Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der rote Würfel

Der rote Würfel

Titel: Der rote Würfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
Vom Netzwerk:
lacht und hebt sein Glas Milch hoch. »Sagen wir mal so: Wenn ich nur so was hier trinken würde, wäre meine Leber sehr viel jünger.«
»Milch ist gesund.«
Er stellt das Glas wieder ab und starrt hinein. »Wie ein paar andere Dinge auch.«
»Andy?«
Er schüttelt den Kopf. »Hat was mit meiner Arbeit zu tun. Ich kann nicht darüber reden. Es würde dich doch bloß langweilen.« Er wechselt das Thema. »Wo hast du denn derart würfeln gelernt?«
»Wie meinst du das: derart?«
»Na komm schon. Du wirfst sie doch immer auf die gleiche Art. Die Zahl, die kommen soll, hältst du vorher auf der Handfläche. Wie machst du das? Ich habe noch nie jemanden getroffen, der die Würfel so kontrollieren konnte.«
Jäh wird mir bewußt, daß ich zu weit gegangen bin. Er ist jedenfalls nicht auf den Kopf gefallen. Er besitzt eine scharfe Beobachtungsgabe, selbst wenn er unter Alkoholeinfluß steht.
Irgendwie macht es mir aber auch gar nichts aus, daß er in mir etwas Außergewöhnliches sieht. Denn viel Zeit habe ich ja gar nicht, um sein Interesse an mir zu wecken. Ich muß ihn morgen abend unter meiner Knute haben. Dann nämlich will ich Joel befreien.
Vorsichtig gebe ich ihm eine Antwort: »Ich hatte eine Menge interessanter Lehrer. Vielleicht kann ich dir mal von ihnen erzählen.«
»Wie wär’s denn gleich mit heute?«
»Heute? In einer Stunde geht die Sonne auf.«
»Ich muß erst wieder zur Arbeit, wenn sie untergeht.« Er langt über den Tisch und nimmt meine Hand. »Du gefällst mir, Lara. Wirklich.« Er macht eine Pause. »Mir ist, als würde ich dich von irgendwoher kennen.«
Ich schüttele den Kopf. Ob er die Ähnlichkeit zwischen Joel und mir spürt? »Wir sind uns noch nie begegnet«, erwidere ich.
    7.
KAPITEL
    Wir fahren zu ihm nach Hause. Er bietet mir etwas zu trinken an. Als ich ablehne, macht er sich selbst noch einen Scotch on the rocks. Durch das Essen ist er wieder ein wenig nüchterner geworden, macht sich aber zügig daran, sich erneut zu betrinken. Er hat ein echtes Problem, und jetzt wird es auch zu meinem. Zwar löst ihm der Alkohol die Zunge, und er verrät mir viel mehr über seine Arbeit, als er eigentlich tun sollte – obwohl er von Joel oder Vampiren noch kein Wort erwähnt hat. Aber ich brauche ihn bei klarem Verstand, wenn er mir nützlich sein soll. Zeit, mich großartig um seine verletzte Psyche zu kümmern, habe ich nicht. Warum trinkt er bloß so viel? Er hat gelogen, als er sagte, daß er nichts gegen seinen Chef habe. In Wirklichkeit haßt er den General offensichtlich. Seine Gedanken lesen kann ich nicht, wohl deswegen, weil er sich mit Alkohol zu sehr einnebelt. Was ich spüren kann, sind tiefgreifende emotionale Konflikte. Zugleich ist er auf intellektueller Ebene sehr ergriffen. Es tut ihm gut, an Joel zu arbeiten, dessen Blut zu untersuchen, und doch stört es ihn, daß er so unmittelbar in das Projekt eingebunden ist. Daran habe ich keine Zweifel.
    Wir sitzen im Wohnzimmer auf der Couch. Er blättert seine Post durch und wirft sie dann auf den Boden. »Rechnungen!« murmelt er und nimmt einen Schluck. »Die härteste Form der Realität, den Tod einmal ausgenommen.«
    »So wie du spielst, verdienst du hoffentlich eine Menge.«
    Er schnaubt leise und blickt zum Himmel, wo die Sonne gerade aufgeht. »Ganz sicher zahlen sie mir nicht das, was ich verdient hätte.« Er schaut meine Perlenkette an. «Du siehst mir jedenfalls aus wie jemand, der sich um Geld keine Sorgen machen muß.«
    »Mein Vater hat mit Öl Millionen gemacht, bevor er starb.« Ich zucke mit den
    Schultern. »Ich war noch ein Kind.«
»Er hat dir alles hinterlassen?«
»Jeden Pfennig.«
»Hört sich gut an.«
»Ist es auch.« Ich rücke näher an ihn heran, berühre sein Knie. Auf die
    verführerische Weise. Manchmal könnte ich die Frau eines Predigers genauso leicht verführen wie einen geilen Matrosen. Sex hat für mich nichts Geheimnisvolles, und ich habe keine Skrupel. Ich setze meinen Körper so ein wie jede andere Waffe. »Was genau machst du denn in deinem Labor?« frage ich.
    Er weist auf sein Arbeitszimmer. »Ist hier drin.«
»Was ist da drin?«
Er gönnt sich noch einen Schluck Scotch. »Meine größte Entdeckung. Ich
    bewahre ein Modell davon hier auf, um mich zu inspirieren.« Er rülpst. »Aber im Augenblick würde mich eine fette Gehaltserhöhung mehr inspirieren.«
    Obwohl ich bereits weiß, was in seinem Arbeitszimmer steht, marschiere ich hinüber und gucke kurz auf die beiden DNS-Modelle, das

Weitere Kostenlose Bücher