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Der rote Würfel

Der rote Würfel

Titel: Der rote Würfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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meine ausgestreckten Arme entgegen, als ob ich ihn anbeten, ihm meine Reverenz erweisen, seine Strahlen in mich aufnehmen wolle. Nach und nach beginnt nun auch meine Brust, beginnen auch meine Oberschenkel milchig zu leuchten. Und je mehr ich meine Haut dem Mondlicht aussetze, um so heller scheint dieser Glanz auf ihr zu werden. Wende ich sie dagegen vom Mond ab, nimmt sie wieder ihren ganz normalen Teint an.
    »Was hat das hier zu bedeuten, Yaksha?« flüstere ich zu meinem verstorbenen Schöpfer.
Das Mondlicht strömt mir jetzt über den rechten Arm. Er leuchtet ganz besonders stark. Als ich ihn mir dicht vor die Augen halte, kann ich durch ihn hindurchsehen! Ich kann durch mein Fleisch hindurch den Boden sehen!
Ich ziehe mich wieder an.
Wenn ich Andrew Kane verführen will, darf ich nicht wie eine Adventskerze leuchten.
    6.
KAPITEL
    Lara Adams heiße ich, als ich noch am selben Abend das Casino betrete und mich neben Andrew Kane an den Würfeltisch stelle. Rothaarig bin ich noch immer, spreche mit leichtem Südstaaten-Akzent und trage ein artiges Lächeln auf den Lippen. Neu ist der Name für mich nicht. Ich habe ihn schon einmal benutzt, als ich mich an der Mayfair Highschool in Oregon immatrikulierte, wo ich dann Ray und Seymour begegnete. Kaum zu fassen, daß das erst zwei Monate her ist. Wie sich das Leben doch schlagartig verändern kann, wenn man ein Vampir auf der Flucht ist.
    Andy schaut zu mir herüber und lächelt. Wieder hat er die Würfel in der Hand. Er ist erst seit fünf Minuten hier im Casino, hat aber schon ein paar Drinks intus.
    »Lust auf ein Spielchen?« fragt er.
»Hätten Sie’s gerne?«
    Er läßt die Würfel in der Handfläche klimpern. »Und was ich alles gerne hätte.«
Ich hole einen Stoß Hundert-Dollar-Chips aus meiner Tasche und lege ihn auf die Kombination sieben und elf – seine Lieblingswette. Andy wirft. Die Würfel tanzen über dem grünen Filz. Als sie zum Stillstand kommen, lachen uns die Drei und Vier an.
»Die Sieben gewinnt«, ruft der Croupier und zahlt unsere Wetten aus. Andy wirft mir erneut ein Lächeln zu.
»Du bist eine Glücksfee«, meint er.
Ich verdoppele meinen Einsatz. »Ich glaube, das ist mein Abend heute«, sage ich.
Bevor die Würfel zu mir kommen, haben Andy und ich insgesamt über achthundert Dollar verloren. Das wird sich nun ändern. Dank meiner übernatürlichen Möglichkeiten kann ich jede Zahl werfen, die ich will. Geübt habe ich das seit meiner Rückkehr vom Militärgelände oben in meiner Suite. Bedächtig plaziere ich die Würfel so in der linken Hand, daß Fünf und Sechs nach oben zeigen. In einer blitzartigen Bewegung werfe ich sie aus. Fröhlich springen sie auf, für menschliche Augen scheinbar willkürlich. Der Witz ist aber der, daß sie in derselben Position zum Stillstand kommen, in der sie gestartet sind. Auf der Elf kassieren Andy und ich jeweils einhundert Dollar. Weil ich gewonnen habe, bin ich noch einmal dran mit Würfeln. Den Leuten am Tisch gefällt das. Die meisten setzen wie ich auf sieben oder elf.
Ich lande zehnmal hintereinander auf dem Feld, bevor ich die Würfel weitergebe. Man soll es ja nicht übertreiben. Andy gefällt das.
»Wie heißen Sie?« fragt er.
»Lara Adams. Und Sie?«
»Andrew Kane. Sie sind alleine hier?«
Ich mache einen Schmollmund. »Hergekommen bin ich mit einem Bekannten. Aber wie es aussieht, werde ich wohl alleine nach Hause gehen.«
Andy kichert. »Das ist nicht gesagt. Es ist ja noch früh am Abend.«
»Es ist fünf Uhr früh«, erinnere ich ihn.
Er deutet auf mein Glas Wasser. »Soll ich Ihnen mal ein bißchen was Stärkeres besorgen?«
Ich lehne mich gegen den Tisch. »Ich glaub’ schon, daß ich was Stärkeres vertragen könnte.«
Wir machen uns wieder ans Würfeln, und immer dann, wenn ich dran bin, klappt alles bestens. Die Leute am Spieltisch bauen darauf, daß ich noch mal eine Superserie hinlege, aber ich achte schön darauf, hier bloß als Glücksprinzessin und nicht etwa als Übernatürliche aufzutreten. Andy sahnt mächtig ab und holt sich das ganze Geld zurück, das er am Vorabend verloren hat, und danach noch ein bißchen mehr. Beide trinken wir zuviel. Ich vier Magheritas, Andy fünf Scotch – plus dem, was er sich schon genehmigt hatte, bevor er mir begegnete. Auf mich hat Alkohol keinerlei Wirkung. Meine Leber neutralisiert ihn praktisch schon in dem Augenblick, in dem er in meinen Körper eintritt. Mir macht auch Gift irgendwelcher Art nichts aus. Andy allerdings ist mittlerweile

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