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Der Rote Wolf

Der Rote Wolf

Titel: Der Rote Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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aufschloss, um sich vom Jubel der Kinder empfangen zu lassen, und hörte ihre Rufe, noch ehe er die Wohnung betreten hatte:
    »Papa!«
    Schon sprangen sie in seine Umarmung und zeigten ihm Zeichnungen und erzählten von Ausflügen und dem Film, den sie gesehen hatten und der ganz toll gewesen war. Dann fragten sie nach dem Computer, und sie hatten Chips und Cola von Mama bekommen, und Ellen hatte den Salat gemacht und Kalle eine Biskuitrolle mit Buttercreme gebacken, die es als Nachtisch geben würde.
    Er hängte seinen Mantel auf, stellte die Aktentasche ab, löste den Knoten seiner Krawatte und betrat die Küche.
    Annika briet Entrecote und hatte das Fenster zum Lüften einen Spaltbreit geöffnet.
    »Gut, dass du da bist, wir können gleich essen«, sagte sie.
    Er ging zu ihr, legte seine Hände auf ihre Schultern, küsste sie in den Nacken, spürte ihren harten Körper an seinem Schritt und schlang die Arme um sie.
    »Du musst vorsichtig sein«, flüsterte er. »Begreifst du denn nicht, wie wichtig du für uns bist?«
    Sie drehte sich um, sah ihm in die Augen und küsste ihn zärtlich.
    »Ich habe gute Neuigkeiten«, sagte sie. »Setz dich.«
    Er ließ sich an dem gedeckten Tisch nieder, schenkte sich ein Glas Mineralwasser ein und suchte nach der Tageszeitung.
    »Ich habe ein Haus gefunden«, sagte sie und stellte die zischende Bratpfanne auf den Untersetzer. »In Djursholm. Es ist ein Neubau, und er kostet nur 6,9
    Millionen.«
    Er sah zu ihr und ihren erhitzten Wangen auf.
    »Wie bitte?«, sagte er.
    »Mit Meerblick«, fuhr sie fort, »damit du endlich wieder das Meer sehen kannst.
    Vinterviksvägen, weißt du, wo der liegt? Ein großer Garten mit Obstbäumen, Küche und Esszimmer sind ein einziger großer Raum, azurblaue Mosaike in beiden Badezimmern, vier Schlafzimmer.«
    Ihr Blick war lebendig, und die Augen glänzten, etwas Schwarzes schwamm in ihnen, und auf einmal lief ihm ein Schauer über den Rücken.
    »Wie sollen wir uns das leisten können?«, sagte er, sah den Brotkorb an, nahm sich eine Scheibe heraus und kaute.
    »Ellen und Kalle, essen!«, rief sie in den Flur hinaus und setzte sich ihm gegenüber. »Ich habe eine Riesensumme Geld gefunden und werde einen sagenhaften Finderlohn bekommen.«
    Er sah sie an.
    »Wie meinst du das, gefunden?«
    Sie lächelte ihn an, ohne zu blinzeln.
    »Sieben Millionen.«
    Er hörte auf zu kauen und runzelte die Stirn. »Gefunden?«
    »Ich habe einen Sack voll Geld gefunden.« »Geld?«
    Sie lächelte und nickte.
    »Das ist doch total verrückt«, sagte er und legte seine Brotscheibe auf den Tisch.
    »Ist das wirklich wahr?«
    »Ich muss nach dem Essen übrigens noch mal in die Redaktion«, sagte sie und nahm sich von den gebackenen Kartoffeln. »Es wird ziemlich spät werden.«
    »Das macht nichts, ich werde auf dich warten«, meinte er. Sie beugte sich zu ihm vor und strich mit der Hand über seine Haare und seine Wange.
    »Tu das nicht«, erwiderte sie.
    »Sieben Millionen«, sagte er. »Wo hast du die gefunden?« Die Kinder kamen in die Küche gerannt und schlugen sich darum, wer neben Annika sitzen durfte.
    »Ich erzähl's dir später«, mimte sie.
    »Und dann machen wir ja auch noch einen ordentlichen Gewinn, wenn wir die Wohnung verkaufen«, sagte er.
    Sie stand auf und holte die Soße, und Thomas kam das alles völlig unwirklich vor, sie war eine kleine grüne Frau von einem anderen Planeten. Es gab nichts Weiches oder Formbares an ihr, sie war einzig und allein ihr eigener harter Kern.
    Fast unzerstörbar wie ein Uranatom, doch wenn sie gespalten wurde, riss sie die ganze Welt mit in den Abgrund.
    Wie aus dem Nichts kam ihm der nächste Gedanke in den Sinn. Niemand ist so wie Annika.
    Als ihm das klar wurde, blieb ihm vor Glück die Luft weg.
    Annika saß vor Anders Schymans Büro und hatte das Gefühl zu fallen.
    Gelegentlich drangen gedämpfte Geräusche aus der Redaktion zu ihr vor, die Tagschicht war nach Hause gegangen und die Abendschicht noch nicht richtig auf Touren gekommen.
    Das hier war ihr Arbeitsplatz. Ein Zusammenhang, in dem sie zu Hause war.
    »Sie können jetzt reingehen«, sagte Schymans Sekretärin, als sie im Mantel aus dem Vorzimmer kam und die Tür hinter sich abschloss.
    Annika erhob sich zittrig, betrat das Büro des Chefredakteurs und machte die Tür hinter sich zu.
    Anders Schyman saß an seinem Schreibtisch und starrte auf einen Computerausdruck, der vor ihm lag. Sein Gesicht war rot angelaufen, er schien zu schwitzen.
    Sie kam mit

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