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Der Rote Sarg

Der Rote Sarg

Titel: Der Rote Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Eastland
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nicht begangen habe.« Er wandte sich an Kirow. »Na, Major, sind Sie jetzt glücklich? Seit dem Mord an Nagorski suchen Sie doch nur einen Vorwand, um mich verhaften zu können.« Er streckte ihm die Arme mit nach oben weisenden Handflächen hin. »Egal, was passiert oder eben nicht passiert ist, Sie verdrehen so lange die Wahrheit, bis sie zu Ihrer Version der Ereignisse passt.«
    Kirow, rot vor Zorn, baute sich vor ihm auf. »Sie wissen, dass ich Sie allein schon deswegen verhaften könnte?«
    »Damit bestätigen Sie nur, was ich gesagt habe!«, schrie Maximow.
    »Es reicht«, fuhr Pekkala dazwischen. »Beide! Maximow, verlassen Sie die Stadt nicht, damit wir Sie jederzeit erreichen können.«

    Pekkala fuhr allein zu Nagorskis Haus.
    Der gleiche Wachposten begrüßte ihn am Eingangstor zur Anlage.
    Bevor Pekkala Nagorskis Datscha ansteuerte, hielt er vor der Hauptfertigungshalle. Drinnen saß Gorenko auf einem zerschossenen Ölfass und blätterte durch eine Zeitschrift. Der Wissenschaftler hatte die Schuhe ausgezogen, seine nackten Füße ruhten auf dem aus dem Fass gerieselten Sand.
    Als er Pekkala sah, lächelte er. »Guten Tag, Inspektor!«
    »Heute nichts zu tun?«, fragte Pekkala.
    »Alles schon erledigt!«, erwiderte Gorenko. »Vor zwei Stunden ist unser Prototyp zur Fabrik in Stalingrad abtransportiert worden.«
    »Ich wusste gar nicht, dass der Prototyp fertig ist.«
    »So gut wie«, antwortete Gorenko. »Wie gesagt, Inspektor, es gibt einen Unterschied zwischen ›ausgezeichnet‹ und ›vollkommen‹. Man kann immer etwas verbessern, Moskau allerdings scheint der Ansicht zu sein, dass der Massenproduktion nichts mehr im Weg steht.«
    »Wie hat Uschinskij es aufgenommen?«
    »Er ist noch nicht aufgetaucht«, erwiderte Gorenko. »Als Perfektionist, der er ist, wird er darüber nicht sonderlich erfreut sein. Sollte er wieder unsinniges Zeug von sich geben, schicke ich ihn zu Ihnen, Inspektor. Dann können Sie ihm ja ordentlich den Kopf zurechtrücken.«
    »Mal sehen, was sich machen lässt«, sagte Pekkala. »Warum ich hier bin, Professor: Ich suche nach der Waffe, die Oberst Nagorski gehört hat. Einer kleinen Pistole deutscher Herkunft. Anscheinend hat er sie immer bei sich getragen.«
    »Ich weiß«, sagte Gorenko. »Er hatte für das Ding kein Holster, deswegen hatte er es immer einfach so in der Tasche, da hat sie ständig gegen sein Kleingeld geklimpert.«
    »Wissen Sie, woher er sie hatte?«
    »Ja«, erwiderte Gorenko. »Es war ein Geschenk eines deutschen Generals namens Guderian. Guderian war Offizier im Krieg und hat ein Buch über die motorisierte Kriegführung geschrieben. Nagorski hatte es immer auf seinem Nachttisch liegen. Die beiden haben sich bei einer deutschen Waffenschau 1936 kennengelernt. Würdenträger aus der ganzen Welt waren dazu eingeladen. Nagorski war sehr beeindruckt, dort ist er auch mit Guderian zusammengetroffen, der ihm die Pistole als Geschenk überreicht hat. Nagorski sagte immer, er hoffe, dass wir niemals gegen sie kämpfen müssen.«
    »Danke, Professor.« Pekkala ging zur Tür und drehte sich noch einmal um. »Was machen Sie jetzt?«, fragte er.
    Gorenko lächelte traurig. »Ich weiß es nicht«, sagte er. »So ist es wohl auch mit den Kindern, wenn sie erwachsen sind und das Haus verlassen. Man muss sich an die Ruhe erst gewöhnen.«
    Einige Minuten später hielt Pekkala vor Nagorskis Haus.
    Frau Nagorskaja saß auf der Veranda. Sie trug eine kurze braune Cordjacke mit Stehkragen wie von einer russischen Militäruniform, dazu eine ausgebleichte blaue Leinwandhose, wie sie von Fabrikarbeitern getragen wurde. Ihr Haar steckte unter einem weißen, am Rand mit roten und blauen Blüten verzierten Kopftuch.
    Sie sah aus, als hätte sie jemand anderen erwartet.
    Pekkala stieg aus. »Entschuldigen Sie die Störung, Frau Nagorskaja.«
    »Ich habe Sie für einen von der Wachmannschaft gehalten, der kommt, um mich aus dem Haus zu vertreiben.«
    »Warum sollten sie das tun?«
    »Die Frage, Inspektor, lautet eher: Warum sollten sie es nicht tun, jetzt, da mein Mann tot ist?«
    »Gut, ich bin nicht gekommen, um Sie zu vertreiben.«
    »Was führt Sie dann hierher?«, fragte sie. »Haben Sie Antworten für mich?«
    »Nein«, entgegnete Pekkala. »Ich habe nur Fragen.«
    »Dann kommen Sie lieber mit rein«, sagte sie und erhob sich.
    Drinnen bot sie ihm einen der beiden Sessel vor dem offenen Kamin an. Unter dem Eisenrost lag in Zeitungspapier gewickeltes Reisig, auf dem

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