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Der Rote Wolf

Der Rote Wolf

Titel: Der Rote Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Existenz politischen Beschlüssen verdanken: das Erste, das Zweite und das Vierte, nicht?«
    »Ellen, Kalle«, sagte Annika, »geht euch bitte anziehen. Ihr fahrt zu Oma und Opa.«
    »Die digitalen Sendungen benötigen viel weniger Frequenzraum«, fuhr Anne fort. »Wenn die drei analogen Kanäle abgeschafft werden, ist deshalb Platz für fünfundzwanzig neue, digitale. In der Gesetzesvorlage hat die Regierung endlich eingesehen, dass es sie im Grunde nichts angeht, wer in Schweden was sendet, und delegiert darum alle Entscheidungen über Sendelizenzen an die Rundfunk- und Fernsehbehörde.«
    »Wir wollen nicht, das macht keinen Spaß«, sagte Kalle und machte sich zum Sprecher beider Geschwister. »Wir dürfen im Haus nicht toben.«
    »Nun kommt schon«, sagte Annika. »Putzt euch die Zähne und zieht saubere Unterwäsche an.«
    »Alles war im Grunde schon längst bekannt«, sagte Anne Snapphane. »Die Vorlage liegt den zuständigen Parlamentsausschüssen seit über einem Jahr vor.
    Deshalb konnte die Geschäftsführung in den USA ja auch überhaupt nur auf die Idee kommen, hier zu investieren, aber die
Tageszeitung
enthüllt heute, dass es einen Zusatz bei den Richtlinien für die Rundfunk- und Fernsehbehörde geben wird, der vorher nicht enthalten war.«
    Annika schickte die Kinder fort und konzentrierte sich.
    »Und?«
    »Bisher enthielt das Regelwerk zehn Punkte, jetzt sind es plötzlich elf.«
    Annika ließ sich wieder in die Kissen fallen.
    »Also hat Karina Björnlund in letzter Minute eine zusätzliche Regel eingefügt.«
    »So ist es, in allerletzter Minute. Die elfte Regel lautet: Antragsteller mit größtenteils ausländischen Besitzern, deren Sendungen in mehreren Ländern Skandinaviens, jedoch keinen weiteren EU-Staaten ausgestrahlt werden sollen, haben kein Anrecht auf eine Sendelizenz im Bereich digitales Fernsehen.«
    »Was bedeutet …?«
    Sie hörte, wie Thomas in der Küche die Kinder anschrie. »Außer uns darf jeder, der die Bedingungen erfüllt, senden.«
    »Die Lex TV Scandinavia«, sagte Annika.
    »Das bekommt sie niemals durchs Parlament.«
    »Oh doch, die Grünen spielen mit.«
    »Warum denn das?«
    »Die Regierung gibt bei der Automaut nach. Vom nächsten Jahr an wird auf allen Autobahnen rund um Stockholm eine Maut erhoben, nur damit Karina Björnlund TV Scandinavia stoppen kann.«
    Annika hörte die Skepsis in ihrer Stimme, als sie antwortete.
    »Aber das steht doch in keinem Verhältnis. Warum zum Teufel sollte sie das tun?«
    »Das, meine Liebe, ist eine verdammt gute Frage«, erwiderte Anne Snapphane.
    Dann begann sie still zu weinen. Thomas brüllte etwas im Flur, und Ellen quengelte.
    Während die Kinder lärmten und sie Annes Verzweiflung hörte, stimmten die Engel plötzlich wieder ihr Lied an, und Annika sah den Auszug aus dem Posteingang der Ministerin wie eine Luftspiegelung vor sich.
    Anfrage für einen Gesprächstermin zur Diskussion einer wichtigen Angelegenheit.
    »Hast du heute schon was getrunken?«, fragte Annika so laut, dass sie ihre inneren Stimmen übertönte.
    Anne brauchte eine Weile, bis sie antworten konnte.
    »Nein«, schluchzte sie. »Obwohl ich es eigentlich vorhatte. Ich hatte mir schon ein Glas Gin eingegossen, habe es dann aber ins Klo gekippt. Es reicht jetzt, verstehst du?«
    Sie schluchzte nur noch schwach, das Kindergeschrei in der Küche war verstummt.
    »Erst Mehmet und jetzt das. Ich schaffe das alles einfach nicht mehr.«
    »Oh doch«, widersprach Annika. »Zieh dich an und komm her, aber lass das Auto stehen.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das schaffe.«
    »Du schaffst das. Thomas und die Kinder fahren nach Vaxholm, und ich habe den ganzen Tag nichts vor. Versprich mir, dass du kommst.«
    »Ich kann hier draußen nicht wohnen bleiben, ich halte es einfach nicht mehr aus …«
    Sie begann wieder zu weinen.
    »Dieser verdammte Lustmolch unter mir, der mich dauernd anglotzt, und Miranda, die immer zwischen uns hin und her kut schiert werden muss, und dann auch noch dieses ewige, verdammte Schneeschippen im Winter …«
    »Komm her, dann gucken wir, was im Internet an Wohnungen im Angebot ist.
    Es wird Zeit, dass du wieder in der Stadt wohnst wie jeder andere auch.«
    Anne verstummte und atmete in den Hörer, erst gehetzt, dann langsamer.
    »Ich muss erst mal ein bisschen nachdenken«, sagte sie. »Du weißt, wo du mich findest.«
    Kalle kam in seinen grünen Gummistiefeln zu Annika, die an der Haustür stand.
    Seine Wangen glühten in dem dicken

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