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Der Rote Wolf

Der Rote Wolf

Titel: Der Rote Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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zurück.
    »Völker der ganzen Welt, vereinigt euch, besiegt die USA-Aggressoren und all ihre Lakaien! Völker der ganzen Welt, seid mutig, habt Mut zu kämpfen, fürchtet keine Schwierigkeiten, stürmt Welle auf Welle vorwärts, und die ganze Welt wird den Völkern gehören. Alle finsteren Mächte werden restlos vernichtet werden.«
    Sie dachten schweigend nach.
    »Alle finsteren Mächte werden restlos vernichtet werden«, wiederholte Annika.
    »Alle finsteren Mächte, inklusive Vorschullehrer.«
    »Sie war außerdem noch Dozentin beim Arbeiterbildungswerk. Hat Kurse in Origami und Töpfern gegeben. Wir messen dem Zitat keine größere Bedeutung zu, das sollten Sie auch nicht tun. Die Frau, die für uns das Täterprofil erstellt, glaubt, dass er Zitate als Mitteilungen benutzt, so ungefähr wie Ihre Lippenstiftküsse.«
    »Haben Sie jemand vom FBI angeheuert?«, fragte Annika und schwang ihre Beine über die Bettkante, sodass die aufgewärmten Füße auf dem kalten Parkettboden landeten.
    »In den Siebzigern hätten wir das sicher getan«, meinte Q »aber wir erstellen unsere Täterprofile schon seit zehn Jahren selbst.«
    »Sorry«, sagte Annika. »Und was hat Ihre Mitarbeiterin herausgefunden?«
    »Nichts, worauf man nicht auch hätte selbst kommen können. Ein Mann, eher schon etwas älter, getrieben von einem Hass auf die Gesellschaft, von der er ein teilweise verzerrtes Bild hat. Ein Mann, der sein Tun mit den Demütigungen rechtfertigt, die er erlitten hat. Allein stehend, mit wenigen Freunden, ein schwaches Selbstbild und ein großes Bedürfnis, sich zu produzieren, rastlos, hat Schwierigkeiten, seinen Arbeitsplatz zu behalten, einigermaßen intelligent, mit großer körperlicher Kraft. So ungefähr.«
    Annika versuchte alles zu behalten und ahnte, dass er ihr nicht alle Details verriet.
    »Warum die Zitate?«, sagte sie. »Warum dieses Revierpinkeln?«
    »Letztlich will er, dass wir Bescheid wissen. Er ist uns allen so unglaublich überlegen, dass er sich kleine Denkmäler leisten kann, die an ihn erinnern.«
    »Unser Ragnwald«, sagte sie. »Man hat fast das Gefühl, ihn zu kennen. Wenn man sich vorstellt, was alles möglich gewesen wäre. Wenn sie damals das Flugzeug nicht gesprengt hätten, würde er sich in drei Wochen vielleicht auf den Weg zum Nobelbankett machen.«
    Qs erstauntem Schweigen merkte sie an, dass er nicht begriff, worauf sie hinaus wollte.
    »Karina Björnlund«, half sie ihm auf die Sprünge. »Die Kultusministerin. Sie wird dieses Jahr zum Nobelbankett gehen, zumindest ist sie eingeladen, und wenn Ragnwald nicht hätte verschwinden müssen, wären die beiden heute vielleicht verheiratet.«
    »Wovon reden Sie denn da?«, sagte Q.
    »Es ist natürlich nicht gesagt, dass die Ehe gehalten hätte, aber wenn sie noch zusammen wären …« »Wo haben Sie das denn her?« Annika drehte die Telefonschnur.
    »Sie hatten das Aufgebot bestellt«, erklärte sie. »Wollten am Freitag nach dem Bombenanschlag um 14 Uhr in Lulea standesamtlich heiraten.«
    »Nie im Leben«, widersprach Q. »Wenn das zuträfe, wüssten wir es.«
    »Das Aufgebot musste damals öffentlich gemacht werden, sie haben eine Anzeige in der Zeitung aufgegeben.« »Und wo ist diese Anzeige erschienen?«
    »In der
Norrlands-Tidningen.
Ich habe einen ganzen Stapel alter Zeitungsausschnitte über Karina Björnlund. Wollen Sie mir etwa erzählen, Sie wussten nicht, dass die beiden einmal zusammen waren?«
    »Das war nur eine Jugendliebe, nicht mehr. Außerdem hat sie sich von ihm getrennt.«
    »Das hat sie sich bestimmt nachträglich so zurechtgelegt«, sagte Annika.
    »Karina Björnlund würde alles tun, um ihre eigene Haut zu retten.«
    »Tatsächlich«, meinte Q »Unsere kleine Miss Hobby-Profiler hat gesprochen.«
    Annika dachte an die Mail von Herman Wennergren. Kurz daraufhatte die Kultusministerin in letzter Sekunde Änderungen in der Gesetzesvorlage der Regierung vorgenommen, sodass das Gesetz zur Freigabe digitaler Sendungen TV Scandinavia nicht einschloss, genau wie Herman Wennergren es wollte, und die einzige offene Frage war, welches Argument der Vertreter der Eignerfamilie vorbringen konnte, um sie zu überzeugen.
    Als wäre es erst gestern gewesen, erinnerte sich Annika, wie sie die frühere Pressesprecherin des Außenhandelsministers gebeten hatte, die Forderung eines Kommentars zu den Konsequenzen der so genannten IB-Affäre weiterzuleiten, und ihr dabei die bestgehüteten Geheimnisse der schwedischen Sozialdemokratie

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