Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Rote Wolf

Der Rote Wolf

Titel: Der Rote Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
Vom Netzwerk:
verraten hatte. Wenige Wochen später wurde die Pressesprecherin Björnlund dann für alle völlig überraschend zur Ministerin ernannt.
    »Glauben Sie mir«, sagte Annika. »Ich weiß mehr über diese Frau als Sie.«
    »Ich muss jetzt los«, erwiderte Q, und sie hatte keine Einwände, denn die Engel hatten sich zurückgezogen.
    Sie legte auf, ging schnell zum Computer, zog sich Strümpfe an, während er hochfuhr, und tippte dann die neuen Informationen aus dem Gespräch mit Q_hinein, bis sie in den Kniekehlen schwitzte und an den Fußknöcheln fror.
    Es klingelte an der Tür. Annika öffnete sie vorsichtig einen Spaltbreit, da sie sich nicht sicher war, was sie vor der Tür erwartete. Furchtsam begannen die Engel zu summen, beruhigten sich jedoch gleich wieder, denn es war Anne Snapphane, die keuchend, mit blassen Lippen und rot unterlaufenen Augen im Treppenhaus stand.
    »Komm rein«, sagte Annika und trat zurück.
    Anne Snapphane erwiderte nichts, sondern trat nur gebeugt und stumm ein.
    »Stirbst du?«, fragte Annika, und Anne nickte, kauerte sich auf der Bank zusammen und streifte ihr Stirnband ab.
    »Jedenfalls fühle ich mich so«, antwortete sie, »aber du weißt ja, was sie in ›Runaway Train‹ sagen.«
    »Was einen nicht umbringt, macht einen nur stärker«, sagte Annika und setzte sich neben sie.
    Während der Heizkörper knackte, jemand im Haus die Toilettenspülung betätigte, der Bus an der Haltestelle vor dem Haus hielt und wieder anfuhr, saßen sie da und starrten den Schrank mit den verschnörkelten Ananasfrüchten auf den Türen an, den Annika auf einem Flohmarkt in Stocktorp erstanden hatte.
    »In der Stadt hört man immer irgendwelche Geräusche«, meinte Anne schließlich.
    Annika seufzte matt.
    »Wenigstens ist man so nie allein«, erwiderte sie und stand auf. »Möchtest du was trinken? Kaffee oder Wein?« Anne Snapphane rührte sich nicht. »Ich trinke nicht mehr«, sagte sie.
    »Aha, ist das heute so ein Tag, an dem man Besserung gelobt«, meinte Annika, blieb stehen und sah über den Balkon hinweg in den Hinterhof hinab. Jemand hatte vergessen, die Tür zu dem Raum mit den Mülltonnen zu schließen, und nun schlug sie im Wind.
    »Ich fühle mich, als hätte man mich in ein bodenloses Loch geworfen, in dem ich immer weiterfalle«, sagte Anne. »Es hat mit Mehmet und seiner Neuen angefangen, dann kam dieses Gerede, Miranda solle bei ihnen wohnen, und wenn ich jetzt auch noch meinen Job verliere, gibt es nichts mehr, an dem ich mich festhalten kann. Wenn ich in dieser Lage auch noch saufen würde, dann wäre das so, als würde ich auf den Fastforward-Knopf drücken.«
    »Ich verstehe, was du meinst«, sagte Annika und legte die Hand an den Türrahmen, um nicht zu schwanken.
    »Wenn ich durch die Stadt gehe, ist alles so merkwürdig. Ich kann mich nicht erinnern, dass sie je zuvor so ausgesehen hätte. Das Atmen fällt mir schwer, und alles ist so verdammt grau. Die Leute sehen aus wie Gespenster, es kommt mir vor, als wäre die Hälfte von ihnen schon tot. Es fragt sich allerdings, ob ich selbst noch lebe. Kann man so existieren?«
    Annika nickte, und im Hof schlug die Tür zwei Mal hintereinander.
    »Willkommen in der Dunkelheit«, sagte sie. »Es tut mir Leid, dass du mir hier Gesellschaft leisten musst.«
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis Anne begriff, dass Annikas Worte ernst gemeint waren.
    »Was ist passiert?«, sagte sie und stand auf, zog Jacke und Schal aus, hängte sie auf, stellte sich neben Annika und sah in den Hof hinunter.
    »Eine Menge«, antwortete Annika. »Meine Stelle ist nicht mehr sicher, und Schyman hat mir verboten, weiter über Terrorismus zu schreiben. Er glaubt, dass ich seit der Sache im Tunnel ein bisschen neben der Spur bin.«
    »Das gibt's doch nicht«, meinte Anne und verschränkte die Arme.
    »Thomas betrügt mich«, fuhr Annika mit leiser Stimme fort.
    Anne sah sie skeptisch an.
    »Wie kommst du denn darauf?«
    Annika sah auf ihre Hände, räusperte sich und blickte wieder auf. »Ich habe sie gesehen. In der Stadt. Er hat sie geküsst.« Anne fiel die Kinnlade herunter.
    Skeptisch und ungläubig sah sie Annika an.
    »Bist du sicher? Kannst du dich nicht getäuscht haben?« Annika schüttelte den Kopf.
    »Sie heißt Sophia Grenborg und arbeitet beim Landtagsverband. Sie sitzt in der gleichen Arbeitsgruppe wie Thomas, die bedrohten Politiker, du weißt schon …«
    »Verdammt«, sagte Anne. »Dieses verdammte Schwein. Was sagt er dazu?
    Redet er sich

Weitere Kostenlose Bücher