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Der Rote Wolf

Der Rote Wolf

Titel: Der Rote Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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schleckte die Erdnussbutter ab.
    »Vor dem Essen, Mama.«
    »Aber heute ist Freitag, da gibt es doch immer Eis.«
    Ihre Tochter überlegte.
    »Nach dem Essen«, sagte sie und lief hinaus.
    Thomas steckte den Kopf zur Tür herein und zeigte ihr sein vollkommen normales, alltägliches Gesicht mit den morgendlich müden Augen und den Haaren, die immer etwas anderes wollten als der Kamm.
    »Wie geht es dir?«
    Sie lächelte ihn an, schloss die Augen und streckte sich wie eine Katze.
    »Gut, glaube ich.« »Wir fahren jetzt.«
    Als sie die Augen wieder öffnete, war er fort.
    Heute wartete sie nicht die Stille ab, sondern war in der Dusche, noch bevor die Haustür ins Schloss gefallen war. Sie wusch sich die Haare, ließ eine Haarkur einwirken, schnitt sich die Haarspitzen und rieb sich ihre Beine mit Lotion ein.
    Dann schminkte sie ihre Wimpern, feilte die Fingernägel und zog einen sauberen BH an. Anschließend kochte sie Kaffee auf und machte sich ein Brot, das sie wahrscheinlich doch nicht würde essen können.
    Danach setzte sie sich an den Küchentisch und wurde auf der Stelle von Panik ergriffen. Sie floh, ließ Kaffee und Brot und einen ungeöffneten Joghurt auf dem Tisch zurück und taumelte zur Tür.
    Es schneite nicht mehr, aber der Himmel war grau. Harte Eis-Hocken wirbelten im Wind umher, wurden auf Straßen und Bürgersteige herabgeweht und piksten auf Haut und Haaren. Sie nahm keinerlei Farben wahr, die Welt war schwarzweiß geworden, und in ihrer Brust drehte sich dieser scharfkantige Stein.
    Sophia Grenborg. Grev Turegatan.
    Sie wusste, wo die Straße lag, schließlich hatte Christina Furhage dort gewohnt.
    Ohne nachzudenken, marschierte sie los.
    Die Fassade war honiggelb und mit Stukkarbeiten verziert, an denen sich Eiszapfen gebildet hatten. Die Erker hingen wie Rispen an den Seiten, die alten Fensterscheiben schimmerten ungleichmäßig, die Haustür war dunkelbraun und verschnörkelt.
    Sie hatte kalte Füße und Ohren, trat auf der Stelle und zog den Schal enger um ihren Kopf.
    Gutbürgerliche Verhältnisse, dachte sie und ging zum Eingang.
    An der modernen Klingelanlage war nicht zu erkennen, auf welchen Etagen die Bewohner des Hauses wohnten. Sie lehnte sich zurück und blinzelte die Fassade hinauf, als ließe sich so erkennen, wo Sophia Grenborg ihre Wohnung hatte.
    Schnee wehte ihr in die Augen, sodass sie tränten.
    Annika ging auf die andere Straßenseite, stellte sich in den Hauseingang gegenüber, holte ihr Handy heraus, wählte die Auskunft und bat, mit Sophia Grenborg in der Grev Turegatan verbunden zu werden. Falls Sophia die Nummer auf dem Display ablesen konnte, würde sie dann nicht ihre, sondern die der Telefongesellschaft sehen.
    Es klingelte, und Annika starrte hinüber. Irgendwo im Inneren dieses Hauses klingelte jetzt ein Telefon neben einem Bett, in dem in der vergangenen Nacht ihr Mann gelegen hatte.
    Nach dem fünften Klingeln schaltete sich ein Anrufbeantworter ein, und Annika lauschte der fröhlichen Leichtigkeit der Frau.
    »Hallo, Sie haben Sophias Nummer gewählt. Im Moment kann ich leider nicht an den Apparat gehen, aber …«
    Annika legte auf, die perlende Stimme blieb ihr im Ohr, der Stein in ihrer Brust begann zu glühen.
    Dann ging sie zur Eingangstür zurück, drückte einen Familiennamen nach dem anderen, bis sich schließlich eine alte Frau über die Sprechanlage meldete.
    »Ich komme vom Elektrizitätswerk«, erklärte Annika. »Wir müssen im Keller den Zähler ablesen, könnten Sie bitte aufmachen?«
    Das Schloss surrte, und sie schob die gut geölte Tür auf.
    Der Boden des Treppenhauses bestand aus gelbschwarzem Marmor, und die Wände waren bis in Brusthöhe mit dunkel gebeizten Eichenpaneelen verkleidet, die im Licht rauchfarbener Messingleuchter glänzten. Ein dicker Teppich schluckte alle Laute.
    Annikas Finger folgte der schönen Äderung der Leisten, während sie zu der Tafel mit den Namen der Mieter ging, die neben dem Aufzug hing. Sophia Grenborg thronte in einsamer Majestät im sechsten Stock.
    Langsam, lautlos und schwebend stieg sie die Treppen bis zum Dachgeschoss hinauf.
    Die Wohnungstür war moderner als die anderen Türen im Haus. Eine weiße Sicherheitstür mitten in einer hohen Backsteinwand.
    Breitbeinig betrachtete Annika das stählerne Namensschild, ihr Brustkorb hob und senkte sich, der Stein rotierte. Dann holte sie von neuem das Handy heraus, rief noch einmal die Auskunft an und ließ sich mit dem Landtagsverband verbinden.
    »Ich hätte

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