Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Rote Tod

Der Rote Tod

Titel: Der Rote Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
unglaublich. Dieser Mensch , drohte tatsächlich damit, sein eigen Fleisch und Blut zu töten, nur um seine perverse Rachelust zu befriedigen.
    Aber sie glaubte ihm. Wer drei Morde hinter sich hatte, schreckte auch vor einem vierten oder fünften nicht zurück. Richard hatte sein wahres Gesicht gezeigt. Er war eine menschliche Bestie und hatte seine Seele verkauft.
    Seele verkauft! Ihr Mann spielte es. Auf der Bühne, als Akteur, der bejubelt wurde. Der den Beifall aufsaugte wie ein trockener Schwamm das Wasser, genau dies musste ihn so verändert haben, dass er Wahrheit und Schauspiel nicht mehr unterscheiden konnte. War er deshalb zu einer gespaltenen Persönlichkeit geworden?
    Oberflächlich gesehen schon. Nur gab es da ein Problem. Menschen mit gespaltenen Persönlichkeiten sahen in der Regel normal aus und besaßen keine mit Blut gefüllten Augen. Auch kein Gesicht, das durch kleine Wunden gezeichnet war, aus denen Blut gequollen war.
    Trotz allem, Gertrud war mit Richard verheiratet. Ihre Ehe war nicht immer perfekt gewesen. Welche war das schon? Sie hatten gemeinsam ein Kind großgezogen und sich somit in der Normalität bewegt. Die hatte er jetzt verlassen, und die Frau musste einsehen, dass sie all die Jahre über getäuscht worden war.
    Sie brauchte ihn nur anzuschauen, um den Beweis zu bekommen. Aber die innerliche Sperre blieb. Sie konnte es nicht hundertprozentig glauben. Da fehlte ihr einfach etwas.
    Ihre Hand schob sich vor, um Richard anzufassen. Auf dem Weg dorthin stoppte sie, als ihr einfiel, dass es wohl keinen Sinn hatte, sich so zu verhalten. Sie zog die Hand wieder zurück und war nicht mal sicher, ob ihr Mann die Bewegung überhaupt bemerkt hatte.
    Er merkte etwas von ihrem inneren Kampf und zeigte mit dem Zeigefinger gegen ihre Brust. »Sind drei Tote nicht Beweis genug für meine Veränderung, Gertrud?«
    Sie schluckte. Dann nickte sie. Ja, sie konnten nicht wegdiskutiert werden. Es gab sie. Göttingen war zu einer Hölle geworden. Zumindest über die beiden Toten hatten die Zeitungen berichtet. Eine alte Legende war hervorgekramt worden. Irgendetwas mussten die Menschen ja haben, um sich daran festzuhalten. Dass die alte Legende jedoch zu einer Tatsache geworden war, damit konnte niemand rechnen. Das würde auch nicht passieren, weil es einfach nicht passte.
    Aber die Legende lebte. Das hatte Richard auf grausame Art und Weise bestätigt.
    Er blieb auch weiterhin auf seinem Platz sitzen, scheu beobachtet von seiner Frau, die sich fragte, was nun mit ihm passieren würde. Blutige Augen, ein blutiges Gesicht, von Schnittwunden gezeichnet, Mensch und Monster zugleich.
    Das kam zusammen, das war zu sehen. Keine Täuschung, und sie fragte sich, ob ihr Mann sich so auf die Straße trauen würde. Das war unmöglich. Er konnte es nicht schaffen. Jeder würde ihn sehen und ihn anstarren.
    Sie sah, dass er wieder seine Hände hob und damit durch sein Gesicht strich. Er drückte die Finger in die Augen hinein, er kümmerte sich um seine Wunden, und dann passierte etwas, dass sie ebenfalls nicht begreifen konnte.
    Richard zog die Haut wieder vor seine Wunden. Er richtete sein Gesicht. Das Blut verschwand. Nicht einmal ein Tropfen lag wie eine Perle auf der Haut. Es ging alles gut, es wurde alles gut, und plötzlich saß jemand vor ihr, der aussah wie immer.
    Nicht mehr ein Hyde, sondern ein Jekyll.
    Vor Staunen bekam Gertrud den Mund nicht mehr zu. Sollte sie sich denn so geirrt haben? War das, was sie gesehen hatte, gar nicht wahr gewesen? Eine Täuschung, eine Einbildung? War sie etwa verrückt? Hatte ihr die Fantasie einen Streich gespielt?
    »Richard...«
    Er reagierte nicht, sondern strich noch mal über sein Gesicht, als wollte er alle Falten glätten.
    »Bitte, Richard, du musst mir zuhören.«
    Er drehte langsam den Kopf. Jetzt war Gertrud wieder in der Lage, direkt in seine Augen zu schauen. Sie hatten die normale Farbe zurückgewonnen. Zwar dunkel, aber nicht blutig. Nirgendwo sah sie das Blut, nicht im Gesicht, nicht auf den Händen, und auch nicht in seinen Haaren. Nur eine dünne Schicht aus Schweiß bedeckte seine Haut.
    Er redete doch. »Du kennst jetzt die Wahrheit, Gertrud. Göttingen ist meine Bestimmung. Hierfür habe ich gelebt. Ich wusste, dass mein Auftritt kommen würde. Hier werde ich mein Spiel durchziehen, und du wirst es mitmachen. Allein um unserer Tochter willen.«
    »Sie hat dich gesehen. Hat sie dich auch erkannt? Weiß sie jetzt, wie dein eigentliches Gesicht

Weitere Kostenlose Bücher