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Der rote Würfel

Der rote Würfel

Titel: Der rote Würfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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elektrischen Vorrichtungen um das Areal. Wenn man sie ausschaltet, senden sie vermutlich paralysierende Strahlen aus. Vampire sind empfindlich gegenüber Elektrizität. Ich bin einmal von einem Blitz getroffen worden und habe die drei folgenden Tage damit zugebracht mich in einem Sarg wieder zu erholen. Mein damaliger Freund hatte mich schon begraben wollen.
An einer Seite des Geländes findet sich eine Start- und Landebahn aus Beton. Mir fällt ein, daß ich einmal etwas über eine streng geheime Regierungseinrichtung in der Wüste außerhalb von Las Vegas gelesen habe, in der angeblich fortschrittliche Kampfflugzeuge, Nuklear- und biologische Waffen getestet werden. Der Verdacht beschleicht mich, daß ich diesen Ort vor mir habe. Das Gelände grenzt an einen großen, kargen Hügel, und ich gehe davon aus, daß das Militär sich tief in den natürlichen Hang eingegraben hat, um seine Experimente vor den Augen der Spionagesatelliten zu verbergen.
Neben barackenartigen Unterkünften stehen Sherman Panzer und Apache Hubschrauber. Ohne Zweifel kann ihre Besatzung in zehn Sekunden Stellung beziehen. Eins wird mir dadurch sofort klar: Hier kann ich nicht einfach einbrechen!
Jedenfalls nicht, wenn ich lebend wieder heraus will.
Das gepanzerte Fahrzeug mit Joel ist etwa in der Mitte des Geländes zum Stillstand gekommen. Bewaffnete Soldaten hasten herbei und stellen sich ringsum auf, Gewehre im Anschlag. Ein hart dreinblickender General mit einem einfachen Stern auf der Schulter und dem Tod in den Augen geht auf das Fahrzeug zu. Hinter ihm steht eine Gruppe weiß gekleideter Wissenschaftler – genau das, was ich nicht sehen will. Der General gibt jemandem ein Zeichen, und die Seitentür des Panzerwagens öffnet sich. Sie holen Joel ins Freie. Er ist in schwere Ketten gelegt, und seine Schultern hängen kraftlos herab. Der General geht auf ihn zu, merkwürdig furchtlos, und mustert ihn. Dann schaut er sich über die Schultern um. Einige Wissenschaftler scheinen ihm zuzunicken. Was hier vorgeht, begreife ich nicht. Worin stimmen sie überein? Daß Joel ein echter Vampir ist? Die haben doch gar keine Ahnung von Vampiren.
»Oder doch?« flüstere ich vor mich hin.
Aber das ist gar nicht möglich. Die letzten zweitausend Jahre über waren Yaksha und ich die einzigen Vampire auf der Erde. Klar: Neulich hat es da noch ein paar andere gegeben. Aber Ray hat es nicht lange überlebt, Eddie war eine kurze psychotische Verirrung, und seine Nachkommen habe ich allesamt vernichtet.
Oder etwa nicht?
Dieser General hier wollte uns lebend, das ist mir klar. Von ihm kamen die Befehle an die Apache Piloten. Die haben eine ganze Weile gewartet, bevor sie ihre Raketen einsetzten, und das auch erst dann getan, als sie dazu gezwungen waren. Wahrscheinlich ist der General sogar sauer darüber, daß sie es überhaupt getan haben. Der Blick, mit dem er Joel mustert, wirkt fast genüßlich. Der General will irgend etwas von Joel, und er weiß auch schon, was.
Sie bringen Joel in ein Gebäude.
Der General bespricht sich mit einem Wissenschaftler, dann gehen auch sie hinein.
Ich lehne mich zurück und stöhne. »Verdammt!«
Mein Ziel ist klar. Ich muß Joel hier rausholen, bevor sie ihn auf Herz und Nieren prüfen. Genauer gesagt, bevor sie sein Blut untersuchen. Ich weiß noch nicht einmal, was sie dann finden, aber was auch es immer sein mag, es wird nichts Gutes bedeuten für das Weiterbestehen der menschlichen Rasse.
Doch mit Gewalt komme ich hier nicht rein. Also muß ich mich hineinschleichen. Aber wie? Mich mit den Wachleuten anfreunden? Pistolen-Pit verführen? Gar nicht so an den Haaren herbei gezogen bei meiner magnetischen Anziehungskraft und meinen hypnotischen Augen. Aber wie es scheint, leben alle Wachleute hier auf dem Gelände. Das ist ungünstig für mich.
Ich blicke auf Las Vegas, die Stadt der tausend Lichter.
»Die Jungs müssen doch wenigstens ab und zu mal raus hier und unter andere Menschen gehen«, murmele ich.
In zwei Stunden geht die Sonne auf. Während ich mit meinen scharfen Augen das Gelände absuche, um eine Schwachstelle zu entdecken, sehe ich den Wissenschaftler, mit dem der General vermutlich besprochen hat, daß es besser ist, in ein Zivilfahrzeug zu steigen. Am Kontrollpunkt hält er an, fährt dann aus dem Gelände heraus. Ich renne zu meinem Bronco.
Mit diesem Wissenschaftler möchte ich plaudern.
Als ich in den gestohlenen Wagen steige, fällt mir auf, daß meine Arme und Hände weißlich leuchten. Ich bin

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