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Der rote Würfel

Der rote Würfel

Titel: Der rote Würfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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Ein Dröhnen hinter der Stirn lenkt mich ab. Ich fasse mir an den Haaransatz und halte ein Schrapnellstück in der Hand, das aus meinem Schädel ausgetreten ist. Bevor ich mir Yakshas Blut injiziert habe, hätte ich so eine Verletzung nicht überstanden.
Ich schwimme auf das Ufer zu, an dem sie Joel festhalten, bleibe aber weit genug von ihm und dem Damm weg. Gegen mich sind Delphine kümmerliche Schwimmer, und so brauche ich nur ein paar Minuten bis ans Land. Niemand bemerkt mich, als ich aus dem Wasser steige und auf die Berghügel renne. Mein erster Impuls sagt mir, daß es am besten ist, mich an die bewaffnete Gesellschaft heranzuschleichen. Aber ich kann ihnen ja nicht einfach ein Fahrzeug klauen, um damit Joel zu verfolgen. Daß sich der Abstand zwischen uns ständig vergrößert, bereitet mir Sorgen. Schließlich wende ich mich von der kleinen Armee ab und laufe in Richtung Zeltplatz. Selbst im Winter kommen ganze Familien an den Lake Mead, um dort die Natur zu genießen. Ein fast voller Mond scheint auf mich herab. Genau das kann ich jetzt nicht brauchen. Wenn mich wieder ein Apache entdeckt, das schwöre ich, springe ich hoch, greife an die Kufen und schnappe ihn mir. Dann bin ich dran mit Raketenabschießen.
Aber das sind süße Träume, die sich nie erfüllen werden.
Am Rand des Campingplatzes stoße ich auf ein Zelt, in dem drei Menschen schlafen. Gleich daneben steht ein blitzeblanker Ford Bronco und wartet nur darauf, von mir geklaut zu werden. Leise breche ich das Schloß auf und lasse mich hinter das Lenkrad gleiten. Um den Wagen kurzzuschließen, brauche ich etwa zwei Sekunden. Dann mache ich mich mit geöffnetem Fenster davon.
Mein Gehör war immer schon ausgezeichnet. Ich höre Schneeflocken, wenn sie sich in dreitausend Meter Höhe aus einer Wolke lösen. So habe ich auch keinerlei Mühe mitzubekommen, daß der Armeekonvoi die Motoren anläßt und den See verläßt. Wahrscheinlich will der Kommandant Joel in Sicherheit bringen, auch bevor die Leiche der Blondine gefunden ist. Sie fahren auf einer vom See wegführenden Straße, und ich verlasse mich ganz auf meine Ohren, um ihnen auf der Spur zu bleiben. Ich halte die Nase in den Wind, und das, was ich rieche, erschreckt mich. Ich rieche nämlich ganz deutlich Joel, auch wenn er sich gerade inmitten vieler Leute befindet. Das ist wohl noch so ein Geschenk von Yaksha, dem Yakshini-Meister, der einer dämonischen Schlangenrasse entsprungen ist. Schlangen verfügen über einen außergewöhnlichen Geruchssinn.
Ich bin dankbar für diese Neuerwerbung, denn so kann ich den Militärkonvoi ganz genau und bereits aus großer Entfernung ausmachen. Blöd sind diese Leute schließlich nicht, sie werden darauf achten, ob sie verfolgt werden. Erneut bin ich verblüfft darüber, wie sehr ich ihre Gedanken spüren kann. Gefühle habe ich bei Sterblichen schon immer wahrnehmen können, Vorstellungen aber nie. Yaksha muß ein ausgemachter Gedankenleser gewesen sein. Mir hat er aber nie etwas davon erzählt. Ich merke deutlich, daß die Leute vor mir auf Verfolger achten. Ich halte daher etwa zwanzig Kilometer Abstand zu ihnen. Natürlich fahre ich ohne Licht.
Zunächst hält die Gruppe sich in Richtung Las Vegas. Zehn Kilometer vor der Stadt des Lasters biegen sie dann aber östlich auf eine kleine Asphaltstraße ab. Die einzelnen Wagen vergrößern den Abstand zueinander, und ich muß noch weiter zurückbleiben. Wir kommen an vielen Schildern vorbei, die die Aufschrift tragen »Zutritt verboten«. Wahrscheinlich nähern wir uns einer Militärbasis der Regierung.
Kaum eine halbe Stunde später bestätigt sich meine Vermutung. Knapp einhundert Kilometer von Las Vegas entfernt, verschwindet das Panzerfahrzeug mit Joel in einem schwerbefestigten Lager. Ich trete aufs Gas, fahre mit meinem Bronco von der Straße hinunter und stelle ihn anderthalb Kilometer von Straße und Lager ab. Zu Fuß schleiche ich dann auf die Einrichtung zu. Mit jedem Schritt, den ich mache, bin ich überraschter darüber, wie komplex und uneinnehmbar sie wirkt. Der Zaun ringsum ist glatt dreißig Meter hoch, mit aufgebauschten Stacheldrahtrollen obendrauf. Normalerweise könnte ich eine solche Barriere problemlos überspringen. Leider gibt es hier aber alle fünfzig Meter Wachtürme mit Maschinengewehren und Granatwerfern. Eine Menge Türme. Das Gelände ist riesig, fast einen Kilometer im Durchmesser. Außer Türmen und Zaun erstreckt sich dann auch noch ein Labyrinth aus etwa einem Meter hohen

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