Der rote Tod
Antworten. Ich erinnere mich sehr gut an die Dauer, da auf dem Kaminsims eine Uhr stand. Ihr Ticken war klar und deutlich, aber ich debattierte innerlich mit mir selbst, ob der Mechanismus des Minutenzeigers defekt sei oder nicht, da das verdammte Ding sich kaum zu bewegen schien. Sonst hätte ich schwören können, dass Tage statt Stunden vergangen seien, bevor sie mich endlich gehen ließ.
Fast taumelte ich aus der Tür, innerlich furchtbar aufgewühlt und schwitzend wie ein Hufschmied. Es war ein ekelhaftes, vertrautes Gefühl, eins, von dem ich gedacht hatte, dass ich es mit Mutter hinter mir gelassen hätte. Hier schien es verdoppelt zu sein, da es doppelt unverdient war. Mutter fühlte Verbitterung und Vergeltung für eingebildete Kränkungen; Tante Fonteyn litt nicht unter solchen Wahnvorstellungen, sondern genoss es, Schmerzen um ihrer selbst willen zuzufügen. Sie war noch schlimmer als Mutter, denn Mutters gnadenlose Behandlung der Leute war möglicherweise auf ihren instabilen Geistes zustand zurückzuführen, Tante Fonteyn jedoch hatte keine solche Entschuldigung für ihr Verhalten. Mutter konnte sich nicht selbst helfen, aber meine Tante war sehr deutlich ihre eigene Herrin.
Oliver erwartete mich in der Halle, mit einem Becher, der etwas enthielt, das beträchtlich stärker war als Tee. Fast zu stark, denn nach dem ersten Nippen keuchte ich.
»Sachte, Vetter. Gib ihm Gelegenheit zu wirken«, warnte er mich.
Seine düstere Besorgnis brachte mich zum Lächeln, trotz meines roten Kopfes und meines Ärgers. »Du hast das schon oft zuvor erlebt, oder?«, scherzte ich.
»Viel zu oft.«
»Wie hältst du das aus?« Es sollte eigentlich scherzhaft klingen, aber es klang nicht lustig.
Als Antwort auf meinen Tonfall blitzten seine Augen auf, während er die sorgfältig geschlossene Tür ansah, die zur Höhle seiner Mutter führte. »Ich weiß, dass Gott gnädig ist – ich werde leben, um auf ihrem Grab zu tanzen«, flüsterte er mit wilder Leidenschaft, die mich verblüffte.
Plötzlich wurde ihm die Situation bewusst, und er machte einen Versuch, seinen Ausbruch vergessen zu lassen, indem er mit einer sorglosen Geste auf meinen Becher deutete. »Komm, trink das aus, und ich zeige dir die alte Ruine und stelle dich einigen der Vorfahren vor, die eingerahmt an den Wänden hängen. Das ist ein langweiliger und staubiger Haufen, aber wenigstens eine ruhige Gesellschaft. Du hast deine Pflicht bis zum Abendessen erfüllt.«
Ich stöhnte leicht auf bei dem Gedanken, tatsächlich eine Mahlzeit mit meiner Tante einnehmen zu müssen.
»Das wird nicht so schlimm«, meinte er mit einer mitfühlenden Beteuerung, was mich plötzlich an Elizabeth erinnerte. »Stimme einfach allem zu, was sie sagt, und danach gehen wir aus und betrinken uns richtig. Wir werden beim ersten Tages licht nach Cambridge abreisen. Mein Ehrenwort.«
Oliver hielt sein Wort, und wir fuhren am nächsten Morgen ab. Obwohl ich mich durch zu viel Wein und eine weitere Dosis Tante Fonteyn immer noch kränklich fühlte, war die Erholung in einer schlingernden Kutsche der unter dem Dach dieser Frau immer noch vorzuziehen. Ich erinnere mich nicht besonders gut an diesen letzten Teil meiner Reise von Long Island, nur daran, dass mir ein paar Mal schlecht wurde, dass ich Trübsal blies wegen Nora, und dass ich unglücklich und schockiert auf die trübselige Monotonie der Landschaft starrte, als wir uns unserem Ziel näherten.
Die Gedanken an Nora waren der beste und der schlimmste Teil der Reise. Ich erhielt natürlich keine Nachricht von ihr, aber hoffte darauf. Verschiedentlich kam mir die glückliche Vorstellung in den Sinn, dass sie uns in ihrer eigenen Kutsche überholen würde, wie in irgendeiner populären Ballade, oder sie sei uns vorausgereist und warte bereits auf meine Ankunft.
Ich war verliebt, ein Zustand, der sich nicht mit logischem Denken vertrug. Schließlich hörte ich damit auf, aus dem Fenster zu starren, und verbrachte die Zeit mit Spekulationen, wie lange sie wohl wirklich brauchen würde, um mich einzuholen.
Zu lange, schloss ich, indem ich rastlos auf meinem Sitz hin- und herrutschte.
Wir kamen am nächsten Tag in Cambridge an, nachdem wir uns dafür entschieden hatten, die Nacht in einem Gasthof zu verbringen, um uns selbst und den Pferden etwas Ruhe zu gönnen, anstatt sie bis zur Erschöpfung anzutreiben. Hätten wir gewusst, wie schwarz die Betttücher waren, hätten wir uns für eine andere, sauberere Möglichkeit
Weitere Kostenlose Bücher