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Der Rote Sarg

Der Rote Sarg

Titel: Der Rote Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Eastland
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Befragung abgeholt habe«, sagte Kirow, »hat er Ihnen beim Verlassen des Restaurants eine Pistole gegeben. War das die von Ihnen erwähnte PPK?«
    »Ja, das war sie. Ich sollte sie für ihn aufbewahren. Er fürchtete, sie könnte konfisziert werden, wenn Sie ihn verhaften.«
    »Wo ist diese Waffe jetzt?«, fragte Kirow.
    Lachend wandte sich Maximow an Kirow. »Folgende Gegenfrage: An diesem Tag im Restaurant – haben Sie da gesehen, was er gegessen hat?«
    »Ja«, antwortete Kirow. »Was hat das alles mit der Waffe zu tun?«
    »Haben Sie auch gesehen, was ich gegessen habe?«
    »Einen Salat, glaube ich. Einen kleinen Salat.«
    »Genau!« Maximow hatte die Stimme erhoben. »Zweimal in der Woche ist Nagorski bei Tschitscherin zum Essen gegangen, und ich musste ihn begleiten, weil sonst keiner mitkommen wollte, noch nicht einmal seine Frau. Aber kam er jemals auf die Idee, mich einzuladen? Nein! Ich musste immer alles selbst bezahlen. Natürlich kann ich mir Tschitscherins Preise nicht leisten. Allein dieser Salat hat mehr gekostet, als ich sonst an einem ganzen Tag fürs Essen ausgebe. Und oft hat Nagorski noch nicht mal für sein Essen zahlen müssen. Also, wenn man nun von so jemandem einen so teuren Gegenstand wie eine deutsche Pistole überreicht bekommt, meinen Sie dann nicht auch, dass er einen bei der nächstbesten Gelegenheit dazu auffordert, sie wieder zurückzugeben?«
    »Beantworten Sie die Frage«, sagte Pekkala. »Haben Sie Nagorski die Pistole zurückgegeben?«
    »Nachdem Sie mit ihm fertig waren, hat er angerufen und mich vor die Lubjanka bestellt. Und das Erste, was er sagte, als er im Wagen saß, war: ›Geben Sie mir meine Pistole zurück!‹ Genau das habe ich getan.« Wütend warf Maximow den verdreckten Lumpen auf den Motor. »Ich weiß, worauf Ihre Fragen abzielen, Inspektor. Es mag ja meine Schuld sein, dass Nagorski tot ist, ich war nicht da und habe ihm nicht geholfen, als er mich gebraucht hätte. Wenn Sie mich deswegen verhaften wollen, nur zu! Aber eines scheinen Sie beide nicht zu verstehen: Mein Verantwortungsbereich erstreckte sich nicht nur auf Oberst Nagorski, sondern auch auf seine Frau und Konstantin. Ich habe versucht, dem Jungen ein Vater zu sein, wenn sich sein eigener Vater mal wieder nirgendwo blicken ließ, und genau aus diesem Grund und wegen der Folgen für die übrige Familie hätte ich dem Oberst nie auch nur ein Haar gekrümmt, egal, wie schlecht er mich behandelt hat.«
    »Gut, Maximow«, sagte Pekkala. »Nehmen wir an, Sie haben ihm die Pistole zurückgegeben. Hat Zalka recht mit seiner Behauptung, er hätte sie immer bei sich gehabt?«
    »Soweit ich weiß, entspricht das der Wahrheit«, antwortete Maximow. »Warum fragen Sie?«
    »Die Pistole fand sich nicht bei Nagorski«, erwiderte Pekkala.
    »Vielleicht ist sie ihm aus der Tasche gefallen. Wahrscheinlich liegt sie noch im Schlamm.«
    »Wir haben an der Stelle alles abgesucht«, sagte Kirow. »Wir haben keine Pistole gefunden.«
    »Kapieren Sie es nicht?« Maximow streckte sich zur geöffneten Motorhaube hoch und ließ sie mit lautem Knall zufallen. »Hinter alldem steckt doch Zalka! Er will Unruhe stiften. Der Oberst ist tot, aber Zalka ist immer noch eifersüchtig auf ihn.«
    »Er hat uns noch etwas erzählt, Maximow. Er sagte, Sie seien früher ein Attentäter des Zaren gewesen.«
    »Zalka soll zur Hölle fahren!« Er spuckte aus.
    »Stimmt es?«
    »Und wenn schon?«, blaffte er. »Wir alle haben Dinge getan, die wir gern vergessen würden.«
    »Nagorski hat davon gewusst, als er Sie als seinen Leibwächter angestellt hat?«
    »Natürlich«, sagte Maximow. »Genau deshalb hat er mich angestellt. Will man verhindern, dass man ermordet wird, sucht man sich am besten einen Mörder.«
    »Und Sie haben keine Ahnung, wo Nagorskis Pistole jetzt sein könnte?«, fragte Pekkala.
    Maximow griff sich sein Hemd, das auf einem leeren Benzinfass lag, und zog es sich über den Kopf. Seine großen Hände hatten mit den kleinen Perlmuttknöpfen zu kämpfen. »Ich habe keine Ahnung, Inspektor. Wenn sie nicht in der Tasche seines Mörders steckt, finden Sie sie vielleicht in Nagorskis Haus.«
    »Gut«, sagte Pekkala. »Ich werde noch heute Nagorskis Haus durchsuchen. Solange die Waffe nicht auftaucht, gelten Sie, Maximow, als derjenige, in dessen Besitz sie sich als Letztes befand. Sie wissen, was das heißt?«
    »Ja«, erwiderte der Leibwächter. »Es heißt, dass mir die Schuld an einem Mord in die Schuhe geschoben wird, den ich

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