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Der Rote Tod

Der Rote Tod

Titel: Der Rote Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ähnlichen Gedankengang gehabt. Als die Morde passierten, hat dieser Richard Kohler hier gastiert.«
    »Könnte ein Hinweis sein.«
    »Halten wir ihn mal fest.« Harry nahm wieder einen kräftigen Schluck zu sich und sprach weiter.
    »Was weiß man überhaupt von diesem Roten Tod? Was hat er mit Göttingen zu tun?«
    »Kurz nach dem Dreißigjährigen Tod soll er aufgetaucht sein. Er war ein Bader, ein Mediziner, ein Arzt, ein Heiler, und er war jemand, der sich auf die Wanderschaft begeben hat. Du kannst dir nicht vorstellen, wie Europa damals ausgesehen hat. Das war die reinste Anarchie. Es gab keine Gesetze mehr. Horden marodierender Söldnerbanden durchzogen das Land. Morde, Plünderungen, Folter, das alles war gewissermaßen an der Tagesordnung. Und auch Krankheiten.«
    »Die Pest«, sagte ich.
    »Eben, das war die schlimmste Seuche.«
    »Hatte der Rote Tod etwas damit zu tun?«
    »Die Frage kann ich dir nicht beantworten, John. Er kam in die Stadt und hat geheilt.« Harry Stahl hob die Schultern. »Ob es sich dabei um Pestkranke gehandelt hat, weiß ich nicht. Jedenfalls hat er es getan und war hier sehr gut angesehen. Er muss wohl für mehrere Wochen in Göttingen gewesen sein. Man hat ihn hochverehrt, und als er dann gehen wollte, hat er seine Bedingungen gestellt.«
    »Die lauteten?«
    »Er wollte zwei Frauen mitnehmen. Junge Frauen. Nur für sich zunächst. Später jedoch für einen anderen, das hat er den Leuten zu verstehen gegeben.«
    »Wer war der andere?«
    »Keine Ahnung, John. Möglicherweise der Teufel. So genau weiß man das nicht. Der Teufel kann ja auch dafür gesorgt haben, dass er diese Heilkräfte bekam.«
    »Die Stadtväter haben ihr Versprechen nicht gehalten, nehme ich an.«
    »So ist es, John. Sie lehnten ab. Der Arzt aber blieb hart. Sie warfen ihn in den alten Kerker am Rathaus. Den kannst du heute noch besichtigen. Dort wurde er dann gefoltert. Einige Kirchenvertreter kamen auf die Idee, dass die Heilungen der Menschen wohl nicht mit rechten Dingen zugegangen waren. Aus dem Arzt wurde ein Hexer, praktisch eine männliche Hexe. Viele waren dafür, ihn zu verbrennen oder zu vierteilen. Bevor über sein Schicksal abgestimmt werden konnte, hat man ihn aus dem Kerker befreit. So verletzt und durch die Folter gezeichnet er auch war, ihm ist die Flucht gelungen, und man hat nie wieder etwas von ihm gehört. Ein Stadtschreiber schrieb seine Geschichte auf, die nicht die Berühmtheit erlangt hat wie die des Rattenfängers von Hameln. Sie ist stark in Vergessenheit geraten.«
    »Bis heute.«
    »Du sagst es.«
    »Und jetzt ist er wieder da!«
    Harry strich einen Tropfen von der Wasserflasche weg. »Es ist möglich, John, und ich muss mich da auf die Aussagen der Kollegin Ulrike Dom verlassen. Sie hat mit der Zeugin gesprochen, und auf deren Beschreibung müssen wir uns verlassen.«
    »Hat man diesen Heiler oder Hexer in der alten Geschichte nicht genau beschrieben?«
    »Nein, das hat man nicht, wie ich weiß. So sind den Spekulationen Tür und Tor geöffnet.«
    »Schade.«
    »Jetzt bist du an der Reihe, dir Gedanken zu machen. Du bist der große Fachmann.«
    »Hör auf, Harry. Wir beide hängen uns rein. Mich macht nur eben die Untersuchung des Blutes stutzig. Es ist ein altes Blut, aber ob es das Blut dieses Arztes war, kann niemand mit Bestimmtheit sagen. Mich würde noch interessieren, wie er geheißen hat.«
    »Alexis Kroland.«
    »Der Name sagt mir nichts.«
    »Da können wir uns die Hand reichen.«
    Ich deutete auf Harry’s Glas. »Trink es leer, dann werden wir uns von hier verabschieden.«
    Ich ging schon vor, fand die Bedienung und bat sie, die Summe auf meine Rechnung zu schreiben. Dann stieg ich die helle Steintreppe hinab ins Freie. Was stimmte, was war hinzugedichtet? Ich wusste es nicht. Tatsache waren die drei Leichen, und das waren genau drei zu viel...
    ***
    Hanna hatte ganz normal in die Schule gehen wollen, doch waren ihre Eltern strikt dagegen. Es konnte sein, dass sich gewisse Dinge längst herumgesprochen hatten, und die Kohlers wollten nicht, dass ihre Tochter damit konfrontiert wurde.
    Am Küchentisch hatten sie das entschieden. Das Mädchen war nach einigem Murren auch einverstanden gewesen.
    »Außerdem wird dich bestimmt die Polizei noch mal vernehmen wollen«, hatte Hannas Mutter gesagt, »und da ist es besser, wenn du zu Hause bist.«
    »Dann gehe ich aber in meinen Bereich und lese.«
    »Kannst du gern.«
    »Oder nach draußen?«
    »Wieso?«
    »Etwas spielen.
    »Mit

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