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Der rote Würfel

Der rote Würfel

Titel: Der rote Würfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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und kein Mensch kann dir je einen Vorwurf machen.«
Überzeugt ist Andy nicht davon. »Dein Freund sitzt in einer Zelle im Keller unseres Hauptlabors. Die Zellenwände bestehen aus einer speziellen Metallegierung. Da kämst selbst du nicht hindurch. Jedenfalls weiß ich sicher, daß dein Freund es nicht schafft. Ich habe ihn beobachtet, als er es versuchte. Außerdem steht er unter ständiger Bewachung. Kameras haben ihn Tag und Nacht im Visier. Dann ist da noch der Sicherheitsdienst auf dem Gelände. Drumherum gibt’s überall Wachtürme. Die Soldaten darin sind schwerbewaffnet. Der Platz gleicht einer Festung. Hinter jedem Gebäude sind Panzer und Raketen plaziert.« Er verstummt. »Du kriegst ihn da nie raus.«
»Diese Sonderzelle, wo sie Joel gefangen halten: Wie geht denn die Tür überhaupt auf?«
»Direkt außen ist ein Knopf auf einem Kontrollfeld. Drück drauf, und die Tür schiebt sich zur Seite. Aber von meinem Kofferraum bis zu dem Knopf ist es ein langer Weg. Noch länger dann, um wieder rauszukommen. Du mußt schon unsichtbar sein, um mit deinem Freund entkommen zu können.«
Ich nicke. »Das Sicherheitssystem des Camps gehen wir Punkt für Punkt noch genau durch. Beantworte mir aber erst einmal meine Frage: Gibt es bei euch noch einen Vampir?«
Er zögert. Dann läßt er den Kopf sinken. »Ja.«
»Seit wann ist er bei euch? Seit einem Monat?«
»Ja.«
»Ist er in Los Angeles verhaftet worden?«
»Ja. Es ist ein junger Schwarzer. Er lebte in South Central, bevor er Vampir wurde.« Andy schaut zu mir auf. »Er hat aber nie etwas von einem Eddie erzählt. Der Mann, der ihn zum Vampir machte, hieß anders. Ich komme aber im Moment nicht auf den Namen.«
Ich hatte also recht mit meiner Vermutung. »Und dieser andere wiederum ist von Eddie zum Vampir gemacht worden. Glaub mir: Ich kenne die Herkunft dieses anderen Vampirs. Wo ist er untergebracht – von Joel aus gesehen?«
»Gleich in der Nachbarzelle. Aber er liegt im Koma. Er hat die gleiche Krankheit wie dein Freund – Krämpfe und Fieber.« Andy schüttelt den Kopf. »Wir wußten doch nicht, was wir für ihn hätten tun können. Er hat nie um Blut gebeten.«
»Ihr müßt ihn euch geschnappt haben, unmittelbar nachdem er zum Vampir geworden ist. Niemand hat ihm überhaupt je gesagt, zu was er geworden ist.« Nicht gerade angenehm, sich vorzustellen, was für Qualen die arme Seele gerade durchlebt. »Ich muß auch ihn da rausholen.«
»Du wirst ihn tragen müssen.«
»Wenn es sein muß.«
Andy mustert mich. »Du sagst, du bist sehr alt. Das heißt, du hast eine Menge mehr drauf als wir Sterblichen. Dann mußt du doch wissen, wie schlecht deine Chancen stehen.«
»Gegen schlechte Chancen bin ich schon immer ganz gut angekommen. Denk nur dran, wie gut ich am Spieltisch abgeschnitten habe.«
»Du wirst dabei sterben.«
»Vor dem Sterben habe ich keine Angst.«
Das beeindruckt ihn. »Du bist ja wirklich kein Monster. Du bist viel mutiger als ich.«
Ich nehme seine Hand in meine. »Ich habe eben gesagt, daß du kein Risiko dabei eingehst, mir zu helfen. Das stimmt aber nicht. Der Mann, der mich in seinem Kofferraum auf das Gelände schmuggelt, muß sehr mutig sein.«
Er drückt meine Hand. »Wie heißt du denn mit richtigem Namen?«
»Sita.« Ich füge hinzu: »Nur wenige haben mich unter diesem Namen kennengelernt.«
Er streicht mir über meine roten Haare. »Als ich dir sagte, daß dein Blut mich in Angst versetzt, stimmte das auch nicht ganz. Es fasziniert mich nämlich auch.« Er schweigt, und ein verschmitztes Lächeln taucht in seinem Gesicht auf. »Und Sex reicht wirklich nicht aus, um mich unsterblich zu machen?«
»Bis jetzt jedenfalls nicht. In letzter Zeit geschehen aber jede Menge merkwürdige Dinge.« Plötzlich verspüre ich tiefe Zuneigung für ihn. Als hätten mich seine Augen hypnotisiert, mit ihrer unglaublichen Tiefe und ihrer sanftmütigen Freundlichkeit. Ich lächele, beuge mich vor zu ihm, nehme ihn in die Arme und flüstere ihm ins Ohr: »Es dämmert schon. Ganz früher war dies die Zeit der Transformation, die Zeit der Alchemie. Wir bleiben jetzt hier erst mal zusammen.« Nach einer Weile füge ich hinzu: »Wer weiß, was dann noch geschieht?«
    12.
KAPITEL
    Ich habe einen Traum, den ich schon einmal geträumt habe. Einen Traum, der ewig zu währen scheint. Er spielt auch in der Ewigkeit, jedenfalls in meiner Vorstellung davon, was Ewigkeit bedeutet.
    Ich stehe auf einer weiten Wiese, von der aus ich in der Ferne einige sanfte Hügel

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