Der rote Würfel
von Los Angeles hinter mir her. Nichts davon in der Zeitung gelesen?«
Mißtrauen beschleicht ihn. Wieder schauen sich seine Leute in alle Richtungen um. «Du willst mir hier doch nicht erzählen, daß du was mit diesen arabischen Terroristen zu tun hast, oder?«
»Terroristen waren das nicht. Das haben die Bullen bloß erzählt, um nach außen hin den Schein zu wahren. In Wirklichkeit waren das bloß ich und mein Kumpel. Wir haben den ganzen Krawall angezettelt.«
Er schnaubt. »Klar. Du und dein Kumpel, ihr habt zwanzig Bullen umgenietet. Dann bist du sicher der Terminator, hä?«
»Beinah. Ich bin Vampir. Ich bin fünftausend Jahre alt.«
Er kichert. »Du bist durchgeknallt und verschwendest meine Zeit.« Erneut dreht er sich um. »Gute Nacht.«
Ich packe ihn am Mantelkragen und presse ihn dicht an mich. Seine Wange berührt meine. Er ist derart überrascht, daß er kaum reagiert. Seine Leute jedoch sind besser trainiert. Sofort richten sich drei Revolver auf mich. Rasch benutze ich Tex als lebendes Schutzschild. Mein Griff verstärkt sich und schnürt ihm den Atem ab. Er röchelt.
»Ich will großzügig sein heute abend«, sage ich den anderen seelenruhig. »Ich gebe euch die Chance, abzuhauen. Normalerweise würde ich im Traum nicht daran denken. Aber meine Tarnung ist sowieso im Eimer, und ich bin nicht mehr so pingelig damit, jede kleine Spur zu vernichten.« Ich lege eine kleine Pause ein und blicke jeden einzelnen fest an. Dabei jage ich ihnen einen Schauer bis ins Mark. »Ich schlage vor, ihr geht jetzt zu euren Wagen und macht, daß ihr wegkommt – weg von Las Vegas. Wenn nicht, müßt ihr sterben. So einfach ist das.«
Ich würge Tex ein bißchen, und er stöhnt auf vor Schmerzen. Spöttisch füge ich hinzu: »Für ein Zuckerpüppchen bin ich ziemlich stark, wie ihr seht.«
»Knallt sie ab!« keucht Tex, als ich ihn zwischendurch Atem holen lasse.
»Keine gute Idee«, meine ich. »Um mich abzuknallen, müssen sie erst dich abknallen, weil du nämlich dummerweise im Weg stehst. Echt, Tex, du solltest dein Gehirn einschalten, bevor du den Mund aufmachst.« Ich schaue die anderen an. »Wenn ihr nicht von hier verschwindet, seid ihr auch Teil meines Abendessens. Ich bin nämlich wirklich ein Vampir, und Rippchen mag ich in allen Formen und Varianten.« Mit nur einer Hand hebe ich Tex einen halben Meter hoch in die Luft. »Möchtet ihr gerne mit ansehen, was ich mit ihm anstelle? Dabei wird euch kotzübel werden, dafür garantiere ich.«
»Mein Gott«, flüstert einer der Männer und flieht. Um sein Auto kümmert er sich erst gar nicht. Er rennt einfach nur weg, Hauptsache weg von mir. Ein zweiter ist ebenfalls im Begriff, sich zu verdünnisieren. Aber der dritte, der Mann, der mich im Casino festgehalten hatte und mich gerade gefilzt hat, schnauzt ihm hinterher.
»Sie ist doch kein Vampir, Mann!« ruft er. »Sie ist einfach bloß durchgeknallt.«
»So ist es«, pflichte ich ihm bei. »Ich nehme Aufbaupräparate. Ihr wißt schon: Hormone und so.« Ich blicke den an, der sich gerade davonmachen will. »Hau ab, solange du noch kannst. Du wirst keinen der beiden hier lebend wiedersehen. Glaub mir, du hörst die Schreie noch bis tief in die Wüste.«
Was ich sage, klingt für ihn überzeugend. Er nimmt die Beine in die Hand und folgt seinem Kumpel. Jetzt sind wir nur noch zu dritt. Wie gemütlich! Ehrlich gesagt war ich ohnehin nicht sehr heiß darauf, den Kugeln von drei Revolvern auszuweichen. Ich lockere den Griff auf Tex ein wenig und lasse ihn seine letzten Worte sprechen:
»Knall sie ab«, röchelt er seinem Kumpel zu.
»Versuch’s doch mal und schau, was passiert«, bemerke ich.
Der gemietete Mann ist unsicher. Sein Revolver schwankt. »Ich krieg’ sie nicht richtig ins Schußfeld.«
Tex will sich an mich wenden. »Wir können ein Geschäft machen. Ich hab’ Geld.«
Ich schüttele den Kopf. »Zu spät. Um Geld geht’s mir jetzt nicht mehr. Jetzt geht’s mir nur noch um dein Blut.«
Tex merkt, daß es mir ernst ist. Mein Blick und meine Stimme werden teuflisch gemein, wenn ich in der entsprechenden Stimmung bin, und im Moment stehe ich regelrecht vor dem Verhungern. Tex wird kreidebleich. Schön passend zum Mondlicht.
»Du kannst mich doch nicht einfach so umbringen!« schreit er.
Ich lache. »O doch. Es ist so schrecklich einfach, dich umzubringen. Möchtest du eine kleine Demonstration?«
Er zittert. »Nein!«
»Ich gebe dir trotzdem eine.« Ich wende mich an seinen Gefährten, dem mittlerweile
Weitere Kostenlose Bücher