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Der rote Tod

Der rote Tod

Titel: Der rote Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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Howe den so genannten Kongress zusammentrommeln und die Sache zu einem Ende bringen.«
    »Das hoffe ich. Glaubst du, sie werden gehängt?«
    »Nur wenn sie erwischt werden. Sie waren dumm genug, diese Erklärung wegen Verrats zu unterschreiben. Wie anmaßend, vorzugeben, dass sie alle und jeden repräsentierten ...« Ich hatte eine Kopie von diesem Ding gemeinsam mit Vater gelesen und mich wie er über die aufrührerische Sprache und die Beschuldigungen gegen den König aufgeregt – allerdings fand ich, dass unter den jetzigen Umständen das Prinzip, dass das Militär vom Zivilrecht unabhängig und höher gestellt sein sollte, gerechtfertigt sei. Nun wurden Streitpunkte, über die vor Gericht hätte entschieden werden sollen, im Kampf geklärt. Vater und ich kamen zu dem Schluss, dass das absurde Dokument den Flammen übergeben werden sollte und seine Verfasser dem Galgen.
    Aber ... das war General Howes Problem, nicht meins, erinnerte ich mich selbst. Ich hatte andere Angelegenheiten, um die ich mich kümmern musste. Lange vor Morgengrauen weckte mich Jericho aus einem lethargischen Traumzustand, als er mit meinem Morgentablett hereinkam. Ein lebhaftes Bild von Nora Jones stand mir vor Augen, verblasste aber schnell, als ich versuchte, daran festzuhalten. Dann war es vollkommen verschwunden, und ich ergab mich in milder Frustration dem Unvermeidlichen. Der Geist jedes Menschen ist voll von Türen, die sich nur während des Schlafes öffnen, und meine schlugen bereits beim kleinsten Anzeichen von Erwachen fest zu.
    Die Träume beunruhigten mich, denn ihr Inhalt – wenn ich die seltene Gelegenheit hatte, mich an einen zu erinnern – war verstörend. Ab und zu gab mein schläfriger Geist ein Stück einer Erinnerung frei, die keinen Sinn ergab, obwohl ich während des Traumes keine Verständnisschwierigkeiten hatte. Oft ging es um Nora. Wir waren wieder auf der Party der Bolyns; ich tanzte mir ihr im Irrgarten, küsste sie, liebte sie. Es war angenehm und warm, auf die Art und Weise eines Traumes, aber wir beide waren von Kopf bis Fuß mit Blut bespritzt. Es war warm und wurde gerade klebrig, und sein schwerer Geruch lag in der Luft. Ich konnte es fast schmecken. Aber niemand von uns und auch sonst niemand schien es zu bemerken.
    Die andere Traumerinnerung war ziemlich prosaisch, aber aus einem mir unbekannten Grund viel erschreckender. Es war eigentlich gar nichts; nur, dass Tony Warburton von irgendeinem hohen Ort auf mich herablächelte. Ich erinnere mich, dass ich das erste Mal, als ich diesen Traum hatte, mit kaltem, glitschigem Schweiß bedeckt aufwachte, jede Kerze im Raum anzündete und unter der Decke zitterte wie ein Kind. Diese Reaktion ging schließlich vorüber, aber ich fühlte mich nach diesem Traum niemals ganz wohl.
    »Es wird heute sehr heiß werden«, meinte Jericho, als er zum Kleiderschrank ging, um Kleidung für mich auszuwählen.
    Ich trank Tee, wobei ich den Becher in beiden Händen hielt. »Es war gestern schon heiß.«
    »Heute noch mehr. Essen Sie jetzt, was Sie können. Später werden Sie nichts mehr wollen.«
    Er hatte immer Recht mit solchen Dingen. Ich arbeitete mich durch die Speisen, die er mir gebracht hatte, wobei ich meine Gedanken langsam von meinen sinnlosen Träumen auf die Aufgaben lenkte, die mich heute erwarteten. Ich plante, mich zu amüsieren, sogar in Beldons Gesellschaft.
    »Wünschen Sie eine Rasur?«, fragte Jericho.
    Ich fuhr mir mit dem Finger über meine stoppelige Wange. Er hatte mich gestern rasiert, und wären wir unserer üblichen Routine gefolgt, würde ich bis morgen keine neue Rasur brauchen. Sollte ich unsere Nachbarn mit einem glatten Kinn besuchen oder nicht? Nein, entschied ich, und sagte es Jericho. Die meisten Farmer und andere Männer rasierten sich nur einmal die Woche, nämlich für ihren Kirchenbesuch, und hielten das für ausreichend. Ich wollte sie nicht abschrecken, indem ich den Dandy spielte. Das war Beldons Spezialität.
    »Ist Beldon schon wach?«, murmelte ich um etwas Gebäck herum.
    »O ja. Sheba hat ihm gerade sein Tablett gebracht.« Es bestand keine Notwendigkeit, einen Kommentar darüber abzugeben, wie unpassend es war, dass ein junges Mädchen statt eines Hausdieners Beldon das Frühstück brachte. Nicht dass Beldon bei irgendjemandem auf irgendeine Weise ausfallend würde. Das Mädchen war ganz sicher vor ihm, wie es auch jeder Bursche im Haus war, denn er war wirklich ein anständiger Mann. Abgesehen von der Speichelleckerei,

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