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Der rote Prophet

Der rote Prophet

Titel: Der rote Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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inzwischen nahe genug gekommen war, um an der Pier anzulegen. Die Irrakwa-Schauermänner fingen die Leine auf und befestigten sie am Ankerspill. Dann begannen sie einen Singsang in ihrer unaussprechlichen Sprache, während sie das Schiff einholten. Sofort nach dem Anlegen fingen sie damit an, auf der einen Seite die Fracht zu löschen und auf der anderen die Passagiere an Land steigen zu lassen.
    »Ist das nicht raffiniert, wie sie das Löschen der Fracht beschleunigen«, meinte La Fayette. »Alles wird einfach auf diese schweren Wagen geladen, die auf Schienen ruhen – auf Schienen, genau wie Bergwerkswagen! Und dann ziehen die Pferde alles hier hinauf, so reibungslos und so leicht, wie man es sich nur wünschen kann. Wißt Ihr, auf Schienen kann man nämlich sehr viel schwerere Lasten bewegen als auf gewöhnlichen Räderwagen. Stephenson hat es mir das letzte Mal erklärt, als ich hier war. Das liegt daran, daß man nicht zu steuern braucht.« Und so plapperte er immer weiter. Und natürlich dauerte es nur kurze Zeit, bis er wieder über Stephensons Dampfmaschine sprach, die nach La Fayettes Überzeugung einmal das Pferd ersetzen würde. Er hatte einige davon in England oder in Schottland oder sonstwo gebaut, doch jetzt lebte er in Amerika. Aber hatte La Fayette Stephenson etwa eingeladen, seine Dampfwagen in Kanada zu bauen?
    O nein – La Fayette war es völlig zufrieden, sie für die Irrakwa bauen zu lassen, wobei er irgendwelche idiotischen Ausreden vor sich hinmurmelte. Etwa, daß die Irrakwa bereits Dampfmaschinen für ihre Webstühle benutzten und sich die ganze Kohle auf der amerikanischen Seite befände. Doch Frederic de Maurepas kannte die Wahrheit. La Fayette glaubte, daß die Dampfmaschine den Handel und das Reisen unendlich viel schneller und billiger machen würde. Und er glaubte auch, daß es besser für die Welt sei, wenn man sie in einer Demokratie aufbaute! Natürlich glaubte Frederic selbst nicht im entferntesten daran, daß diese Maschinen jemals so schnell werden würden wie Pferde, aber La Fayette glaubte an sie. Daß er sie nicht nach Kanada eingeführt hatte, war also schierer Hochverrat.
    Frederic mußte das Wort stumm mit den Lippen geformt haben. Oder La Fayette konnte wirklich die Gedanken anderer lesen – Frederic hatte Gerüchte gehört, daß La Fayette diese Fähigkeit besäße. Vielleicht hatte La Fayette es aber auch nur erraten. Oder der Teufel hatte es ihm eingegeben. Jedenfalls lachte La Fayette laut auf und sagte: »Frederic, wenn ich Stephenson seine Eisenbahn in Kanada hätte bauen lassen, dann hättet Ihr mich wegen Vergeudung von Geldmitteln für reinen Unfug festnehmen lassen. Aber wenn Ihr einen Bericht schreiben solltet, in dem Ihr mich des Hochverrats bezichtigt, weil ich Stephenson dazu ermutigt habe, in Irrakwa zu bleiben, dann wird man Euch nach Hause zurückbeordern und in einer wattierten Zelle einsperren!«
    »Ich sollte Euch des Hochverrats bezichtigen?« fragte Frederic. »Nichts läge mir ferner.« Dennoch bekreuzigte er sich für den Fall, daß es doch der Teufel gewesen war, der es La Fayette verraten hatte. »Haben wir jetzt nicht genug davon, die Schauermänner beim Löschen der Fracht zu beobachten? Ich denke, wir sollen uns mit einem Offizier treffen.«
    »Warum seid Ihr jetzt so begierig, ihn kennenzulernen?« fragte La Fayette. »Gestern habt Ihr mich noch ständig daran erinnert, daß er von gemeiner Herkunft ist. Ich meine, Ihr hättet sogar gesagt, daß er im Dienstgrad eines Korporals in die Armee eingetreten sei.«
    »Inzwischen ist er General geworden, und Seine Majestät hat es für tunlich erachtet, ihn zu uns zu schicken.« Frederic sprach mit steifer Höflichkeit. Dennoch bestand La Fayette darauf, amüsiert zu lächeln. Eines Tages, Gilbert, eines Tages ...
    Mehrere Offiziere in voller Ausgehuniform stolzierten die Anlegestelle auf und ab, doch niemand von ihnen besaß Generalsrang. Offensichtlich wartete der Held der Schlacht von Madrid auf einen großen Auftritt. Oder erwartete er etwa, daß ein Marquis und der Sohn eines Comte kommen und ihn in seiner Kabine begrüßen würden? Undenkbar.
    Und tatsächlich dachte er auch nicht daran. Die Offiziere traten zurück, und von ihrer beider Position an der Reling der Kanalbarkasse konnten de Maurepas und La Fayette zusehen, wie er von der Marie-Philippe auf den Pier hinunter stieg.
    »Oh, ein sehr großer Mann ist er ja nicht«, meinte Frederic.
    »In Südfrankreich werden sie nicht sonderlich

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