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Der rote Würfel

Der rote Würfel

Titel: Der rote Würfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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einen Spaltbreit und werfe einen Blick hinein. Auf einem der Monitore erkenne ich Joel. Er sitzt in der Ecke eines grell beleuchteten Käfigs; mit einer Metallkette haben sie ihn an die Wand gebunden.
Es gibt keinen Monitor, auf dem ich noch einen anderen Vampir erkennen könnte. Merkwürdig.
Ich mache die Tür wieder zu und klopfe an. Einer der Wachleute spricht mich an.
»Ja, bitte? Kann ich Ihnen helfen?«
»Ja. Ich bin Dr. Lara Adams.« Ich deute auf den Bildschirm mit Joel. »Ich komme, um mit unserem Patienten hier zu sprechen.«
Der Wachmann schaut erst zu seinem Kollegen, dann wieder zu mir. »Sie meinen, über Lautsprecher, nicht wahr?«
»Ich möchte ihn lieber persönlich sprechen«, entgegne ich.
Der Wachmann schüttelt den Kopf. »Ich weiß nicht, was man Ihnen gesagt hat, aber niemand spricht persönlich mit dem… dem Patienten. Nur über Lautsprecher.« Eine kurze Pause entsteht, in der er meine Dienstmarke mustert. Und meine Brüste. Mann ist eben Mann. »Wer hat Ihnen die Genehmigung erteilt, mit dem Kerl zu reden?«
»General Havor.«
Er zieht die Brauen hoch. »Persönlich?«
»Ja. Sie können sich das von ihm bestätigen lassen, wenn Sie möchten.« Ich deute in den Raum. »Darf ich reinkommen?«
»Ja.« Der Wachmann tritt beiseite. »Wie war noch gleich ihr Name?«
»Dr. Lara Adams.« Ich zeige auf den Monitor. »Sehen kann ich ihn, aber wo steckt er? Hier in der Nähe?«
»Gleich um die Ecke«, sagt der andere Wachman, während der erste sich ans Telefon hängt. »Die Zelle, in der er steckt, könnte noch nicht einmal von ‘ner Atombombe geknackt werden.«
»Oh!« mache ich nur. Danke für die nützliche Information.
Ich hole mit beiden Händen aus und lasse die Finger wie Messer durch die Luft sausen.
Beide Wachmänner sinken bewußtlos zu Boden.
Ich lege das Telefon wieder auf die Gabel. Und gehe gleich um die Ecke.
Ich drücke den roten Knopf, um die Zelle zu öffnen. Ein leichter Windzug entsteht. Die mannsbreite Tür öffnet sich.
»Joel!« stoße ich aus, als ich ihn gekrümmt in der Ecke vorfinde, an die Wand gefesselt. Er zuckt und zittert wie Espenlaub. Rasch trete ich auf ihn zu. »Ich hol’ dich hier raus.«
»Nein, Sita!« keucht er nur. »Tu’s nicht!«
Hinter mir schiebt sich die Tür wieder zu. Und schließt mich ein. Über mir flackert ein Monitor auf.
Andy blickt auf mich herab. Hinter ihm steht General Havor, mit kaum verhohlenem Grinsen im Gesicht. Doch in Andys Zügen steht keinerlei Schadenfreude; er schüttelt nur leicht den Kopf und gibt ein Seufzen von sich. Merkwürdig, doch erst jetzt in diesem Augenblick erkenne ich meinen Feind klar und deutlich vor mir. Die vielen, vielen Jahre haben sein Gesicht verformt, haben seine Augen trüb werden lassen, seine sanfte Stimme verändert. Doch ich finde keine Entschuldigung für mich, für mein mangelndes Begreifen. Von Anfang an hätte ich wissen müssen, mit wem ich es zu tun habe.
»Sita«, sagt Andy traurig mit leicht italienischem Akzent. È passato tanto tempo dall Inquisizione.«
»Sita. Es ist lange her seit der Inquisition.«
In einem einzigen grauenhaften Moment wird mir alles klar.
»Arturo!« flüstere ich.
    14.
KAPITEL
    Seit meiner Festnahme sind bereits mehrere Stunden vergangen. Die meiste Zeit über habe ich auf dem Boden sitzend verbracht, mit geschlossenen Augen, so wie ein meditierender Yogi. Doch komme ich dabei nicht in den Genuß eines paradiesischen Nirwanas. Ich koche vielmehr vor Wut. Wut auf General Havor, auf Arturo und vor allem auf mich selbst. Arturo hat mir überall Spuren hinterlassen, und ich habe sie allesamt übersehen. Wieder und wieder halte ich mir die Liste vor Augen.
    1. Als Joel gefangengenommen wurde, wurde er zu Andy gebracht. Andy war es dann auch, der General Havor bestätigte, daß Joel ein besonderes Wesen sein müsse. Statt nun aber Joel gleich zu untersuchen, ging Andy erst mal spielen. Verdammt merkwürdig, wenn man doch gerade erst den Fang des Jahrhunderts gemacht hat! Natürlich ging es Andy dabei nicht um sein Vergnügen. Er wußte genau, daß ich ihn beobachtete. Er wußte, daß er mit sich selbst als Köder beste Chancen besaß, mich in die Falle tappen zu lassen.
    2. Nie sah ich Andy je in der Sonne, und das lag nicht bloß daran, daß er Nachtschicht hatte. Er war sonnenempfindlich, wie es sich für einen Vampir gehört. Aber ein echter Vampir ist er nicht.
    3. Andy sprach mir gegenüber von seiner streng geheimen Arbeit. Mir, einer total Fremden. Ich brauchte es

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