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Der Rote Wolf

Der Rote Wolf

Titel: Der Rote Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Zeitungsteil, den Thomas gerade las, um einen Blick auf die erste Seite zu werfen. Er zog gereizt die Zeitung an sich.
    »Warte mal«, sagte Annika, »kann ich nicht nur mal kurz einen Blick darauf werfen?
Björnlund ändert Bedingungen für digitale Sendelizenzen.
Na und?«
    »Der Vorstand wurde heute Nacht informiert, sie haben noch die letzte Maschine aus New York bekommen und sind vor einer halben Stunde gelandet. Man hat bereits mitgeteilt, dass alle Investitionen gestoppt werden. Um halb drei findet eine offizielle Vorstandssitzung statt, auf der alle Pläne ad acta gelegt werden.
    TV Scandinavia wird abgewickelt, und ich werde als Kulturreporterin beim Lokalradio enden.«
    »Jetzt mal ganz langsam«, sagte Annika und stieß Thomas mit dem Knie an, um sich mehr Platz zu verschaffen. »Wir wollen doch nicht gleich mit dem Schlimmsten rechnen. Warum könnt ihr denn nicht einfach über Satellit senden oder über Kabel?«
    Anne brach in Tränen aus, und Annika wurde der Ernst der Lage bewusst, während sich gleichzeitig Schuldgefühle in ihr regten.
    »Warte mal, ich geh schnell an einen anderen Apparat«, sagte sie.
    Sie knallte den Hörer auf die Gabel und stieß versehentlich Thomas an, als sie vom Tisch sprang.
    »Himmel noch mal«, knurrte er und zerknüllte die Zeitung auf seinem Schoß.
    »Bleib ruhig sitzen, ich gehe schon«, meinte Annika und trippelte, in das Badehandtuch gehüllt, ins Schlafzimmer.
    Sie legte sich ins Bett und hob den Hörer ab.
    »Es muss doch eine Lösung geben«, waren ihre ersten Worte. »Wo liegt denn das Problem?«
    Anne riss sich zusammen.
    »Das habe ich dir doch alles schon erzählt«, erwiderte sie schmollend, aber Annika unterbrach sie.
    »Ich weiß, dass ich nicht gut zugehört habe. Für mich klang das alles nur nach technischen Details, so als würde ich mich mit dir über Drucklegungszeiten und Layout-Details unterhalten. Jetzt erzähl schon.«
    Sie setzte sich im Bett auf, und Anne holte Luft.
    »Die kommerzielle Grundlage von TV Scandinavia besteht oder, besser gesagt bestand darin, mit dem Programm ganz Skandinavien zu erreichen. Dann hätte man 25 Millionen potenzielle Zuschauer, was einem Zehntel der amerikanischen Bevölkerung entspricht. Und um ein solches Publikum erreichen zu können, muss man von allen schwedischen Haushalten empfangen werden können. Das bedeutet, dass man über die Sendemasten von Teracom gehen muss. Die Werbekunden auf dem amerikanischen Markt haben einfach kein Interesse an kleineren Zielgruppen.«
    »Wer ist Teracom?«
    »Die staatliche Sendeanstalt, sie war ein Teil des alten staatlichen Telekommunikationsriesen, wurde dann jedoch genau wie die anderen Teilbereiche privatisiert und in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.«
    Die Engel schwiegen, hatten Anne Snapphanes Verzweiflung nichts entgegenzusetzen. Annika merkte, dass der Stein sich nicht mehr rührte, sondern schwer und kalt unter ihren Rippen lag.
    »Und es gibt keine anderen Sendemasten, ihr könnt keine eigenen bauen?«
    »Machst du Witze? Selbst Teracom steht kurz vor dem Konkurs, obwohl alle Masten bereits stehen.«
    Annika entspannte sich, suchte nach Auswegen und lief bereitwillig durch die Tür, die sich vor ihr öffnete, und ließ Thomas und Sophia und die Kinder und Vaxholm hinter sich zurück.
    »Aber es können doch nur ganze wenige Leute digitales Fernsehen empfangen«, sagte sie, »dazu muss man doch so eine Box haben. Ist das denn wirklich von so großer Bedeutung?«
    »In wenigen Jahren wird es nur noch digitales Fernsehen geben. In den USA soll das analoge Netz 2007 stillgelegt werden, wir hinken ein Jahr hinterher. Der Knackpunkt ist die Haltung der Regierung. Wenn digitale Sender zu den gleichen Bedingungen arbeiten können wie der Rest der Branche, sprich das Satelliten- und Kabeluniversum, wird der Markt explodieren.«
    Ellens exaltiertes Jaulen drang ins Schlafzimmer, noch bevor das Mädchen selbst angelaufen kam, dicht gefolgt von Kalle, der dumpf knurrte und seine Hände zu Klauen geformt hatte.
    »Mama, Hilfe! Der Tiger will mich fressen!«
    »Nein«, sagte Annika und versuchte vergeblich, sie mit der Hand aufzuhalten.
    Die Kinder fielen hysterisch lachend über ihr aufs Bett. »Aber ich begreife das alles nicht«, sagte sie in den Hörer. »Wie kann die Regierung den Sender schließen?«
    »Bisher hat die Regierung bestimmt, wer Zugang zu den staatlichen Fernsehmasten bekommt, und zwar bei analogen wie digitalen Sendern. Analoge gibt es nur drei, die ihre

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