Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Rote Wolf

Der Rote Wolf

Titel: Der Rote Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
Vom Netzwerk:
wir haben dort sachkundige Mitarbeiter, die Ihnen alle Fragen beantworten können.«
    »Verstehe«, sagte sie, »aber mein Anliegen ist leider so geartet, dass ich damit nicht die Presseabteilung kontaktieren möchte.«
    »Wie bitte?«, sagte der Mann nach kurzem Schweigen. »Was wollen Sie damit sagen?«
    Annika schloss die Augen und sagte mit fester Stimme:
    »Zunächst möchte ich betonen, dass ich Sie nicht zitieren werde, denn ich schreibe zurzeit noch keinen Artikel. Ich möchte nur einige Informationen überprüfen, auf die wir gestoßen sind, als wir einen Teil Ihres Betätigungsfelds untersucht haben.«
    Als der Abteilungsleiter antwortete, war sein gestresster Tonfall Erstaunen und Misstrauen gewichen.
    »Was meinen Sie damit? Welches Betätigungsfeld?«
    »Es geht um eine überhöhte Rechnung zu einem Ihrer Projekte.«
    Es klang, als würde der Mann sich setzen.
    »Überhöhte Rech…? Ich verstehe nicht ganz …«
    Annika starrte die Dunstabzugshaube an.
    »Wie gesagt, ich habe zum jetzigen Zeitpunkt nicht die Absicht, Sie zu zitieren.
    Ich möchte nur etwas recherchieren und würde es deshalb begrüßen, wenn dieses Gespräch unter uns bleiben könnte. Ich werde niemals erwähnen, dass ich mit Ihnen gesprochen habe, und Sie brauchen auch keinem zu sagen, dass Sie mit mir gesprochen haben.«
    »Aber worum geht es denn?«
    Sie spürte, dass er angebissen hatte.
    »Um die Zahlung überhöhter Rechnungen von dem Konto, das für das Projekt zum Thema Sicherheit von Politikern eingerichtet wurde, das Sie gemeinsam mit dem Gemeindetag und dem Justizministerium durchführen«, erklärte Annika.
    »Sicherheit von Politikern?«
    »Ich meine die Arbeitsgruppe, die ein Konzept zur Eindämmung und Verhinderung von Gewalt und Drohungen gegen Politiker erarbeiten soll. Ich möchte bei der Gelegenheit ausdrücklich betonen, dass wir das Projekt an sich für unglaublich wichtig halten und die Arbeit, soweit wir das beurteilen können, erfolgreich ist, aber es gibt da ein Problem in Ihrer Buchführung.«
    »Ich weiß beim besten Willen nicht, wovon Sie sprechen.«
    Annika wartete und schwieg viel sagend.
    »Aha«, sagte sie zögernd, »also, ich hatte eigentlich den Eindruck gewonnen, dass Sie der Sache auf den Grund gehen wollten …«
    Nun wurde der Abteilungsleiter wütend.
    »Was wollen Sie damit andeuten? Welcher Sache? Wer hat behauptet, dass es bei uns Unregelmäßigkeiten gibt?«
    Als sie antwortete, war Annikas Stimme schneidend.
    »Ich nehme an, dass Sie nicht die Absicht haben, mir die Namen meiner Informanten zu entlocken. Das wäre immerhin, wie Sie sicher wissen, ein Verstoß gegen das Grundgesetz. Ich werde so tun, als hätten Sie die letzte Frage nie gestellt.«
    »Können Sie mir denn nicht wenigstens sagen, worum es ganz konkret geht«, sagte der Abteilungsleiter schließlich nach längerem Schweigen.
    Annika atmete durch und sprach dann leise und vertraulich.
    »Meinen Informationen zufolge liegt eine überhöhte Rechnung vor, die aus den Mitteln der Arbeitsgruppe zur Sicherheit von Volksvertretern beglichen wurde.
    Ein Repräsentant der Gruppe soll die gemeinsamen Kosten kräftig gepfeffert haben, um so privat entstandene Kosten auszugleichen.«
    »Sophia Grenborg soll Geld unterschlagen haben?«, meinte der Abteilungsleiter verblüfft.
    »Dazu kann ich nichts sagen«, meinte Annika bedauernd, »ich hatte mich nur gefragt, ob Sie mich über das Resultat Ihrer internen Nachforschungen auf dem Laufenden halten könnten. Sie sollen natürlich keine Zahlen veröffentlichen, die mich nichts angehen, ich bitte Sie nur, mich zu informieren, ob und, wenn ja, wann Sie Anzeige erstatten wollen.«
    Der Abteilungsleiter räusperte sich.
    »Zum jetzigen Zeitpunkt sind wir noch weit davon entfernt, irgendeine Anzeige zu erstatten«, sagte er. »Wir müssen natürlich zunächst eine gründliche interne Untersuchung der Vorgänge vornehmen und werden uns schnellstmöglich mit unseren Rechnungsprüfern in Verbindung setzen.«
    Annika wünschte dem Abteilungsleiter viel Glück und legte auf. Danach dachte sie darüber nach, wie lange sie wohl warten sollte, bis sie den nächsten Anruf machte.
    Überhaupt nicht, beschloss sie, rief den Leiter der Abteilung für Wirtschaft & Selbstverwaltung an und begann zögernd, ihn mit der Frage zu konfrontieren, wie der Landtagsverband mit Abschreibungsgeschäften seiner Angestellten umging. Als der Mann wütend wurde und bereits auflegen wollte, fragte sie ihn, ob der

Weitere Kostenlose Bücher