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Der rote Würfel

Der rote Würfel

Titel: Der rote Würfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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menschliche und das mit den Vampirmolekülen. »Was ist das denn?« frage ich.
    Er ist zu sehr mit seinem Drink beschäftigt, als daß er aufstehen würde. »Hast du schon mal von DNS gehört?«
»Na klar. Ich war auf dem College.«
»Wo denn?«
»Florida.« Ich setze mich zurück auf die Couch, diesmal noch dichter neben ihn als vorher. »Ich habe meine Abschlußprüfung mit Auszeichnung bestanden.«
»Was hattest du als Hauptfach?«
»Englische Literatur. Ich habe aber auch ein paar Biologiekurse belegt. Die DNS ist eine doppelte Spirale, welche die Information für alles Leben kodiert.« Ich halte inne. »Sind das Modelle der menschlichen DNS?«
Er stellt sein Glas ab. »Eins ja.«
»Und das andere?«
Er räkelt sich und gähnt. »Ein Projekt, an dem meine Kollegen und ich seit letztem Monat arbeiten.«
Mir läuft es eiskalt über den Rücken. Genau zu der Zeit hat Eddie seine Bande von Vampirgangstern ins Leben gerufen. Andy konnte Arturos Vision von der Vampir-DNS aufgreifen, weil er die Moleküle bereits eine ganze Zeitlang untersuchen konnte, und zwar lange bevor Joel geschnappt wurde. Das aber kann nur heißen, daß einer von Eddies Brut meinem Gemetzel entkommen ist.
»Weiß ich gar nicht. Immerhin habe ich dir deine alberne Truppe plattgemacht.«
»Wie kannst du dir da so sicher sein?«
»Jetzt bin ich es. Ich merke nämlich, wenn jemand lügt. Das ist eine der großen Gaben, die ich besitze und du nicht. Von euch allen bist allein du noch übrig, und wir beide wissen das.«
»Und wenn schon. Ich kann mehr erschaffen, wann immer ich es will.«
Eddie gab zu, daß keine anderen Vampire mehr existierten. Er war nicht imstande, mich hereinzulegen, aber vielleicht war er ja selbst hereingelegt worden. Vielleicht hatte ja einer aus seiner Brut einen neuen Vampir erschaffen und ihm nichts davon gesagt. Das ist die einzige Erklärung. Dieser Vampir muß dann von der Regierung geschnappt und auf das Wüstengelände gebracht worden sein. Vielleicht ist dieser mysteriöse Vampir ja jetzt noch immer dort? Jedenfalls ist mein Befreiungsversuch dadurch noch komplizierter geworden.
Möglicherweise bin ich ja auch schon zu spät dran. Andy hat – zumindest in groben Zügen – einen Entwurf der DNS von Vampiren. Wie lange dauert es dann noch, bis er und seine Kollegen imstande sind, neue Blutsauger aus der Taufe zu heben? Meine einzige Hoffnung ist die Tatsache, daß der General alles höchst geheim behandelt. Er wird erst dann aus der Reserve kommen, wenn seine Zeit anbricht, soviel weiß ich von Andy über ihn. Alles, was mit Vampiren zu tun hat, ist mit Sicherheit noch auf dem Gelände versteckt.
Auf Andys Kommentar hin zwinge ich mir ein Lächeln ab. Es fällt mir verdammt schwer. »Bastelt Ihr an einem modernen Frankenstein?« frage ich.
Meine Frage trifft ihn – welch Wunder – an einer empfindlichen Stelle. Einen Augenblick lang sitzt er einfach nur da und starrt in sein Glas, als sei es eine Kristallkugel.
»Wir spielen mit hohem Einsatz«, gibt er zu. »Wenn man die DNS irgendeiner Spezies verändert, ist das wie ein Würfelspiel. Man kann gewinnen oder verlieren.«
»Aber es muß doch aufregend sein, so ein Spiel zu spielen!«
Er seufzt nur. »Wir haben den falschen Kerl als Chef.«
Ich lege ihm die Hand auf die Schulter. »Wie heißt er denn?«
»General Havor. Ein knallharter Bursche. So was wie einen Vornamen besitzt er bei uns überhaupt nicht. Jedenfalls kennt ihn keiner. Wir sagen immer nur ›General‹ oder ›Sir‹ zu ihm. Er glaubt an Ordnung, Befehlsausführung, Opfer, Disziplin und Macht.« Andy schüttelt den Kopf. »Ganz sicher schafft er kein Klima für selbständiges Denken und vertrauensvolle Zusammenarbeit.«
Ich mache ganz auf verständnisvolle Freundin. »Dann solltest du kündigen.«
Ein amüsiertes, bitteres Grinsen blitzt in seinem Gesicht auf. »Wenn ich jetzt kündige, verpasse ich eine der umwerfendsten Entdeckungen der Neuzeit. Außerdem brauche ich den Job. Ich brauche das Geld.«
Ich streiche ihm über die Haare. Meine Stimme hat einen sanften, verführerischen Klang. »Entspann dich, Andy, und denk nicht mehr an diesen blöden General. Weißt du was? Komm morgen gleich nach der Arbeit in meine Suite. Ich wohne im Mirage, Zimmer Zwei-Eins-Drei-Vier. Wir spielen ein bißchen und gehen noch mal schön essen später in der Nacht.«
Zärtlich nimmt er meine Hand. Für einen Moment blicke ich in seine Augen, und ich erkenne seinen Intellekt, spüre die Wärme, die von ihm ausgeht.

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