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Der Rote Mond Von Kaikoura

Der Rote Mond Von Kaikoura

Titel: Der Rote Mond Von Kaikoura Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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und öffnete dann die Gartenpforte. Sie hatte die Haustür schon fast erreicht, da kam ihr der Physiker auch schon entgegen.
    »Miss Ehrenfels.« Er deutete eine kleine Verbeugung an. »Sie sind also zurückgekehrt.«
    »Ja, vor ein paar Minuten.« Lillian blickte den Mann verwirrt an. Etwas an seiner Miene gefiel ihr ganz und gar nicht. Gab es ein Problem auf der Baustelle?
    »Ihr Großvater erzählte mir, dass Sie sich den Blutmond ansehen wollten. Ich hoffe, Sie haben sich viele Notizen gemacht. So ein Ereignis findet ziemlich selten statt, und meist kann man nicht einmal vorhersehen, wann sich der Mond richtig rot färbt.«
    »Ich bin sicher, dass meine Aufzeichnungen ausreichend sind.« Lillian fühlte, wie sie sich verkrampfte. »Was führt Sie zu uns, Mr Caldwell?«
    »Ich wollte Ihrem Großvater nur einen kurzen Besuch abstatten. Ich habe mir schon gedacht, dass Sie an seiner Stelle die Beobachtung durchführen würden. Mr Arana war bei Ihnen, nicht wahr?«
    »Ja, er war so freundlich, mich zu begleiten«, entgegnete Lillian, während ihr Unwohlsein wuchs und wuchs. War da ein merkwürdiger Unterton in seiner Stimme? Aber warum? Passte es ihm nicht, dass Henare sie unterstützt hatte? Immerhin würden die Erkenntnisse auch ihm zugutekommen …
    »Wissen Sie, wohin er jetzt geritten ist?«
    »Wieder zurück zur Baustelle, jedenfalls sagte er mir das.«
    »In Ordnung, dann will ich Sie nicht länger aufhalten.«
    Mit einer kleinen Verbeugung verabschiedete sich Caldwell und ging zu seinem Pferd. Lillian blickte ihm verwundert nach. Was war denn los mit ihm?
    Ihr Großvater würde es ihr sicher sagen können.
    Als sie das Zimmer ihres Großvaters betrat, verdichtete sich ihre düstere Vorahnung. Ein Schatten schien sein Bett zu umgeben, seine Miene war finster. Hatte Caldwell schlechte Nachrichten gebracht?
    »Großvater, geht es dir gut?«, fragte Lillian, worauf Georg nickte.
    »Es geht einigermaßen.« So kühl, wie seine Stimme klang, musste wirklich etwas geschehen sein. »Wie war die Beobachtung des Mondes?«
    »Es war ein Blutmond, Großvater!«, antwortete sie, doch jegliche Euphorie war plötzlich verschwunden. »Ich wünschte, du hättest ihn sehen können. Ich habe die Phasen aufgezeichnet und Notizen gemacht. Der heilige Ort der Maori ist einfach herrlich und bestens geeignet für solche Beobachtungen!«
    Anstatt sich mit ihr zu freuen, presste Georg die Lippen zusammen.
    »Warum war Mr Caldwell denn hier? Wollte er dich besuchen?«
    »Er kam, um mir von einem Gerücht zu erzählen, das in der Stadt kursiert. Ravenfield behauptet, dich verführt zu haben.«
    Lillian ließ sich auf den Stuhl neben dem Bett sinken. Offenbar kochte die Gerüchteküche wirklich auf großer Flamme.
    »Aber Großvater, ich habe dir doch erzählt, was er getan hat! Wie kannst du glauben, was Ravenfield oder die Leute sagen?«
    »Ich glaube ihnen ja nicht«, entgegnete er und ballte die Fäuste. »Ich würde diesem elenden Hundesohn am liebsten den Hosenboden strammziehen!«
    Lillian blickte ihren Großvater überrascht an. Dann zürnte er also nicht ihr?
    »Ich weiß, ich habe dich ermutigt, mit den jungen Leuten in der Stadt in Kontakt zu treten. Und gewiss hätte ich es auch gebilligt, wenn du dich mit ihm verlobt hättest, aber jetzt … Jetzt ärgere ich mich fast, dass ich dich geradezu gedrängt habe, mit ihm zu fahren.«
    »Du hast keine Schuld daran«, beruhigte Lillian ihn. »Ich bin letztlich mit ihm gefahren, weil ich geglaubt habe, dass er mir ein freundliches Angebot gemacht hätte. Und weil ich weiß, wie dringend du neue Linsen für das alte Teleskop benötigst. Alles, was danach geschehen ist … nun, ich habe es nicht herausgefordert und meine Ehre nach Kräften verteidigt. Und ich werde mich für immer von ihm fernhalten.«
    Georg seufzte. »Wenn das so einfach wäre …«
    »Warum?«, wunderte sich Lillian.
    »Ravenfield will uns die finanzielle Unterstützung entziehen.«
    Entsetzt schüttelte Lillian den Kopf. »Was? Das kann nicht sein Ernst sein!«
    »Und das ist noch nicht alles. Er muss mitbekommen haben, dass du dich mit Mr Arana gut verstehst. Er verlangt, dass wir ihn entlassen.«
    »Aber das kann er unmöglich verlangen! Seit wann hat dieser Kerl darüber zu bestimmen, wen ihr beschäftigt?«
    »Das habe ich Mr Caldwell auch gesagt. Wir alle wissen, dass er kein Recht dazu hat. Allerdings hat er damit gedroht, auch unsere Vereinbarung über das Land rückgängig zu machen.«
    Zunächst wollten

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