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Der rote Tod

Der rote Tod

Titel: Der rote Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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erinnerte ich mich selbst automatisch.
    Bei näherer Betrachtung fand ich es seltsam, dass Mutter fähig war, vor Wut zu schäumen bei der irrigen Annahme von Unschicklichkeit zwischen Elizabeth und mir, und dabei den Doktor vollkommen ignorieren konnte. Das hatte ich einmal Vater gegenüber erwähnt, der meinte, dass Mutter es schlicht nicht wusste, oder, falls sie es doch tat, diese Möglichkeit verachtungsvoll einfach nicht erwog. Ob es sich nun um vorsätzliche Ignoranz handelte oder nicht, Beldon war sich ihrer bewusst, und wie viele andere Facetten des Lebens schien es ihn zu amüsieren.
    Jericho legte mir meine alte weinrote Jacke heraus. Ich hatte einige Muskeln hinzugewonnen, seit ich sie zuletzt getragen hatte, und die Säume waren ausgelass en worden, wonach die Änderungen sorgfältig mit modischer Borte bedeckt worden waren. Obwohl sie alles andere als fadenscheinig war, war sie nicht gerade neu zu nennen, und aus diesem Grunde das korrekte Kleidungsstück, wenn wir an einem Arbeitstag informelle Besuche bei Nachbarn machten. Daneben entfaltete er ein frisches Leinenhemd, eine Hose und meine zweitbesten Reit stiefel. Als ich sagte, ich wolle einen Strohhut gegen die Sonne tragen, schürzte er die Lippen, schüttelte den Kopf und brachte mir den zur Jacke passenden Hut.
    »Keine Perücke?«, fragte ich fröhlich.
    Er griff nach einem Kasten, aber da rief ich ihn hastig zurück.
    Da Beldon keinen Diener hatte, der ihm half, war er zehn Minuten vor mir in der Bibliothek. Vater, der noch seinen Morgenrock und seine seidene Nachtmütze trug, befand sich bei ihm, und sie gingen noch einmal die Namen der Leute durch, die wir besuchen sollten. Beldon meinte, dass die Liste zu kurz sei, aber Vater betonte, dass es besser sei, nur wenige auf einmal zu besuchen, als in sichtlicher Eile herumzuhasten.
    »Sie sind ein Arzt, der seine üblichen Patientenbesuche macht, und Jonathan kommt mit ihnen, um die Familien zu besuchen.«
    Und als Führer zu fungieren. Beldon kannte mittlerweile die meisten unserer Nachbarn, und sei es nur daher, dass er sie jeden Sonntag in der Kirche sah, aber er war sich weniger sicher, wo sie lebten, es sei denn, sie waren reguläre Patienten. Rapelji beispielsweise gehörte nicht zu dieser Gruppe. Seine Haushälterinnen, Rachel und Sarah, waren Meisterinnen darin, ihn mit ihrer Kräuterheilkunde bei hervorragender Gesundheit zu erhalten. Viele der örtlichen Farmer begnügten sich ebenfalls damit, mit ihren Krankheiten zu ihnen zu kommen, was ihnen die Bezahlung des Arztes ersparte.
    Ich bemerkte, dass Vaters Geliebte, Mrs. Montagu, nicht unter den auf der Liste Genannten zu finden war, obwohl ihr Haus auf dem Weg lag, den wir nehmen würden. Vielleicht würde er sich selbst darum kümmern, sie später zu informieren. Ich hoffte es . Aufgrund des ganzen Ärgers in letzter Zeit hatte ich das Gefühl, dass er zur Abwechslung dringend angenehme, entspannende Gesellschaft brauchte.
    Er ließ uns zur Seitentür hinaus, die in Richtung der Stallungen lag, und wünschte uns viel Glück. Unsere Reittiere standen bereit, für den Doktor ein Pferd, das er vor einiger Zeit gekauft hatte, und ein ähnliches Arbeitspferd für mich. Auf Rolly hätte ich besser reiten können, aber das Tier hätte unwillkommene Aufmerksamkeit erregt. Ich hatte kein Bedürfnis danach, ihn auf der Hauptstraße an irgendeinen habsüchtigen Offizier mit einem Bündel unausgefüllter Quittungen in der Tasche zu verlieren.
    Beldon brauchte einen Moment, um seine Arzttasche zu befestigen. Er überzeugte sich davon, dass sie fest saß, und schwang sich dann aufs Pferd. Die Pferde spürten vielleicht, dass ein langer Tag vor ihnen lag, und machten keine Anstalten, ihre Kraft mit unnötigem Tänzeln oder einer Demonstration ihres Temperamentes zu vergeuden. Wir ritten in ruhiger Gangart auf das Tor zu.
    »Es ist schön, endlich wegzukommen«, meinte Beldon. »Ich habe letzte Nacht kaum geschlafen bei dem Gedanken an diese Sache.«
    Ich gab ein nichts sagendes Geräusch von mir, das ich von Vater gelernt hatte. Es war nützlich, um fast jedes Gefühl auszudrücken, wobei die Interpretation dem Zuhörer überlassen blieb.
    »Es ist Ihnen klar, dass ich wirklich Patienten besuchen werde, nicht wahr?« Ich erwiderte, es sei mir klar.
    »Eine der Coldrup-Töchter hat Migräne, und der Jüngste der McCuins hat sich den Arm gebrochen ...«
    Er plapperte weiter, ein Mann, der an seiner Arbeit interessiert war. In dieser Hinsicht erinnerte

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