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Der rote Tod

Der rote Tod

Titel: Der rote Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat N. Elrod
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er mich an Oliver, und aus diesem Grund war ich besser in der Lage, seine Gesellschaft zu ertragen. Er war, wie Elizabeth gesagt hatte, »kein übler Kerl«.
    Wir wandten uns nach Osten, in Richtung der aufgehenden Sonne, deren Kraft bereits wuchs. Wie Jericho vorhergesagt hatte, würde es sehr heiß werden. Ich blinzelte gegen das sengende Sonnenlicht und schob mir den Hut ins Gesicht. Ich konnte nicht allzu gut sehen, wohin ich ritt, aber das Pferd kannte sich in dieser Angelegenheit aus und hielt sich auf der Straße.
    Wir kamen an Mrs. Montagus Tor vorbei. Eine Meile weiter die Straße hinunter sagte ich zu Beldon, dass wir hier die Straße verlassen müssten. Der Kessel des Kapitäns lag in dieser Gegend.
    Die Grenze unseres Grundstücks verlief hier. Die Grenze war ein Zankapfel zwischen Mrs. Montagu und Vater gewesen, nachdem ihr Ehemann vor vierzehn Jahren gestorben war. Zwei verschiedene Gruppen von Landvermessern waren zu sehr unterschiedlichen Interpretationen gelangt, wo die richtige Grenze lag, und der Fall kam vor Gericht. Vater hatte seinen Fall selbst vorgetragen und hätte ihn gewonnen, wäre Matilda Montagu während der Verhandlungen zu Hause geblieben. Als er sie traf, begann er ihren Anspruch wohlwollend zu betrachten und ließ die Klage fallen. Nach dem Anfang, der durch sein Wohlwollen und ihre Dankbarkeit geprägt war, entwickelte sich die Beziehung zwischen den beiden zu einer dauerhaften, befriedigenden und äußerst diskreten Freundschaft.
    Ich ritt nun voran, wobei mein Pferd sich zwischen den Bäumen seinen Weg suchte. Ich war nicht hier gewesen seit jenem April vor so langer Zeit, aber die Orientierungspunkte waren unverändert. Plötzlich hatte ich das entnervende Gefühl, dass ich wieder Vater und Mrs. Montagu sehen würde, wie sie Hand in Hand in der Ferne entlangwanderten. Natürlich war das närrisch, aber das Gefühl blieb und verstärkte sich noch, als wir uns dem Kessel näherten.
    Vögel kreischten und zankten sich über unseren Köpfen. Insekten summten und wichen ihnen aus. Die Luft war erfüllt mit ihrem Lärm, schien aber durch die aufsteigende Hitze gleichzeitig zu verstummen und sich abzuflachen. Oder durch die Entfernung. Es schien dort, wo wir uns befanden, nicht sehr viel Aktivität zu geben.
    »Ich glaube, dass wir nicht allein sind«, sagte Beldon, indem er kaum die Lippen bewegte und gerade laut genug sprach, dass ich ihn trotz der Bewegung der Pferde noch hören konnte.
    Man kann es normalerweise fühlen, wenn jemand einen Beobachtet; ich hatte das Gefühl nur nicht deuten können. »Wo?«
    »Vor uns. Auf beiden Seiten. Ich glaube, wir sollten umdrehen.«
    Ich stimmte ihm vollkommen zu, und wir beide wandten uns gleichzeitig um, ohne ein weiteres Wort. Es konnten Kinder beim Spielen oder ein Liebespaar beim Stelldichein sein, aber es konnte sich auch um zahlreiche weniger unschuldige Bedrohungen handeln. Es war besser, zurückzukehren, nachdem das Prickeln auf unseren Nacken verschwunden war.
    Aber diese Chance bekamen wir nicht. Bevor wir fünfzig Meter hinter uns gebracht hatten, trat ein gefühllos aussehender Mann in Uniform aus dem festen Dickicht hervor, richtete seine Muskete auf uns und befahl uns mit einer rauen Stimme, die einen starken Akzent aufwies, anzuhalten.
    Ich kannte die Uniform. Jedermann auf der Insel kannte sie. Der Mann war ein Söldner.

KAPITEL
10

    Ein zweiter Mann trat neben ihn und stieß barsch einen weiteren Befehl an uns aus.
    »Runter!«, übersetzte der erste.
    Beldon und ich wechselten Blicke. Heroismus war das Letzte, was wir im Sinn hatten. Nicht, dass wir etwas gehabt hätten, wofür wir heroisch hätten sein können. Sobald wir uns erst einmal ausgewiesen hätten, würden wir gehen dürfen – das hoffte ich zumindest.
    Vorsichtig saßen wir ab und behielten die Zügel in der Hand. Wir musterten die Soldaten und wurden von ihnen gemustert. An unserer Kleidung sahen sie, dass wir Herren waren, aber heutzutage gab es Unmengen von so genannten Herren, die sich gegen den König stellten. Die Gesichter der Männer waren gerötet, und ihre schweißdurchtränkten Uniformen boten den Beweis dafür, dass sie bereits einige Zeit durch den Wald marschiert waren. Es erschien mir sicher, dass sie einen guten Grund für diese Übung hatten, vielleicht einen, der für mich und Beldon nichts Gutes bedeutete. Beldons Pferd, das der Situation höchst gleichgültig gegenüberstand, beugte den Kopf und begann Gras zu fressen.
    Der zweite Mann

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