Der Rote Wolf
sein.«
Er sah sie an und rang mit sich selbst.
»Denken Sie nach«, sagte sie, und ihre Augen verengten sich. »Wir sagen exakt, wie die Dinge liegen, erzählen die ganze Geschichte. Wir sind darauf gestoßen, dass Karina Björnlund Mitglied einer terroristischen Vereinigung gewesen ist, ich habe Ihnen davon erzählt, Sie haben es dann wiederum unserem Aufsichtsratsvorsitzenden erzählt, der eine Mail an die Ministerin geschickt und unser Wissen ausgenutzt hat, indem er sie erpresst hat. Sie sollte eine Gesetzesvorlage ändern und dadurch einem Fernsehsender die Existenzgrundlage entziehen, der die Interessen der Eignerfamilie bedrohte. Doch nun enthüllen wir trotz aller Drohungen die Wahrheit. Sie sind nicht zurückgewichen, Sie sind der Herausgeber dieser Zeitung und außerdem der designierte Vorsitzende des Verbands der schwedischen Zeitungsverleger, Sie sind Ihrer Verantwortung gerecht geworden, obwohl man Sie unter Druck gesetzt hat.«
»Das wird nicht funktionieren«, sagte er still.
Sie lächelte schwach.
»Doch«, erwiderte sie, »und wissen Sie auch, warum? Weil es die Wahrheit ist.«
»Diese Sache ist das Risiko nicht wert«, sagte er.
»Was ist denn dann überhaupt noch etwas wert? Wozu gibt es uns noch? Um für die Aktienrendite der Eignerfamilie zu sorgen oder um die Demokratie zu verteidigen?«
»So einfach ist das nicht«, sagte er.
»Sie irren sich«, widersprach sie. »Genauso einfach ist es.« Sie stand auf und holte ihre Tasche. »Ich gehe jetzt«, sagte sie.
»Aber es war doch nur so ein kommerzieller amerikanischer Mistsender«, sagte er.
»Das spielt keine Rolle«, erwiderte sie. Er sackte in sich zusammen.
»Warten Sie«, sagte er und hielt eine Hand hoch. »Gehen Sie noch nicht. Sie meinen das doch nicht etwa ernst?«
Sie schwankte ein wenig. »Doch«, antwortete sie.
Es wurde still im Raum. Sie sah, dass er Zweifel hatte und über Alternativen nachdachte.
»Die Eignerfamilie würde sofort die gesamte Auflage einziehen«, meinte er.
»Das ist wahr«, sagte sie.
»Es darf also nichts durchsickern«, fuhr er fort. »Ganz richtig.«
»Dann können wir den Artikel nicht in die Redaktion geben.« Sie antwortete nicht.
»Die ganze Arbeit muss von hier aus erledigt werden, von Ihnen und mir.
Können Sie redigieren?« »Halbwegs.«
Er schloss die Augen, schlug die Hände vors Gesicht. »Wie viele Seiten brauchen wir?« Erleichterung machte sich in Annika breit. »Vier Doppelseiten, plus Titelseite und Leitartikel.« Er schwieg und dachte eine Ewigkeit nach, ehe er wieder das Wort ergriff.
»Ich rufe in der Druckerei an und warne sie vor, dass sie den halben Nachrichtenblock nach vorn rücken müssen.«
»Wie viele Platten?«, sagte Annika.
»Zwei reichen«, sagte Schyman, »acht Seiten.«
»Gibt es in der Druckerei jemanden, der dichthält?«
»Bob. Er muss die Platten herstellen. Wie gut können Sie mit Quark arbeiten?«
Sie ließ die Tasche zu Boden fallen.
»Nicht besonders gut.«
Sie sah ihm in die Augen, in denen nun Entschlossenheit und Zielstrebigkeit lagen.
»Das wird eine lange Nacht«, sagte er. »Ich weiß«, erwiderte sie.
DANKSAGUNG
Dieses Buch erzählt eine fiktive Geschichte. Sämtliche Romanfiguren sind der Fantasie der Autorin entsprungen. Wie jeder Mensch habe allerdings auch ich Erinnerungen, Erfahrungen und Eindrücke, auf die ich zurückgreife, wenn es mir angebracht erscheint.
Beim Schreiben meiner Bücher nehme ich mir viel Zeit für Recherchen. Obwohl jede einzelne Zeile Teil eines Romans ist, achte ich sorgfältig darauf, dass Details wie Schauplätze, Tätigkeiten und Phänomene, die wirklich existieren, so wahrheitsgetreu beschrieben werden wie möglich. Dies führt dazu, dass Menschen sich bisweilen wiedererkennen, was völlig in Ordnung ist, denn alles, was in diesem Buch steht,
hätte geschehen können.
Dagegen nehme ich mir manchmal die schriftstellerische Freiheit, gewisse Details bei existierenden Buslinien, der Lage gewisser Kompressorenhäuser und ähnlichen Dingen zu verändern.
Das Gelände von Norrbottens Fliegerhorst, das der Allgemeinheit nicht zugänglich ist und weder fotografiert noch auf andere Weise dokumentiert werden darf, habe ich nach eigenem Gutdünken beschrieben.
Weder die Zeitung
Abendblatt
noch die
Norrlands-Tidningen
existieren, aber ihre Darstellung basiert auf zahlreichen existierenden Unternehmen der Medienbranche. Der
Katrineholms-Kuriren
ist jedoch eine Zeitung, die es wirklich gibt, aber alle Bezüge,
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