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Der Rote Tod

Der Rote Tod

Titel: Der Rote Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bekommen und richtig losgeschrien. War auch mehr wegen des Toten, denn ihn hat ja niemand weggenommen.«
    »Das ist wohl wahr. Und erkannt hast du den Roten Tod nicht, sage ich noch mal.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Hm.« Harry musste für einen Moment nachdenken. »Kam er dir verkleidet vor?«
    »Kann sein.«
    »Und was war mit seinem Gesicht?«
    »Das war so nass. Aber nicht vom Wasser. Ich glaube, dass es Blut gewesen ist.«
    Was sollten wir dazu sagen? Hanna war wirklich so etwas wie ein Phänomen. Sie hatte diese Begegnung bereits verkraftet, und ich fragte mich, wie das möglich war. Sollten etwa die Bücher dafür verantwortlich gewesen sein, die Hanna gelesen hatte? Fühlte sie sich wie eine Heldin aus ihren Romanen?
    Das konnte zutreffen. Trotzdem hatte sie irrsinniges Glück gehabt, dass der Rote Tod sie nicht auch umgebracht hatte. Möglicherweise gab es dafür auch ein Motiv.
    »Er hatte ein Gesicht, nicht wahr?«, fragte ich.
    »Klar, das hatte er.«
    »Und hast du außer dem Blut noch etwas gesehen, was dir irgendwie bekannt vorgekommen ist?«
    »Nein, das habe ich nicht.«
    »Er war dir also fremd.«
    »Klar.«
    Nach dieser Antwort schaute sie uns so offen an, wie sie es zuvor getan hatte. Verdammt noch mal, ich wusste nicht, ob ich ihr glauben sollte. Hanna konnte uns ebenso gut an der Nase herumführen. Mir fiel noch eine Frage ein, die ich sofort stellte.
    »Hast du den Toten gekannt? Kam dir der Mann schon mal als lebende Person...«
    »Habe ich nicht. Ich kann auch nicht viel mehr sagen. Gleich kommt diese Frau Dom. Ich soll eine Beschreibung abgeben. Man will wohl einen Zeichner holen, der alles festhält. Aber so findet die den Roten Tod nicht, das glaube ich nicht.«
    »Wie dann?«
    Sie fing wieder an zu schaukeln. »Keine Ahnung. Ich bin nicht von der Polizei. Vielleicht gehe ich mal hin.«
    »So was wie dich könnte man gebrauchen«, sagte Harry.
    »Weiß ich. Wurde mir schon von der Dorn gesagt.«
    Ich musste einfach lächeln und den Kopf schütteln. Dieses Selbstbewusstsein war unwahrscheinlich.
    Bisher waren wir allein gewesen, das aber änderte sich, als wir hinter uns die Geräusche eines anfahrenden Autos vernahmen. Wir drehten uns um. Ein heller BMW der Fünfer-Reihe schob sich näher. Im Lack seiner lindgrünen Karosserie spiegelten sich die Zweige und Äste der in der Nähe stehenden Bäume.
    »Das ist sie«, sagte Hanna, und es klang nicht eben begeistert. »Die Frau Hauptkommissar Dom, die immer so unecht freundlich ist.« Sie schüttelte den Kopf. »So was mag ich nicht.«
    »Du bist wirklich ungewöhnlich«, meinte Harry.
    »Das muss man heute sein«, erklärte sie lässig und wie eine Erwachsene. Es gibt zu viel Mitte und Mainstream.«
    »Aha, danke für die Auskunft.«
    Ich hatte mich gedreht und schaute dem heranfahrenden Wagen entgegen, der jetzt anhielt. Die Fahrertür schwang auf, und eine Frau in braunem Kostüm stieg aus. Sie nahm die Brille ab, die sie während des Fahrens getragen hatte. Ihr Lächeln wirkte etwas aufgesetzt wie auch die falsche Freundlichkeit in Harry’s Stimme.
    »Das ist Frau Ulrike Dom«, stellte er die »Kollegin« vor, die uns die Hand entgegenstreckte.
    Als sie meine ergriff, sagte sie: »Und Sie müssen John Sinclair aus London sein.«
    »Genau das bin ich.«
    »Harry Stahl hat mir erzählt, dass ihn ein Freund besuchen will.«
    »Das bin ich auch.«
    »Ja, kann sein«, murmelte sie und verengte etwas ihre Augen, während das Lächeln blieb, »aber so richtig kann ich nicht glauben, dass es nur ein freundschaftlicher Besuch ist. Es könnte noch etwas anderes dahinter stecken!«
    »Was denn?«
    »Ich kenne jemanden beim Yard durch ein gemeinsames Seminar. Ihn rief ich an. Er kennt Sie, Mr. Sinclair. ich denke, ich brauche Ihnen nicht zu sagen, was er über Sie gesagt hat.«
    »Das überlasse ich Ihnen, Frau Dorn.«
    »Es gibt hier keine Geister.«
    »Wer sagt Ihnen denn, dass ich hinter Geistern her bin? Der Spitzname Geisterjäger trifft nicht ganz zu. Ich kümmere mich auch um andere Dinge, denke ich.«
    »Wie um den Roten Tod.«
    »Da mich mein Freund Harry gebeten hat, hier vorbeizuschauen, habe ich ihm den Gefallen gern getan. Das ist alles, Frau Dom.«
    »Danke, das wollte ich nur wissen.« Sie war sauer, hatte sich aber gut in der Gewalt und ging jetzt an uns vorbei, um sich Hanna Kohler zuzuwenden. »Bist du bereit, mitzukommen und uns zu helfen?«
    »Naja«, antwortete Hanna etwas gedehnt, »das hatte ich ja versprochen, und Versprechen

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