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Der rote Würfel

Der rote Würfel

Titel: Der rote Würfel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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praktisch gar nicht aus ihm herauszukitzeln. Er stellte es haargenau so hin, als sei er der von seiner Arbeit frustrierte Typ, dem man nicht genug Gehalt zahlte, der einen herrschsüchtigen Chef und einen beschissenen Arbeitsplan hatte. Er legte mich auf die heimtückischste Art und Weise rein, indem er mir genau die Information besorgte, mit der ich glaubte, ihn hereinlegen zu können.
    4. Er protestierte, als ich ihn bat, mir auf das Gelände zu helfen. Er machte voll auf trotzig. Daß er mir schließlich doch half, ohne daß ich überhaupt hypnotischen Einfluß auf ihn genommen hätte, hätte mir merkwürdig vorkommen müssen.
    5. Andy besaß Arturos Modell der Vampir-DNS. Ich erkannte das nicht, weil ich mir einbildete, er hätte schon einmal einen Vampir untersucht und dabei dessen genetischen Code geknackt. Kleines Problem dabei: Es gab überhaupt keinen anderen Vampir. Ich hatte Eddies Bastarde allesamt erledigt. Der einzige, den die Regierung in der Hand hatte, war Joel.
    Denn er war überhaupt kein menschliches Wesen. Er war ein Fisch, und das war er Zeit seines Lebens gewesen. Und als großer Fisch konnte er sich nur von kleineren Fischen ernähren.
    In meinem Traum hatte Krishna mir zu erklären versucht, daß die verborgene Wahrheit die ganz offensichtliche war.
Andy war in der Lage, Arturos Modell zu bauen, weil er Arturo war!
Und wieso bewahrte er es dann so auf, daß ich es entdecken konnte? Ganz einfach: um seinen Spott mit mir zu treiben. Ich mache die Augen wieder auf. »Verdammt!« entfährt es mir leise.
Joel schaut zu mir herüber. Seine Ketten habe ich zerbrochen, so daß er nicht länger an die Wand gefesselt ist, sondern sich richtig hinlegen und ausruhen kann. Die Ketten haben jedoch trotzdem ihre Dienste geleistet. Wäre Joel nämlich in der Lage gewesen, aufzustehen und mitzugehen, wäre ich gar nicht erst in den Käfig hinein. Ich habe mittlerweile die Wandstärke überprüft. Der Wachmann hatte schon recht: Auch eine Atombombe käme hier nicht hindurch.
Die Zellenwände sind glatt und aus weißem Metall. Der Raum selbst ist quadratisch und ungefähr sechs mal sechs Meter groß. Eine nackte Kloschüssel ist an einer der Wände befestigt, ein einzelnes Feldbett an der gegenüberliegenden. Joel liegt auf der dünnen Matratze.
»Fehler machen wir alle«, meint er.
»Die einen mehr, die anderen weniger.«
»Toll, daß du versucht hast, mich zu befreien. Aber du hättest mich sterben lassen sollen, als Eddie mir die Adern öffnete.«
»Mag sein, daß du recht hast. Aber dann käme ich ja jetzt nicht in das Vergnügen deiner Gesellschaft.« Eine Weile sage ich gar nichts. Dann frage ich ihn: »Wie geht es dir?«
Nach meiner Festnahme, noch bevor ich mich hinsetzte und mit mir zu hadern begann, habe ich Joel als erstes einen guten Schluck von meinem Blut zu trinken gegeben. Die Transfusion half ihm über das Gröbste hinweg, doch wirkt er nach wie vor ausgemergelt. Ich sträube mich aber dagegen, ihm noch mehr Nahrung zu geben. Schließlich ist uns beiden klar, daß ich bei vollen Kräften sein muß, wenn wir ausbrechen wollen.
»Ich fühle mich gut.« Dann fügt er hinzu: »Besser als in den letzten Tagen.«
Ich drücke seine Hand.
»Muß hart für dich gewesen sein. Haben sie dich von oben bis unten untersucht?«
»So kann man’s wohl auch nennen.« Er weist auf den Bildschirm. Von Arturo habe ich ihm gegenüber nichts erwähnt. »Ich nehme mal an, das ist ein alter Freund von dir?«
Mir ist klar, daß jedes Wort von uns aufgezeichnet wird. Was vor Gericht gegen mich verwendet werden könnte weiß ich nicht. Ich weiß nur, daß man mir nicht das Recht zugestehen wird, die Aussage zu verweigern. Ob sie Informationen aus mir herausfoltern werden? Damit würden sie nur ihre Zeit verschwenden. Jedenfalls werden sie mich wohl keinen Anwalt anrufen lassen.
»Ist ‘ne lange Zeit her mit uns beiden«, erwidere ich bloß.
»Wie war Vegas?«
»Klasse. Hab’ beim Würfeln jede Menge Kohle gemacht.«
»Super. Wo hast du gewohnt?«
»Im Mirage.« Ein Seufzer kommt mir über die Lippen. »Es tut mir so leid, Joel. Wir sollten beide nicht hier drin sein. Ich hab’s vermasselt.«
»Sei nicht so streng mit dir. Immerhin hast du Eddie erledigt.«
»Tja, aber nur, um eine Situation zu schaffen, in der es vielleicht bald tausend Eddies gibt.« Abrupt hebe ich die Stimme an und brülle in Richtung Bildschirm: »Hast du gehört, Arturo? Tausend Ralphs, die frei herumlaufen! Ist es das, was du willst?« Meine

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