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Der Rote Mond Von Kaikoura

Der Rote Mond Von Kaikoura

Titel: Der Rote Mond Von Kaikoura Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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aber er wird wahrscheinlich auftauchen, bevor der Mond vollständig in den Schatten eingetreten ist.«
    »Dann beobachtet er ihn also auch.«
    »Natürlich tut er das. Er schaut sich bei allen möglichen Gelegenheiten den Mond an, das gehört zu seiner Arbeit.«
    »Und was liest er aus dem Mond?«
    »Günstige Zeiten für alle Arbeiten des Stammes. Zum Beispiel erkennt er am Lauf des Mondes, wann die beste Zeit ist, mit der Aussaat zu beginnen. Paaren sagt er voraus, wann es günstig ist, ein Kind zu zeugen.«
    Lillian stieß ein Kichern aus. So eine Vorstellung hätte in Köln wohl für einiges Stirnrunzeln gesorgt. »Ich nehme an, er hat damit Erfolg?«
    »Jedes Paar konsultiert ihn, besonders dann, wenn sich der erwünschte Kindersegen nicht schnell einstellt. Und wie Sie sehen, sind wir noch nicht ausgestorben.« Henare lachte leise, und Lillian war nur froh, dass es zu dunkel war, um ihn sehen zu lassen, dass sie errötete.
    Nach einem kleinen Imbiss aus ihrem Proviant setzten sie sich nebeneinander auf zwei Felsen und blickten zum Himmel hinauf. Der Mond war inzwischen aufgegangen, doch noch war von der Finsternis nicht viel zu sehen. Lediglich an einem seiner Ränder wirkte er ein wenig angefressen, wie ein großer Käse, über den sich die Mäuse hergemacht hatten.
    »Eigentlich ist es zutiefst unschicklich, was ich hier tue«, begann Lillian schließlich übermütig. »Jedenfalls würde man das in Deutschland so sehen.«
    »Was denn?«, fragte Henare, der auf seinem Platz mehr lag als saß.
    »Dass ich allein mit einem Mann an einem heidnischen Ort bin. Zumindest eine Anstandsdame wäre hier angebracht gewesen.«
    »Aber Sie sind nicht in Deutschland«, hielt Henare schmunzelnd dagegen. »Hier läuft das Leben ein wenig anders.«
    »Aber die Anstandsregeln sind ebenfalls streng, nicht wahr?«
    Sie sahen sich tief in die Augen, dann seufzte Lillian auf. »Haben Sie eigentlich tatsächlich geglaubt, zwischen mir und Ravenfield wäre etwas vorgefallen?«, fragte sie, auch auf die Gefahr hin, dass sie damit vielleicht diesen wunderbaren Moment zerstörte.
    »Für einen Augenblick schon«, gab Henare zurück. »Immerhin hat er Ihnen den Hof gemacht, und das, was er verbreitet hat …«
    »Sie glauben also alles, was ein abgewiesener Verehrer behauptet?«
    »Er wirkte ganz und gar nicht so, als wäre er abgewiesen worden.«
    »Ja, weil ihn sein Stolz davon abgehalten hat, zuzugeben, dass ich mich gegen ihn zur Wehr gesetzt habe.«
    »Haben Sie denn keine Gefühle für ihn?«, fragte Henare weiter, wobei seine Stimme fast schon besorgt klang.
    »Ich gebe zu, in der ersten Zeit war ich mir nicht sicher«, antwortete Lillian, ohne den Blick von den Sternen abzuwenden. »Doch das war in dem Augenblick vorbei, als ich ihn fragte, was er von Frauen in der Wissenschaft hält.«
    »Lassen Sie mich raten: Er hält nichts davon.«
    Lillian nickte. »Er hat mich einer Bekannten vorgestellt, die einst vorhatte, Linsenschleiferin zu werden. Diese Frau hat alles für ihren Mann aufgegeben und ist nun zufrieden damit, ihm hier und da in seinem Laden auszuhelfen.«
    »Das mag für einige Frauen durchaus befriedigend sein.«
    »Und unzufrieden sah diese Frau auch nicht aus. Aber für mich wäre das nichts. Natürlich weiß ich, dass ich eines Tages heiraten werde, doch ich wünsche mir einen Mann, der mich unterstützt und mir hilft, meinen Traum zu verwirklichen.«
    »Sie werden solch einen Mann finden, da bin ich mir ganz sicher.«
    »Ravenfield wird versuchen, unserem Projekt zu schaden. Mein Großvater hat nicht davon gesprochen, weil ihm mein Wohl wichtiger ist als irgendwelche astronomischen Geräte, doch wahrscheinlich wird Ravenfield sein Angebot zurückziehen, Ersatzteile für die Teleskope zu kaufen.«
    »Ihr Großvater wird einen anderen Gönner finden. Mr Caldwell hat viele Kontakte, und wenn sich erst einmal herumgesprochen hat, dass es hier eine Sternwarte gibt, werden die wissenschaftsinteressierten gut betuchten Bürger der gesamten Süd- und Nordinsel hierherströmen. Man wird sich darum reißen, Ihrem Großvater unter die Arme zu greifen.«
    »Aber mein Ruf ist für die nächste Zeit ruiniert.«
    »Das glaube ich nicht. Gerüchte kommen wie der Sturm und gehen auch schnell wieder. In ein paar Wochen werden die Leute etwas anderes gefunden haben, über das sie sich die Mäuler zerreißen können.«
    Das bezweifelte Lillian, aber sie wollte diesen Augenblick nicht zerstören. Auch sie vertiefte sich nun wieder in

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