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Der Rote Sarg

Der Rote Sarg

Titel: Der Rote Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Eastland
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Schlachtmesser in Stücke gerissen. Oder es trifft eine der Granaten, und der Panzer explodiert von innen heraus. Glauben Sie mir, Inspektor Kirow, Sie wollen nicht im Panzer sein, wenn so ein Ding die Wand durchschlägt. Es zerreißt den Rumpf, und was übrig bleibt, ist so was wie ein riesiges Vogelnest.«
    »Versuchen Sie es noch mal«, sagte Pekkala.
    Wieder presste sich Kirow den Schaft an die Schulter, zog den Verschluss nach hinten, um die leere Patrone auszuwerfen, und legte die neue in die Kammer.
    »Diesmal«, sagte Gorenko, »zielen Sie auf den schmalen Spalt zwischen Turm und Wanne.«
    »Aber das sind doch kaum ein paar Zentimeter!«, sagte Pekkala.
    »Wir haben dieses Fahrzeug nicht entworfen«, sagte Gorenko, »um Ihnen das, was Sie hier vorhaben, zu erleichtern.«
    Kirow drückte das Gesicht an das Wangenpolster. Er kniff ein Auge zu und bleckte die Zähne. Seine Zehen gruben sich in den Boden.
    »Wann immer Sie bereit sind«, sagte Pekkala.
    Er hatte den Satz noch nicht zu Ende gesprochen, als eine Flamme aus dem Gewehr schoss. Die Luft schien zu erzittern.
    Als sich der Rauch um den Panzer verzogen hatte, zeigte sich ein weiterer silberner Streifen an der Turmbasis.
    Gorenko schüttelte den Kopf.
    Die gedrungene Gestalt des T-34 in der Ferne schien sich über sie lustig zu machen.
    »Sinnlos«, murmelte Pekkala. »Wir müssen uns was anderes einfallen lassen.«
    Kirow erhob sich und klopfte sich den Dreck von der Kleidung. »Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir die Armee rufen. Wir haben alles getan.«
    »Nicht alles«, sagte Gorenko.
    Beide Männer starrten ihn an.
    »Sogar Achill hatte seine Ferse«, sagte der Professor, fasste in seine Tasche und zog eine weitere PTR-Patrone heraus. Aber diese war anders. Statt des matten Grau des Tungsten-Stahls schimmerte diese Patrone wie Quecksilber. »Es ist eine Mischung aus Titan-Tetrachlorid und Kalzium«, erklärte Gorenko. »Sie wurde erst vor ein paar Jahren von dem Luxemburger Guillaume Kroll erfunden. Von diesem Zeug gibt es weniger als ein Kilo. Uschinskij und ich haben einiges davon für unsere Experimente erworben.« Er warf Kirow die Patrone zu. »Ich habe keine Ahnung, was passieren wird. Sie ist noch nie getestet worden.«
    »Laden Sie die Waffe«, sagte Pekkala.
    Beim nächsten Schuss gab es keinen roten Blitz. Stattdessen erschien am Turm ein kleiner, schwarzer Fleck. Sie hörten ein leises Knistern, das war alles.
    »Nichts«, murmelte Kirow.
    »Warten Sie«, sagte Gorenko.
    Einen Augenblick darauf war der T-34 von einem bläulichen Glühen umgeben. Dann erhob sich auf einer Flammensäule der Turm in die Luft. Eine Druckwelle ging vom Panzer aus, die das Gras niederdrückte. Als die Welle Pekkala erfasste, fühlte es sich an, als hätte ihm jemand einen Schlag gegen die Brust versetzt.
    Langsam drehte sich der Turm in der Luft, als wäre er federleicht, dann stürzte er zu Boden und bohrte sich in die Erde. Dicker schwarzer Rauch quoll aus dem Inneren des Fahrzeugs. Daraufhin waren weitere Explosionen zu hören, manche tief wie Donnerschläge, andere dünn und hoch, während die Munition im lodernden Panzer hochging.
    Kirow stand auf und klopfte Pekkala auf den Rücken. »Jetzt müssen Sie es aber zugeben!«
    »Was zugeben?«, fragte Pekkala argwöhnisch.
    »Dass ich ein guter Schütze bin! Ein fantastischer Schütze!«
    Pekkala murmelte Unverständliches.
    Kirow wandte sich an Gorenko und wollte ihm schon zum Titangeschoss gratulieren.
    Aber Gorenko starrte nur entgeistert auf das T-34-Wrack. »So viel Arbeit, um ihn zu erschaffen«, flüsterte er. »Es schmerzt, wenn man mit ansieht, wie er so zerstört wird.«
    »Wie viele von diesen Titangeschossen haben Sie noch?«, fragte Pekkala.
    »Eines.« Gorenko zog die andere Patrone heraus und legte sie Pekkala auf die ausgestreckte Hand.
    »Können Sie noch welche herstellen?«, fragte Pekkala.
    »Unmöglich.« Gorenko schüttelte den Kopf. »Was Sie hier in der Hand halten, ist alles Titan in diesem Land. Wenn Sie damit verfehlen, müssen Sie zu etwas primitiveren Mitteln Zuflucht nehmen.«
    »Sie meinen, Sie haben noch etwas auf Lager?«, fragte Kirow.
    »Als letzten Ausweg«, seufzte Gorenko. »Mehr nicht.« Er verschwand in der Fertigungshalle und kam kurz darauf mit einem Weiden-Picknickkorb zurück. Er stellte ihn vor die beiden Ermittler und nahm den Deckel ab. Drinnen befanden sich drei durch Holzleisten getrennte Weinflaschen. Die Flaschen waren nicht mit Korken, sondern mit

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