Der rote Tod
Burschen, die bei uns gewesen waren, waren in der Zwischenzeit abgereist, um bei ihren Familien zu sein oder sich den Loyalistentruppen anzuschließen. Ich war nicht geneigt, ihrem Beispiel zu folgen, aber Vater hatte mich dazu auch nicht ermutigt. Ich teilte seine Meinung, dass das Kämpfen lieber den Soldaten überlassen werden sollte, die sich damit auskannten. Er brauchte meine Hilfe mehr als sie, und es hatte sich mehr als ein Geschehnis ereignet, das mein Bleiben rechtfertigte.
Im Januar, während ich meine Rückkehr organisiert hatte, hatte Vater das Unglück gehabt, sich in Hempstead zu befinden, als ein Rebellentrupp, geführt von Colonel Heard, eingeritten war, um bekannte Loyalisten und Männer, die als solche verdächtigt wurden, zu zwingen, einen Gehorsamseid für den Kontinental- und den Provinzkongress zu unterschreiben. Er unterschrieb lieber, als sich verhaften zu lassen, aber sah später wenig Grund, sich an seine Einverständniserklärung gebunden zu fühlen.
»Ein erzwungenes Versprechen ist kein Versprechen«, sagte er zu mir. »Sie werden mit solchen Methoden keine neuen Verbündeten für ihre Sache finden, sondern bloß dafür sorgen, dass sich die Unentschiedenen gegen sie wenden.« War Vater zuvor unentschieden gewesen, so hatten ihre Aktionen die Angelegenheit für ihn geklärt.
Für einige Zeit. Nun schienen unsere britischen Retter ihr Bestes zu geben, um sich jene abspenstig zu machen, die ihnen die größte Unterstützung gezeigt hatten. Vaters unerschöpfliche Geduld zeigte Risse, als ein Fall nach dem anderen hereinkam. Heute Morgen hatten wir fünf Leute empfangen. Dieser Offizier, sein Sergeant und die Söldnertruppen waren sehr eifrig gewesen. Zweifellos zogen sie auch Nutzen aus ihren »legalen« Diebstählen.
Als ich meinen Entwurf beendet hatte, machte mein Vater eine Pause, um ihn durchzusehen. »Ist er in Ordnung?«, fragte ich nach einem Moment.
Er nickte befriedigt. »Warte, bis du am Gericht bist. Wenn du dich dort so gut anstellst wie hier ...«
Wenn wir bloß ein anderes Gericht hätten. Die anspruchsvolle Arbeit des Zivilrechtes war noch ein weiterer Aspekt des durch die Rebellion unterbrochenen Lebens. Unter diesen Umständen würde ich eine unnatürlich lange Zeit mit meiner Ausbildung verbringen.
Jemand klopfte an die Tür. Nachdem wir ihn beide hereingebeten hatten, öffnete Jericho sie leise und kündigte an, dass das Mittagessen fertig sei. Vater nahm seine Perücke ab, wir legten unsere Schreibwerkzeuge beiseite und marschierten in seinem Gefolge hinaus, um unsere angestammten Plätze an der Tafel einzunehmen.
Die Bibliothek lag in einem Eckzimmer des Hauses, und waren auf beiden Seiten die Fenster geöffnet, drang eine wohltuende Brise herein, die in den heißen Monaten für angenehme Kühlung sorgte. Das Speisezimmer war weniger vorteilhaft gelegen und verfügte nur über ein einziges Fenster. Es war in der vergeblichen Hoffnung weit geöffnet, die stickige Luft im Raum aufzufrischen, aber der Wind stand nicht in der richtigen Richtung, um viel Abkühlung zu bieten. Wir saßen und schmorten in der Hitze, stocherten in unserem Essen und tranken Unmengen.
Wenig hatte sich geändert in den Jahren, die ich fort gewesen war, und dieses Ritual am wenigsten. Mutter ließ sich aus über die ermüdendsten Themen oder beklagte sich über alles, was sie in den wenigen Stunden seit dem Frühstück aufgeregt hatte, normalerweise eine ganze Menge. Sie wurde munter unterstützt von Mrs. Hardinbrook und, in einem kleineren Ausmaß, von Dr. Beldon. Beide waren zu einem festen Bestandteil unseres Haushaltes geworden, wobei man von Beldon sagen konnte, dass er seinen Beitrag durch seine ärztlichen Fähigkeiten leistete. Er hatte sich als ziemlich fähiger Arzt herausgestellt, aber war immer noch anfällig für Speichelleckerei. Elizabeth ignorierte ihn, Vater tolerierte ihn, und ich ging ihm aus dem Weg, was manchmal schwierig war, da der Mann ständig um meine Freundschaft warb.
Heute war Mutter voller Erbitterung über einen weiteren Anstieg der Preise.
»... viermal so viel, wie sie letztes Jahr für den gleichen Gegenstand berechnet haben. Hätten wir nicht unsere eigenen Gartenanlangen, würd en wir diesen Winter Hunger leiden. So wie es aussieht, wird Mrs. Nooth Tag und Nacht arbeiten müssen, um unsere Vorräte aufzufüllen, wenn das Getreide anfängt zu reifen. Es ist eine Schande, Samuel.«
»In der Tat, das ist es, Marie«, meinte Vater, indem er einen
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