Der rote Prophet
oder möglicherweise ermordet worden war. Da hatte Tack gesehen, daß es ein Unfall gewesen war, und so hatten sie ihn im Kirchhof beerdigen können und hatten auch seinen Mörder nicht suchen müssen.
Und so hofften sie nun, daß Tack ihnen würde sagen können, was hier auf dieser Lichtung geschehen war. Er scheuchte sie alle an den Waldrand zurück, damit sie ihm nicht im Weg standen. Dann ging er mit geschlossenen Augen ganz langsam in der Mitte der Lichtung umher. »Ihr hättet euch hier nicht so erregen dürfen«, meinte er nach einer Weile. »Alles, was ich sehe, ist, wie ihr euch angeifert.« Sie lachten, irgendwie waren sie verlegen. Sie hätten es besser wissen müssen, als die Erinnerungen eines Ortes durcheinanderzubringen, bevor Tack ihn überprüft hatte.
»Das sieht nicht gut aus. Ich sehe ständig Gesichter von Roten. Ein Messer, alle möglichen Messer, die auf die Haut von Leuten einstechen. Ein herabsausendes Beil.«
Al Miller stöhnte auf.
»Das ist alles ein Durcheinander, so viel ist hier geschehen«, meinte Tack. »Ich kann nichts richtig erkennen. Nein. Nein, ich kann ... ein Mann. Ein roter Mann, ich kenne sein Gesicht, ich habe ihn schon einmal gesehen – er steht einfach nur da, ohne sich zu rühren. Ich kenne das Gesicht.«
»Wer ist es?« fragte Brustwehr-Gottes. Aber er wußte es schon, er hatte eine gräßliche Vorahnung.
»Ta-Kumsaw«, sagte Tack. Dann öffnete er die Augen und blickte Brustwehr-Gottes beinahe entschuldigend an. »Ich hätte es auch nicht geglaubt, Brustwehr«, sagte er. »Ich habe immer gedacht, daß Ta-Kumsaw der tapferste Mann sei, dem ich je begegnet bin. Aber er war hier, und er hatte die Sache unter Kontrolle. Ich sehe ihn, wie er dort steht und wie er den Leuten sagt, was sie tun sollen. Hier vorn hat er gestanden. Ich kann ihn so deutlich erkennen, weil niemand anders längere Zeit an derselben Stelle gestanden hat. Und er war wütend. Daran besteht kein Zweifel.«
Brustwehr und die anderen glaubten ihm, alle wußten sie, daß Tack ein wahrhaftiger Mann war, und wenn er sagte, daß er sich sicher war, dann war er sich auch sicher. Aber es mußte doch irgendeinen Grund dafür geben. »Vielleicht ist er ja gekommen und hat die Jungen gerettet, habt ihr daran schon einmal gedacht? Vielleicht ist er gekommen und hat irgendeine Bande wilder Roter daran gehindert ...«
»Rotenfreund!« schrie jemand.
»Ihr kennt doch Ta-Kumsaw! Er ist kein Feigling, und Jungen zu entführen, das ist eine feige Tat. Ihr kennt den Mann doch!«
»Niemand kennt einen roten Mann wirklich.«
»Ta-Kumsaw hat diese Jungen nicht entführt!« beharrte Brustwehr-Gottes. »Ich weiß es!«
Da verstummten alle, weil der alte Al Miller sich den Weg nach vorn bahnte, zu der Stelle, wo Brustwehr-Gottes stand. Er baute sich vor seinem Schwiegersohn auf, und seine Miene war ein Abbild der Hölle selbst, so wütend war er. »Ihr wißt überhaupt nichts, Brustwehr-Gottes Weaver! Ihr seid der nichtsnutzigste Abschaum, der sich jemals auf der Oberfläche eines Nachttopfs gebildet hat. Erst habt Ihr meine Tochter geheiratet und wolltet nicht zulassen, daß sie Zauber benutzt, weil Ihr Euch so verdammt sicher wart, daß das Teufelswerk sei. Und dann habt Ihr es zugelassen, daß sich deine Roten die ganze Zeit hier aufhalten durften. Und als wir einen Palisadenzaun bauen wollten, da habt Ihr gesagt, nein, wenn wir ein Staket bauen, dann haben die Franzosen nur etwas, was sie angreifen und niederbrennen können, wir werden uns mit den Roten anfreunden, dann lassen sie uns in Ruhe, wir werden mit den Roten Handel treiben. Und schaut einmal, wohin uns das jetzt geführt hat! Schaut einmal, was Ihr für uns getan habt! Wie sind wir doch jetzt alle froh darüber, daß wir auf Euch gehört haben! Ich glaube nicht, daß Ihr ein Freund der Roten seid, Brustwehr-Gottes. Ich glaube nur, daß Ihr der größte Narr seid, der jemals den Hio überquert und in den Westen gekommen ist; und die einzigen Leute, die noch dümmer sind als Ihr, sind wir, wenn wir auch nur eine weitere Minute auf Euch hören sollten!«
Und dann drehte Al Miller zu den anderen Männern um, die ihn voller Ehrfurcht anschauten, als hätten sie zum ersten Mal in ihrem Leben seine Majestät geschaut. »Zehn Jahre lang haben wir hier nach Brustwehrs Pfeife getanzt. Aber für mich ist jetzt Schluß damit. Ich habe einen Jungen im Hatrack River auf dem Weg hierher verloren, und diese Stadt ist nach ihm benannt worden. Jetzt habe ich zwei
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