Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Rote Wolf

Der Rote Wolf

Titel: Der Rote Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
Vom Netzwerk:
des
Abendblatts,
eine der größten Zeitungen ganz Skandinaviens, und sah seine ernste Frau, die eine Gruppe von Terroristen entlarvt hatte. Sie veränderte die Wirklichkeit, während er und seine Kollegen versuchten, sie zu zähmen und zu verwalten, sie leistete etwas, während er sich bemühte, Tatsachen zu verschleiern.
    Das Telefon klingelte erneut, es war der Empfang.
    »Sie haben Besuch.«
    Er stand auf, stellte sich ans Fenster und sah auf den Friedhof hinunter. Die Erde war gefroren und mit Raureif überzogen. Dann versuchte er, sein Unbehagen abzuschütteln, indem er die Schultern hochzog und wieder fallen ließ.
    Wenige Sekunden später stolperte Sophia Grenborg verheult und mit geschwollener Nase in sein Büro. Er ging zu ihr und half ihr aus dem Mantel.
    »Ich begreife einfach nicht, was passiert ist«, schluchzte sie und holte ein Taschentuch aus ihrer Handtasche. »Ich verstehe nicht, was in sie gefahren ist.«
    Er tätschelte ihre Wange und versuchte zu lächeln.
    »Was ist denn los?«
    Sie ließ sich in seinen Besuchersessel fallen und hielt sich das Taschentuch vor den Mund.
    »Man will mich versetzen«, sagte sie. »Ich soll Sachbearbeiterin bei der Abteilung für Verkehrssicherheit werden.«
    Sie senkte den Kopf, ihre Schultern begannen zu zittern, er trat unschlüssig ein paar Mal auf der Stelle, beugte sich dann über sie, zögerte.
    »Sophia, Liebes, bitte, du …«
    Sie hielt inne und sah verzweifelt zu ihm auf.
    »Was habe ich mich abgerackert«, sagte sie. »Fünf Jahre lang habe ich auf dieser Stelle geschuftet. Wie können sie mich nur so degradieren?«
    »Bist du sicher, dass es keine Beförderung ist?«, sagte er, setzte sich auf den Schreibtisch und legte eine Hand auf ihren Rücken.
    »Beförderung?«, erwiderte sie. »Ich bin meinen Projektleiterzuschuss los, und darüber hinaus wird von mir erwartet, dass ich noch im Laufe des Nachmittags mein Büro räume und in ein Bürogebäude draußen in Kista umziehe.«
    Thomas streichelte ihre Schultern, sah auf ihre Haare hinab, roch ihren Apfelgeruch.
    »Welchen Grund nennen sie denn für die Versetzung?«
    Sophia begann wieder zu weinen, und er stand auf und schloss die Tür.
    »Liebes«, sagte er, beugte sich zu ihr hinab und strich ihr die Haare aus dem Gesicht. »Jetzt erzähl mal, was passiert ist.«
    Sie riss sich zusammen und schnäuzte sich.
    »Wir werden schon herausfinden, was dahinter steckt«, sagte er. »Jetzt erzähl.«
    »Ich bin in die Geschäftsführung gerufen worden, worüber ich mich natürlich sehr gefreut habe. Ich dachte, ich sollte in die Kongressgruppe aufgenommen werden oder vielleicht auch in einen der Ausschüsse, aber dann sind sie stattdessen mit dieser Sache rausgerückt.«
    »Aber warum denn?«, sagte Thomas.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Sie meinten, es hinge mit Umstrukturierungen im Vorfeld der geplanten Fusion mit euch zusammen, und dann haben sie mich rausgeschickt. Thomas, ich verstehe überhaupt nichts mehr. Was geht hier eigentlich vor?«
    Er küsste sie auf die Stirn, strich ihr übers Haar, sah auf seine Armbanduhr.
    »Weißt du, Schatz, ich muss zu meiner Besprechung, und ich kenne ja auch niemanden beim Landtagsverband …«
    Seine Worte hingen im Raum, sie sah ihn aus großen Augen an.
    »Kannst du denn nicht versuchen, ein paar Strippen zu ziehen?«
    Er tätschelte ihre Wange.
    »Ich kann's gern versuchen. Du wirst sehen, das renkt sich alles wieder ein.«
    »Glaubst du?«, sagte sie und stand auf.
    »Ganz sicher«, antwortete er und holte ihren Mantel.
    Sie küsste ihn flüchtig, ehe sie sich umdrehte und sich in den Mantel helfen ließ.
    »Kannst du heute Abend nicht zu mir kommen?«, flüsterte sie an seinem Hals.
    »Ich könnte uns etwas Italienisches kochen.«
    Er spürte, wie ihm zwischen den Schulterblättern der Schweiß ausbrach.
    »Heute Abend geht es leider nicht«, sagte er schnell. »Meine Frau kommt nach Hause. Hast du die Zeitung nicht gelesen?«
    »Was?«, sagte sie und riss ihre glänzenden Augen auf. »Welche Zeitung?«
    Er ging zum Schreibtisch und hielt die Titelseite des
Abendblatts
hoch. Annikas dunkle Augen starrten die beiden an.
    »›Ließ Terrorgruppe auffliegen‹«, las Sophia verblüfft und misstrauisch.
    »Welchen Beruf hat deine Frau eigentlich?«
    »Früher war sie Leiterin der Kriminalredaktion, aber dadurch blieb ihr so wenig Zeit für die Familie. Heute arbeitet sie als freie Reporterin, recherchiert Machtmissbrauch und politische Skandale. An der Sache mit

Weitere Kostenlose Bücher