, macht es gleich ein wenig leichter.«
    Lillian unterdrückte den Schluchzer, der in ihrer Kehle aufgestiegen war. Immerhin war er der Kranke, der Trost brauchte, und es war ihre Aufgabe, ihn aufzumuntern und ihm nichts vorzuheulen.
    Nach einer Viertelstunde kehrte der Doktor zurück, wie sie an den schweren Schritten in der Küche erkannte. Diesmal trug er eine große Tasche bei sich, außerdem eine kleine Schüssel, die er unter den Arm geklemmt hatte.
    »So, Mr Ehrenfels, dann wollen wir mal sehen, dass wir Ihr Bein wieder repariert bekommen.« Damit breitete er seine Utensilien auf der Kommode aus.
    Lillian krampfte die Hände in ihren Rock, während sie den Blick nicht von ihrem Großvater ließ, der seine Aufmerksamkeit voll und ganz dem Arzt schenkte. »Wenn Sie Hammer und Nägel dabei haben, verspreche ich Ihnen, dass ich sogleich vom Bett springe und wieder loslaufe.«
    »Ich glaube kaum, dass wir es mit Nägeln versuchen werden«, erwiderte der Doc im gleichen scherzhaften Ton. »Da wird uns der neuartige Gips, den uns ein findiger Feldscher beschert hat, viel bessere Dienste tun.«
    »Kann es sein, dass er eine Gehirnerschütterung hat?«, schaltete sich Lillian besorgt ein, während der Arzt begann, alles für die Schienung vorzubereiten. Dazu gehörte auch das Anrühren der Gipsmasse, die einen seltsam staubigen Geruch im Zimmer verbreitete.
    »Die hat er auf jeden Fall. Und so weit ich es fühlen konnte, auch eine Quetschung an den Rippen. Wir können von Glück sagen, dass er sich die nicht auch gebrochen hat. Wie leicht hätte sich ein Stück in seine Lunge bohren können.« Der Arzt verstummte, obwohl Lillian hätte schwören können, dass er noch etwas anderes sagen wollte. Nachdem er eine Weile mit den Schienen herumhantiert hatte, wandte er sich an Lillian: »Wenn Sie mir vielleicht ein wenig zur Hand gehen könnten?«
    Während sie das tat, wurde ihr ganz flau zumute. Nie hatte sie ihren Großvater krank gesehen, und nun musste er bemuttert werden wie ein kleines Kind. Der Arzt ließ sich mit seiner Schiene Zeit, zwischendurch prüfte er durch Abtasten, ob die beiden Knochenhälften auch richtig aufeinander saßen. Als er die in Gips getauchten Verbände, die die Schiene halten sollten, endlich anlegte, waren Lillians Hände schon ganz steif vom Festhalten. Da sie sich aber bestmöglich um ihren Großvater kümmern wollte, ignorierte sie die Taubheit und das Verkrampfen ihrer Rückenmuskeln, bis der Arzt fertig war. Danach untersuchte er Georg, der keinen einzigen Mucks von sich gegeben hatte, erneut und bat Lillian dann, die Schlafstube zu verlassen.
    Als sie aus der Kammer in die Küche trat, sah sie Henare an der Tür stehen. Voller Sorge, als ginge es um seinen eigenen Großvater, sah er sie an.
    »Wie geht es ihm?«
    »Er hat einen Beinbruch und zahlreiche Prellungen. Der Arzt meinte, dass seine Rippen ein wenig gequetscht sein könnten, aber das würde sich von allein wieder geben, wenn er nur liegt und sich nicht unnötig bewegt.«
    Henare nickte, wirkte aber nicht besonders erleichtert. »Ich mache mir schreckliche Vorwürfe«, gestand er Lillian. »Ich hätte ihn davon abhalten sollen, dort hinaufzusteigen. Aber er wollte sich unbedingt anschauen, wo die Kuppel aufgesetzt werden sollte.«
    Lillian lächelte ihm aufmunternd zu. »Wenn sich mein Großvater etwas in den Kopf gesetzt hat, führt er es durch,

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