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Der rote Tod

Der rote Tod

Titel: Der rote Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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erwies es sich sogar als ziemlich komfortabel, aber es war entschieden kleiner als ihre Residenz in London und ich sah Anzeichen, dass das Auspacken noch nicht beendet war.
    »Nun, Mr. Barrett! Wie schön, Sie wieder zu sehen!« Mrs. Poole rauschte eine steile Treppe hinab. »Sie sehen sehr gut aus. Bekommt Ihnen das akademische Leben?«
    Obwohl ich mehr als alles andere Nora sehen wollte, wurde ich durch die ehrliche Güte der Frau zur Geduld angehalten. »Ich glaube schon, Ma'am, aber ich habe noch nicht mit meinem Studium begonnen.«
    »Ich bin sicher, dass Sie gut zurechtkommen werden, wenn Sie erst einmal angefangen haben. Nora erzählte mir, Sie seien ein kluger Kopf.«
    In der kurzen Zeit, die wir gemeinsam verbracht hatten, hatten Nora und ich uns kaum mit intellektuellen Herausforderungen beschäftigt. Ich forschte in Mrs. Pooles Gesicht nach einem Hinweis auf einen falschen Beiklang oder spöttischen Humor, aber fand keinen. Sie hatte ungefähr das gleiche Alter wie meine Mutter und meine Tante, aber es lag ein Universum zwischen ihnen, was ihren Charakter betraf.
    Sie führte mich zu einem Raum, der ganz in der Nähe des Eingangs lag, und kümmerte sich darum, dass ich es bequem hatte. Gegen die Feuchtigkeit war ein Feuer entzündet worden, und heißer Tee, Kuchen und Brandy standen bereit. Kerzen brannten in Leuchtern und in den vielen Kerzenhaltern, die im ganzen Raum verteilt waren. Ich wurde unwillkürlich an unsere erste Nacht erinnert. Mein Herz begann zu pochen.
    Mrs. Poole entschuldigte sich mit einem freundlichen Lächeln. Sie hatte den Raum kaum verlassen, als Nora herein kam.
    Meine Erinnerung hatte mir in ihrer Abwesenheit Streiche gespielt. Das Gesicht und die Figur, die ich von ihr vor Augen gehabt hatte, unterschieden sich ein wenig von der Realität. Ich hatte sie in Gedanken größer gemacht und ihre Augen dichter zusammengesetzt, die feine Beschaffenheit ihrer Haut und die anmutige Form ihrer Arme vergessen. Sie jetzt zu sehen war, als erblicke ich sie zum ersten Mal, und ich fühlte erneut den bezaubernden Schock, als die Zeit für mich stehen blieb. Mein Herz wehrte sich gegen die Pause, doch es brauchte Hilfe, und die konnte nur von Nora kommen.
    Mit leuchtenden Augen rannte sie auf mich zu. Alle Uhren auf der Welt nahmen ihr Ticken wieder auf, als das Blut in meinem wirbelnden Gehirn rasch zu pulsieren begann.
    Von den nächsten Minuten habe ich nur eine verschwommene Erinnerung an Licht, an Freude, daran, dass ich sie festhielt, während ich versuchte, ihr meine Liebe in verstümmelten Worten zuzuflüstern. Verstümmelt, denn ich wurde ständig unterbrochen, als sie ihren Mund auf meinen presste. Schließlich gab ich das Reden für eine Weile ganz auf, was wohl die beste Entscheidung war, wenn man die Umstände bedenkt.
    »Ich hatte schon Angst, du hättest mich vergessen«, sagte ich zu ihr, als ich mich schließlich doch losriss.
    »Niemals. Es dauerte länger als erwartet, alles für die Reise vorzubereiten.«
    »Kannst du bleiben?«
    »So lange, wie ich möchte.« Sie strich mein Haar mit ihren Fingern zurück. »Das wird wohl eine lange Zeit sein, vermute ich.«
    Mein Herz begann zu schweben.
    Weitere Gespräche wurden verschoben. Wir waren zu hungrig aufeinander, um zu warten, und erklommen die Stufen, um uns direkt in ihr Zimmer zu begeben. Wie zuvor waren Mrs. Poole und die Bediensteten nirgendwo zu sehen. Das Bett war ein anderes, aber die Seidenlaken und Federkissen existierten noch, ebenso ihr Porträt und Dutzende von Kerzen. Ich half ihr, die Kleidung auszuziehen, meine Hände unbeholfen, während ich mich zu erinnern versuchte, wie ich es zuvor gemacht hatte. Nora lachte leise über meine Verwirrung, aber ermutigte mich auch. Ich war an der Reihe zu lachen, als sie versuchte, die Knöpfe an meiner Hose zu öffnen. Es hatte mich entschieden erregt, sie auszuziehen, und sie saß nun sehr stramm. Nora hatte Schwierigkeiten, ein loses Ende zu finden, um ihre Aufgabe zu vollenden.
    »So!«, triumphierte sie schließlich. »Ist das nicht viel besser?«
    Mit dem Rücken zum Bett schwankte ich unsicher auf einem Bein, als sie sich bemühte, meine Hose herunterzuziehen. »In der Tat, aber ich glaube, dass die Dinge noch verbessert werden könnten, wenn wir ...« Dem momentanen Verlust meiner Balance nachgebend, kippte ich rückwärts auf die Matratze und zog sie lachend mit mir. Die Bettwäsche und Kissen schienen sich wie Wolken um uns herum aufzublähen.
    Mein Herz

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