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Der rote Tod

Der rote Tod

Titel: Der rote Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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hättest ihm wenigstens einen Hinweis geben können, wo du sein würdest, so hätte ich dich finden können.«
    »Gibt es Probleme?«
    »Nur die, dass wir schon auf dem Weg zu Mutter sein sollten.«
    Oh je. Mit dieser Ankündigung der Verdammnis, die in der Luft hing wie ein Fluch, drängte er mich ins Haus.
    Warburton begrüßte mich mit einem Grinsen und einem Zwinkern, und ich besaß die Anständigkeit, ihm gegenüber zu erröten. Wir mochten Höflinge von Nora sein, aber ich war noch nicht bereit, jetzt mit ihm darüber zu reden. Wenn überhaupt jemals.
    »Du bist weiß wie ein Gespenst, aber es scheint dir ja gut zu gehen«, meinte er.
    »Der arme Oliver dachte schon, du seiest in einen Graben gefallen oder Schlimmeres.«
    Ich betrachtete seine eigene bleiche Haut mit neuen Augen. »Ja. Ich entschuldige mich allerseits. Es war falsch von mir, so plötzlich zu verschwinden. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich so lange weg sein würde.«
    »Das denkt man nie«, schnurrte er. »Komm herein, setz dich, und erzähl uns von ihr.«
    »Definitiv nicht!«, heulte Oliver von der Treppe her, während er zwei Stufen auf einmal nahm. »Sobald sie dein Gepäck nach unten gebracht haben, reisen wir ab.«
    Warburton zuckte ausdrucksvoll mit den Schultern. »Dann ein anderes Mal.
    Sie muss aber doch etwas Besonderes gewesen sein, oder?«
    Ich musste mich selbst daran erinnern, dass er immer noch den Eindruck hatte, ich sei bei irgendeinem Dienstmädchen gewesen. »Das war sie, in der Tat. Das ist das einzige Wort, das sie überhaupt beschreiben könnte.«
    Seine Augen weiteten sich vor innerem Gelächter. »Himmel, du hast dich verliebt, und das nach bloß einer einzigen Nacht, planst du, sie wieder zu sehen?«
    »Ja, da bin ich sicher. Wenigstens hoffe ich das.«
    »Dann wirst du einen Schutz aus Aalhaut benutzen müssen. Ich will deine Dame nicht beleidigen, aber du willst dir doch keinen Tripper oder keine Syphilis holen, wenn du mit ihr zusammen bist. Das wird dich auch davor bewahren, ein Balg zu zeugen, weißt du.«
    »Äh ...«
    »Keine Diskussion. Es gibt keinen Arzt im ganzen Land, der da anderer Meinung wäre. Oliver würde dir das Gleiche sagen, obwohl ich sicher bin, dass er dafür zu schüchtern ist, aber wenn ihr erst in Cambridge seid, frage ihn geradeheraus, dann wird er dir sagen, wo du welche bekommen kannst. Oder mich, wenn du so lange warten kannst. Ich werde erst in einer Woche oder so abreisen.«
    Er unterschied sich von dem grüblerischen Mann, von dem ich mich letzte Nacht verabschiedet hatte, und er unterschied sich stark von dem lebhaften Freier, den ich zuerst getroffen hatte: Er war freundlich und interessiert an noch anderen Din gen außer sich selbst. Ich fragte mich wieder, was Nora zu ihm gesagt haben mochte. Ich wusste, wie überzeugend sie sein konnte, aber dies stellte mein gesamtes Verständnis auf eine harte Probe.
    Oliver kehrte zurück, gefolgt von einigen Lakaien, die mit meinem Schrankkoffer und anderen Dingen zu kämpfen hatten. Er hatte die Kutsche, die mich hergebracht hatte, zu warten gebeten und überwachte nun den Vorgang des Beladens. Nachdem dies beendet war, eilte er zurück und drückte Warburtons Hand.
    »Es tut mir Leid, dass ich mich so beeilen muss, aber du weißt ja, wie Mutter ist.«
    »Das ist in Ordnung, mein lieber Freund. Ich sehe dich später in diesem Monat am gleichen Ort wieder?«
    »Natürlich! Komm, Jonathan. Ich bin nicht Josua, ich kann die Sonne nicht zum Stillstand bringen, obwohl, Gott weiß, im Moment käme es verdammt gelegen.« Er griff nach meinem Arm und zog mich nach draußen. Ich winkte Warburton einmal zu, der wieder grinste, und taumelte dann die Stufen hinunter und in die Kutsche hinein. Olivers schönes Pferd war hinten angebunden, sein Sattel und sein Futter lagen auf dem Boden der Kutsche und brachten mich ins Stolpern, als ich hineinstürmte. Glücklicherweise gelang es mir, mich so zu drehen, dass ich mit meinem Po auf einem Sitz landete.
    Oliver brach mir gegenüber mit einem erschöpften Seufzen zusammen. »Was für ein verdammtes Glück, dass du dies hier anstatt einer Sänfte oder eines Wagens gewählt hast. Wenn wir den Stadtverkehr hinter uns gelassen haben, werden wir die Zeit sicherlich wieder aufholen.«
    Ich entschuldigte mich noch einmal bei ihm.
    »Du brauchst dir keine Sorgen über meine Gefühle zu machen, es ist Mutter, die diese Angelegenheit schlecht aufnehmen könnte. Einige ihrer Freundinnen waren letzte Nacht auf

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