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Der rote Planet

Titel: Der rote Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander A. Bogdanow
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ihren Flug und landete sanft neben einem
hübschen
kleinen Haus — Nettis Wohnstatt.
    Netti kam uns erfreut entgegen. Er setzte sich in unsere
Gondel, und
wir flogen weiter. Die Fabrik lag an der anderen Seite des Sees.
    Fünf gewaltige Gebäude, kreuzförmig
angeordnet, alle von gleicher
Bauweise: gläserne Gewölbe, auf einigen Dutzend
dunkler Säulen ruhend,
ebensolche gläserne Platten, abwechselnd durchsichtig und
matt, als
Wände zwischen den Säulen. Wir landeten beim
zentralen und größten
Komplex, vor dem zehn Meter breiten und zwölf Meter hohen Tor,
das den
gesamten Raum zwischen zwei Säulen einnahm. Die Einfahrt wurde
von der
Decke des Erdgeschosses durchschnitten, mehrere
Schienenstränge führten
durch das Tor hinein und verloren sich im Inneren.
    Wir flogen durch die obere Hälfte der
Toröffnung und gelangten
gleich in den ersten Stock, wo uns Maschinenlärm
entgegenschlug.
Eigentlich war es gar kein Stockwerk, sondern ein Netz von
Brücken, das
von allen Seiten gigantische Maschinen überspannte. Einige
Meter
darüber sah ich ein zweites, ähnliches Netz,
darüber ein drittes,
viertes, fünftes; alle bestanden aus gläsernem
Parkett, das mit
Eisengittern durchzogen war, und alle waren durch eine Vielzahl von
Aufzügen und Treppen verbunden. Jedes höhere Netz war
kleiner als das
vorherige.
    Kein Rauch, kein Ruß, keine Gerüche, kein
Staub. In reiner Luft
arbeiteten die Maschinen harmonisch, von schwachem Licht
übergössen,
das jedoch überall hindrang. Aus Eisen, Aluminium, Nickel und
Kupfer
wurden Maschinenteile geschnitten, gesägt, geschliffen und
gebohrt.
Hebel, riesigen Stahlhänden ähnelnd, bewegten sich
gleichmäßig und
stufenlos, große Plattformen schoben sich mit elementarer
Genauigkeit
vorwärts und rückwärts, die Räder
und Treibriemen schienen
stillzustehen. Nicht die plumpe Kraft von Feuer und Dampf, sondern die
feine, aber noch mächtigere elektrische Energie war die Seele
dieses
Furcht einflößenden Mechanismus.
    Der Maschinenlärm klang beinahe melodisch, wenn sich
das Ohr an ihn
gewöhnt hatte, außer in den Momenten, da ein Hammer
von mehreren
tausend Tonnen Gewicht niedersauste und alles von dem Donnerschlag
erzitterte.
    Hunderte von Arbeitern liefen sicher zwischen den Maschinen
umher,
doch weder ihre Schritte noch ihre Stimmen waren in dem Meer der
Geräusche zu hören. Ihre Mienen drückten
keine gespannte Besorgnis aus,
sondern ruhige Aufmerksamkeit; die Arbeiter schienen neugierige
gelehrte Beobachter zu sein, die im Grunde mit alledem nichts zu tun
hatten; es interessierte sie einfach, wie die riesigen
Metallstücke,
die auf Schienenplattformen unter die gläserne Kuppel glitten,
in die
eiserne Umarmung dunkler Ungeheuer gerieten, wie diese Ungeheuer sie
sodann mit ihren festen Kiefern zerbissen, mit ihren schweren Pfoten
zerquetschten, mit ihren glänzenden scharfen Krallen
zerbohrten und
zerkratzten und wie endlich die überreste dieses grausamen
Spiels als
elegante Maschinenteile auf der Rückseite des
Gebäudes in leichten
elektrisch betriebenen Waggons abtransportiert wurden. Es schien ganz
natürlich zu sein, dass die Ungeheuer die kleinen
großäugigen
Betrachter, die vertrauensvoll zwischen ihnen spazierten, nicht
anrührten. Sie wären eine zu armselige Beute gewesen,
unwürdig der
drohenden Kraft der Giganten. Die Faden, die das empfindliche Hirn des
Menschen mit den unzerstörbaren Organen des Mechanismus
verband,
blieben unsichtbar.
    »Ich habe Maschinen und Arbeiter gesehen«,
sagte ich zu dem
Techniker, der mich nach dem Verlassen des Gebäudes nach
meinen
Wünschen fragte, »doch die Arbeitsorganisation ist
mir undurchschaubar
geblieben. Danach wollte ich Sie fragen.«
    Anstelle einer Antwort führte uns der Techniker in
einen
würfelförmigen Bau, der sich zwischen der zentralen
Halle und einem
Eckgebäude befand. Es gab noch drei weitere solche Bauten. An
den
schwarzen Wänden leuchteten viele Reihen weißer
Zeichen. Ich
beherrschte die Marssprache schon so weit, um die Zeichen zu
entziffern. Auf der ersten Tafel stand:
    »In der Maschinenproduktion beträgt der
überschuss pro Tag 968757 Arbeitsstunden, davon 11325
Arbeitsstunden von Fachleuten.
    In dieser Fabrik beträgt der überschuss 753
Arbeitsstunden, davon 29 Arbeitsstunden von Fachleuten.
    Kein Mangel herrscht in folgenden Bereichen: Bergbau, Chemie,
Erdarbeiten, Landwirtschaft... « In

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