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Der rote Planet

Titel: Der rote Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander A. Bogdanow
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gehandelt. Er
wurde zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt.
    Bald erwies sich, dass keiner von seinen Nachfolgern imstande
war,
die gigantischen Arbeiten zu leiten; es gab falsche Entscheidungen,
Gelder wurden unterschlagen, überall herrschte Unordnung, der
ganze
Mechanismus des Werkes drohte auseinander zufallen, die Kosten wuchsen
ins Unermessliche. Unter den Arbeitern drohte die Unzufriedenheit in
einen Aufstand zu münden. Die Regierung wandte sich eiligst an
den
früheren Chefingenieur und bot ihm an, ihn zu begnadigen und
in seine
alten Rechte einzusetzen. Der Ingenieur lehnte die Begnadigung
entschieden ab, erklärte sich aber bereit, die Arbeiten aus
dem
Gefängnis zu leiten.
    Von ihm bestellte Revisoren klärten schnell alles an
Ort und Stelle
auf, Tausende von Ingenieuren und Lieferanten wurden entlassen oder vor
Gericht gebracht. Die Arbeiter wurden besser entlohnt und besser mit
Nahrung, Kleidung und anderen notwendigen Dingen versorgt, die
Arbeitspläne wurden überprüft und
berichtigt. Bald war die Ordnung
wieder hergestellt, und der gewaltige Mechanismus funktionierte
präzise
wie ein gehorsames Werkzeug in den Händen eines wahren
Meisters.
    Dieser Meister leitete nicht nur das gesamte Werk, sondern
entwarf
auch einen Plan für die künftigen Jahre. Gleichzeitig
bildete er einen
Stellvertreter aus, einen energischen und talentierten Mann, der sich
vom Arbeiter zum Ingenieur emporgearbeitet hatte. An dem Tage, an dem
die Haftstrafe ablief, war alles so weit vorbereitet, dass der Meister
ohne Befürchtungen das Werk in andere Hände legen
konnte, und als der
Premierminister im Gefängnis erschien, um den Gefangenen
freizulassen,
war der Chefingenieur aus dem Leben geschieden.
    Während mir Menni diese Geschichte erzählte,
zeigte sein Gesicht
einen Ausdruck unerbittlicher Härte. Menni war ein Ebenbild
seines
Ahnen. Ich spürte, wie sehr er diesen Mann, der vor mehreren
hundert
Jahren gestorben war, achtete und verstand. Das Kommunikationszimmer
war der mittlere Raum der unteren Etage. Dort befanden sich Telefone
und optische Apparate, die auf jede beliebige Entfernung das Bild
dessen übermittelten, was sie beobachteten. Ein Gerät
verband Mennis
Wohnung mit der Zentrale und über sie mit allen
Häusern der Stadt und
allen Städten des Planeten. Andere Apparate dienten als
Verbindung zum
unterirdischen Laboratorium, das von Menni geleitet wurde. Sie waren
ständig eingeschaltet: Auf feingegitterten Scheiben waren die
beleuchteten Säle sichtbar, wo sich große metallene
Maschinen und
gläserne Apparaturen befanden, davor Dutzende und Hunderte von
Arbeitern. Ich bat Menni, mich in das Laboratorium mitzunehmen.
    »Das darf ich nicht«, erwiderte er.
»Dort arbeiten wir mit Materie
in instabilem Zustand, und obwohl unsere Vorsichtsmaßnahmen
eine
Vergiftung mit unsichtbaren Strahlen oder eine Explosion fast
ausschließen, besteht diese Gefahr immer. Sie dürfen
sich ihr nicht
aussetzen, denn Sie sind hier der einzige Erdenmensch und
könnten von
niemandem ersetzt werden.«
    In Mennis Hauslaboratorium befanden sich nur die
Geräte und Materialien, die er gerade für seine
Forschungen benötigte.
    Im Korridor des Erdgeschosses hing eine Luftgondel, in die man
sich
jederzeit setzen konnte, um in beliebiger Richtung davonzufliegen.
    Ich fragte Menni, wo Netti wohne.
    »In einer großen Stadt zwei Stunden Luftweg
von hier entfernt. Dort
ist eine Maschinenfabrik mit mehreren zehntausend Arbeitern,
für Netti
genug Patienten für seine medizinischen Forschungen. Hier
haben wir
einen anderen Arzt.«
    »Und diese Maschinenfabrik darf ich bei Gelegenheit
besichtigen?«
    »Natürlich, dort drohen keine besonderen
Gefahren. Wenn Sie möchten, fliegen wir morgen hin.«

2. In der Fabrik
    Ungefähr fünfhundert Kilometer in zwei
Stunden — die Geschwindigkeit
des schnellsten Falken, die bisher nicht einmal von unseren
elektrischen Bahnen erreicht wird. Unten entfalteten sich in raschem
Wechsel seltsame Landschaften; merkwürdige Vögel
schössen an uns
vorbei. Die Sonnenstrahlen entflammten die
Häuserdächer und die
riesigen Kuppeln mir unbekannter Gebäude. Flüsse und
Kanäle glitzerten
wie Stahlbänder; weil sie an die Erde erinnerten, ruhten meine
Augen
auf ihnen aus. In der Ferne tauchte eine riesige Stadt auf, die rings
um einen kleinen See lag und von einem Kanal durchschnitten wurde. Die
Gondel verlangsamte

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