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Der rote Prophet

Der rote Prophet

Titel: Der rote Prophet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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es nicht. Es hängt davon ab, weshalb es ihrer Meinung nach geschehen ist. Vielleicht glauben sie, daß es bedeutet, daß Gott auf meiner Seite ist oder so.«
    »Glauben sie denn an Gott?«
    »Immerhin haben sie doch einen Propheten, nicht wahr? Genau wie in der Bibel. Ich hoffe nur, daß sie nicht glauben, daß ich ein Feigling und Betrüger bin, denn dann wird es mir nicht besonders gut ergehen.«
    »Dann werde ich ihnen einfach sagen, daß ich es war«, meinte Al.
    »Tu das nur nicht«, ermahnte ihn Measure. »Uns hat nur gerettet, daß sie nicht wußten, daß du es warst, der ihre Messer und Beile und so verändert hat. Hätten sie das gewußt, Al, dann hätten sie dir den Schädel zertrümmert, hätten dich in Stücke gehauen, und dann mit mir gemacht, was sie wollten. Gerettet hat uns nur, daß sie nicht wußten, woher das alles kam.«
    Dann sprachen sie darüber, wieviel Sorgen Pa und Ma sich jetzt machen würden, spekulierten darüber, wie wütend Ma wohl sein mochte, oder ob sie vielleicht zu besorgt war, um zornig auf Pa zu sein. Und dann mußten ja inzwischen auch Männer nach ihnen suchen.
    »Die werden darüber beraten, Krieg gegen die Roten zu führen«, meinte Measure. »Das weiß ich genau. Da gibt es jede Menge Leute aus Carthage, die Ta-Kumsaw sowieso schon genug hassen, weil er in diesem Jahr ihr Vieh vertrieben hat.«
    »Aber Ta-Kumsaw hat uns doch gerettet«, widersprach Al.
    »So sieht es wenigstens aus. Er hat uns aber nicht nach Hause gebracht, ja, er hat uns nicht einmal gefragt, wo wir zu Hause sind. Und wie kommt es, daß er genau im richtigen Augenblick erschien, wenn er nichts damit zu tun haben sollte? Nein, Al, ich weiß zwar nicht, was hier vorgeht, aber Ta-Kumsaw hat uns nicht gerettet. Oder wenn er es getan hat, dann hatte er dafür seine eigenen Gründe, und ich glaube, ich werde mich lieber nicht darauf verlassen, daß er uns Gutes tun will. Außerdem habe ich nicht besonders viel dafür übrig, mitten in einem Dorf der Roten nackt herumsitzen zu müssen.«
    »Ich auch nicht. Und ich habe Hunger.«
    Es dauerte jedoch nicht lange, bevor Ta-Kumsaw persönlich mit einem Topf Maisbrei zu ihnen kam. Es war beinahe komisch anzusehen, wie dieser hochgewachsene rote Mann, der sich wie ein König aufführte, einen Topf schleppte wie irgendeine rote Frau. Doch nach dieser anfänglichen Überraschung bemerkte Al, daß es bei Ta-Kumsaw richtig elegant aussah.
    Er stellte den Topf vor Al und Measure und nahm zwei Streifen von rotem, gewobenem Stoff auf, die um seinen Hals hingen. »Bedeckt euch«, sagte er und reichte jedem von ihm einen Stoff streifen. Doch sie hatten keine Ahnung, wie man einen Lendenschurz band, worauf Ta-Kumsaw lachte und Al aufstehen hieß. Dann kleidete er Al selbst an und zeigte es Measure, damit der sich auch bedecken konnte. Das war zwar nicht die richtige Kleidung, aber immer noch besser, als splitternackt zu sein.
    Dann nahm Ta-Kumsaw auf dem Rasen Platz, zwischen ihm und ihnen stand der Topf, und er zeigte ihnen, wie man den Brei aß – indem er die Hand hineintauchte, einen lauwarmen, geleedicken Klumpen hervorholte und ihn sich in den offenen Mund warf. Das Zeug schmeckte so fade, daß Alvin sich beinahe übergeben hätte. Measure bemerkte es und sagte: »Iß!« Also aß Alvin, und nachdem er erst einmal etwas heruntergeschluckt hatte, spürte er, wie sein Magen nach mehr verlangte, auch wenn es ihn immer noch reichlich Überwindung kostete, seine Kehle dazu zu bringen, den Transport zu übernehmen.
    Als sie den Topf ganz geleert hatten, stellte Ta-Kumsaw ihn beiseite. Dann musterte er Measure eine Weile. »Wie hast du mich zum Stürzen gebracht, weißer Feigling?« fragte er.
    Da wollte Al das Wort ergreifen, doch Measure antwortete viel zu schnell und laut: »Ich bin kein Feigling, Häuptling Ta-Kumsaw, und wenn Ihr jetzt mit mir ringt, wird es ein fairer Kampf sein.«
    Ta-Kumsaw lächelte grimmig. »Damit du mich vor all diesen Frauen und Kindern zu Boden stürzen kannst?«
    »Ich war es«, sagte Alvin.
    Ta-Kumsaw wandte langsam den Kopf zu ihm um, ohne daß sein grimmiges Lächeln erstarb – aber es wirkte nun nicht mehr so grimmig. »Sehr kleiner Junge«, sagte er. »Sehr nutzloses Kind. Du kannst den Boden unter meinen Füßen lockern?«
    »Ich habe einfach nur ein magisches Talent«, sagte Alvin. »Ich wußte ja nicht, daß du ihm nicht weh tun wolltest.«
    »Ich habe ein Beil gesehen«, berichtete Ta-Kumsaw. »Mit solchen Fingerabdrücken.« Er zog

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