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Der rote Würfel

Der rote Würfel

Titel: Der rote Würfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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»Du weißt also nicht genau, was du meinst«, fragt er.
»Richtig. Ich kann es dir nicht erklären, aber irgend etwas ist faul an der
Sache. Ich komme bloß einfach nicht drauf, was es ist.«
Seymour überlegt. »Ich sag’ dir jetzt ein paar Sachen, die du nicht gerne hören
wirst. Wenn du auf das Gelände kommst, kannst du nicht einfach direkt zu Joel
gehen.«
»Wieso das denn nicht?«
»Weil du zuerst einmal zu diesem General mußt. Du mußt ihn in die Hand
bekommen.«
»An ihn ranzukommen, dürfte noch schwieriger sein als an Joel.« »Das glaube ich gar nicht mal. Joel steckt sicher in einem Käfig, aus dem
selbst du nicht rauskommen würdest. Denn mittlerweile haben die doch
geschnallt, wie stark ein Vampir ist.«
»Joel ist stark, klar. Aber im Vergleich zu mir ist er ein Kind. Das wissen sie
nicht.«
»Die wissen mehr, als du glaubst, Sita. Du hast dir wirklich noch kein
vollständiges Bild von der Sache gemacht. Sie suchen sicher noch immer im
Lake Mead nach deiner Leiche. Daß sie sie noch nicht haben, läßt den General
vermuten, daß du noch immer am Leben bist. Und daß du überlebt hast,
nachdem sie dich derart in die Mangel genommen haben, bedeutet für sie, daß
sie dich ab sofort mit extremer Vorsicht behandeln.« Seymour unterbricht sich.
»Der General weiß, daß du kommen wirst, um Joel zu holen.«
»Du bist derart überzeugt davon«, sage ich. »Ich bin es nicht.«
»Geh doch mal logisch an die Sache ran. Während deines Kampfes mit dem
Sonderkommando in Los Angeles hättest du Joel ein paarmal zurücklassen
können. Hast du aber nicht getan. Im Gegenteil: Du warst ihm gegenüber
extrem loyal. Glaub mir, die haben längst ein psychologisches Portrait von dir
entwickelt. Sie wissen, daß du kommst. Sie warten nur auf dich. Das ist einer
der Gründe, warum du beim General ansetzen mußt. Bring ihn und sein Gehirn
in deine Gewalt, und du hast das ganze Gelände in deiner Gewalt.« »Seine Mitarbeiter werden mitbekommen, daß etwas mit ihm nicht stimmt.« »Du brauchst ihn doch bloß für kurze Zeit unter Kontrolle zu halten.
Außerdem hast du gar keine Wahl. Du brauchst ihn auch noch für etwas anderes
als die Befreiung und die Flucht.«
»Für was denn?« frage ich, weiß aber schon, worauf er hinaus will. »Proben von Vampirblut gibt es sicher überall auf dem Gelände. Bestimmt
haben sie jede Menge Labors dort, und du kannst nicht einfach rumlatschen und
die Blutproben einsammeln. Und vor allem eins: Die haben in ihren Computern
sowieso alle Untersuchungsergebnisse abgespeichert. Schon allein deswegen
muß das ganze Gelände vernichtet werden. Das ist die einzige Möglichkeit. Du
mußt den General dazu bringen, einen nuklearen Sprengkopf zu zünden.« »Einfach so? Alle Leute dort in die Luft jagen?«
»In Los Angeles hast du auch jede Menge Leute umgebracht.«
»Spaß hat mir das nicht gemacht, Seymour«, entgegne ich kühl. Er verstummt für eine Weile. »Sorry, Sita. Das wollte ich damit ja auch gar
nicht sagen. Und ich will hier ja auch gar nicht bloß auf cool und grausam machen. Das bin ich ja auch gar nicht. Ich bin bloß ein Pennäler. Und außerdem
ein lausiger Schriftsteller.«
»Du bist viel zu intelligent, um in irgend etwas lausig zu sein. Mach doch
weiter mit deiner Analyse, bitte. Wie kann ich Joel lebend da rauskriegen und
dann alles in die Luft jagen?«
Er zögert.
»Beides geht vielleicht nicht.«
Ich nicke. »Tja, möglicherweise ist die Sache hier ein Selbstmordkommando.
Hab’ ich auch schon dran gedacht.« Traurig füge ich hinzu: »Wirst du mich
vermissen?«
In seiner Stimme liegt Leidenschaft. »Und wie. Komm heute abend zu mir.
Mach mich zu einem Vampir. Dann kann ich dir helfen.«
»Du bist nicht dafür geschaffen, ein Vampir zu werden.«
»Wieso denn nicht? Bin ich dir nicht sexy genug, oder was?«
»Quatsch, das ist hier nicht das Problem. Als Vampir wärst du bestimmt eine
Sexmaschine. Ich finde bloß, du bist zu außergewöhnlich, als das du…« Meine
Stimme bricht. Ich muß an Arturo denken. »Als daß du von meinem Blut
verseucht werden solltest.«
»Sita? Was hast du denn auf einmal?«
Ich würge meinen Schmerz hinunter. »Gar nichts…, es ist bloß die
Vergangenheit. Das ist das Problem, wenn du schon fünftausend Jahre lebst. Du
hast einfach jede Menge Vergangenheit. Ganz schön schwer, in der Gegenwart
zu leben, wenn du soviel Geschichten mit dir herumträgst.«
»Dein Blut hat mir immerhin das Leben gerettet«, sagt Seymour sanft. »Wie geht es dir

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