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Der rote Würfel

Der rote Würfel

Titel: Der rote Würfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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könnte ich diesen dämlichen Job hier aufgeben.«
»Verstehe«, gibt der Wachmann zurück. »Und wie sieht’s so aus mit dem Kartenglück?«
»Gestern abend hab’ ich zwei Riesen verdient.«
Der Wachmann lacht. »Und davor wieviel verloren?«
Andy fällt in sein Lachen ein. »Drei Riesen!«
Der Wachmann reicht ihm die Karte zurück. »Frohes Schaffen. Und mach den Chef nicht blöd an.«
Andy grinst. »Dafür ist es ja auch schon ein bißchen spät.«
Wir fahren auf das Gelände. Andy hat versprochen, zwischen zwei Hallen zu parken, so daß wir außer Sichtweite der Wachturmmannschaften sind. Weil ich mir die Sache vorher schon einmal von außen angeschaut habe, kenne ich mich aus. Als sich das Auto in Bewegung setzt, bin ich sicher, daß wir geradewegs auf die verabredete Stelle zusteuern. Besonders, als Andy nach links abbiegt, anhält und den Motor ausmacht. Er steigt aus und geht weg. Ich höre seine Schritte, höre, wie er das Hauptlabor betritt. So weit, so gut.
Ich klappe den Kofferraumdeckel hoch und spähe vorsichtig nach draußen.
Das Auto steht im Schatten. Kein Mensch ist zu sehen. Ich gleite heraus und schließe den Kofferraum leise. Ich glätte die Falten meines Laborkittels und richte mir die Haare. Die dicken Gläser machen mich zur Brillenschlange, lassen mich aber auch intelligent aussehen.
»Lara Adams aus dem Osten«, murmele ich vor mich hin. Aus dem Osten heißt hier Pentagon, hat mir Andy verraten. Sie nennen es hier nie beim richtigen Namen.
›Du mußt zu diesem General. Du mußt ihn in die Hand bekommen.‹
Seymours Rat geht mir nicht aus dem Kopf. Also widerstehe ich der Versuchung, Andy ins Hauptlabor zu folgen – wo Joel gefangengehalten wird –, und gehe statt dessen auf ein kleines Gebäude zu, das sich hinter dem Labor befindet. Es ist die Privatunterkunft des Generals. Ich trete auf die Vorderstufen und bleibe dort stehen. Die Klingel drücke ich nicht, denn ich weiß auch so, daß niemand zu Hause ist. Das hat Andy mir erzählt. Von ihm weiß ich, daß der General überhaupt sehr selten zu Hause ist. Andy will, daß ich mir Joel schnappe und dann so schnell wie nur möglich abhaue. Was er natürlich nicht weiß, ist, daß ich den General brauche, um den ganzen Platz hier in die Luft zu jagen. Doch immerhin habe ich ihm gesagt, daß er sich so schnell wie möglich davonmachen soll, wenn das Feuerwerk hier erst einmal losgeht.
Eine Weile stehe ich unschlüssig herum.
›Der General weiß, daß du Joel holen kommst.‹
Seymour ist schlau, aber ich denke doch, daß er die Intelligenz des Generals überschätzt. Wie leicht bin ich eben hier aufs Gelände gekommen! Der General kann doch gar nicht ahnen, daß ich hierhin unterwegs bin. Allerdings kann ich jetzt auch nicht das ganze Gelände nach ihm absuchen.
Ich beschließe, nach Joel Ausschau zu halten. Wenn ich erst einmal Bescheid weiß, wo genau er sich aufhält, ergibt sich daraus automatisch mein nächster Schritt. Ich gehe auf den Vordereingang des Labors zu, in dem Andy verschwunden ist.
Das Innere des Labors ist ein gewaltiges Labyrinth von Gängen und Büroräumen. Offenbar findet die wirkliche Arbeit mit Präparaten und Analysen im Untergeschoß statt. Männer und Frauen in Laborkitteln laufen umher. Ab und zu ein bewaffneter Soldat. Keiner achtet auf mich. Während ich lausche, ob es hier einen Aufzug gibt, höre ich Leute die Treppe hinauf- und hinabsteigen. Mir ist ein Treppenhaus lieber als ein Fahrstuhl. Der kann auch für einen Vampir zur Todesfalle werden.
Ich stoße auf die Treppen und steige hinunter. Von Andy weiß ich, daß sie Joel zwei Etagen unter dem Erdgeschoß gefangenhalten und daß sich seine Zelle, vom Haupteingang betrachtet, am anderen Ende des Gebäudes Richtung Osten befindet. Hier in dem Stockwerk sind schon wesentlich weniger Menschen. Sie sprechen in gedämpftem Ton. Ich bewege mich unauffällig wie ein Profi – was ich doch wohl auch bin – und gelange schließlich in einen engen Gang nahe der Rückseite des Gebäudes. Schwach kann ich Joel riechen. Doch seinen Herzschlag, seinen Atem kann ich nicht hören. Die Zellenwände müssen sehr dick sein. Der Geruch dient mir als Kompaß, und ich folge ihm vorsichtig, lasse mich dabei lenken von Lüftungsschächten und entgegenkommenden Menschen, die ihn verströmen.
Ich stoße auf einen Kontrollraum, in dem sich Monitore und zwei bewaffnete Soldaten befinden. Was sich in dem geschlossenen Raum abspielt, kann ich genau hören. Ich öffne die Tür

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