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Der Rubin im Rauch

Der Rubin im Rauch

Titel: Der Rubin im Rauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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ja, Sie haben recht. Aber es gibt lohnendere Fälle als mich. Sie
haben ein bißchen was in Erfahrung gebracht. Wie würd 's Ihnen
schmecken, den Rest zu kennen?"
„Ich?" sagte sie in gespieltem Erstaunen. „Ich bin nicht die
betroffene Partei, Mr. Selby. Ich bin bloß der Makler. Ich müßte
jeglichen Vorschlag an meinen Herrn weitergeben."
„Ja, natürlich", sagte Mr. Selby ungeduldig, „der Herr wird zu Rate
gezogen werden, wenn Sie darauf bestehen. Ich versteh nicht, warum
Sie ihn nicht fallen lassen und direkt verhandeln -- aber es ist Ihre
Entscheidung."
„Sehr richtig", meinte die Dame.
„Nun, wollen Sie mir reinen Wein einschenken?"
„Das kann ich natürlich nicht. Wofür halten Sie mich? Ich muß
schließlich so meine Garantien haben, genau wie Sie."
„Was wollen Sie denn?"
„Protektion. Und fünfundsiebzig Prozent."
„Protektion ja, fünfundsiebzig Prozent nein. Vierzig ja."
„Ach, hören Sie auf. Vie rzig? Wenigstens sechzig..."
Sie einigten sich auf fünfzig Prozent für jeden, wie beide es
vorausgeahnt hatten, und dann fing Mr. Selby an zu reden. Er redete
eine ganze Weile, und als er fertig war, schwieg Mrs. Holland und
starrte in den leeren Kamin.
„Nun?"
„Oh, Mr. Selby. Sie sind mir so einer. Das hört sich so an, als wären
Se in 'ne größere Sache als erwartet verwickelt gewesen."
„Nein, nein", sagte er wenig überzeugend. „Ich bin der Sache bloß
'n bißchen überdrüssig. Der Markt ist auch nicht mehr, was er mal
war."
„Und Sie wolln aussteigen, solang Se noch am Leben sind, was?"
„Nein, nein... ich hab bloß gedacht, 's war vielleicht von Vorteil,
wenn wir gemeinsame Sache machen. So was wie Partnerschaft."
Sie klopfte sich mit einer Gabel an die Zähne. „Wissen Se was",
sagte sie. „Sie tun mir 'n Gefallen, dann mach' ich mit Ihnen
gemeinsame Sache."
„Was?"
„Ihr Partner Lockhart hatte eine Tochter. Sie muß jetzt ungefähr
sechzehn oder siebzehn sein."
„Was wissen Sie über Lockhart? Scheint mir, Sie wissen verflucht
viel über alles."
Sie stand auf.
„Auf Wiedersehen", sagte sie. „Ich schicke Ihnen morgen früh die
nächste Rechnung meines Auftraggebers."
„Nein, nein!" sagte er hastig. „Entschuldigen Sie. Wollte Sie nicht
beleidigen. Es tut mir leid, Mrs. Holland."
Er schwitzte; eine Tatsache, die sie mit Interesse beobachtete, denn
es war ein kalter Tag. Sie tat so, als sei sie besänftigt, und setzte sich
wieder hin.
„Also, ich will Ihnen sagen, weil Sie 's sind, daß die Lockharts,
Vater und Tochter, alte Freunde sind. Ich kenn das Mädchen seit
Jahren. Es is nur so, daß ich den Kontakt verloren hab. Finden Se raus,
wo sie sich jetzt aufhält, und es soll nich zu Ihrem Schaden sein."
„Aber wie soll ich das anstellen?"
„Das ist Ihr Bier, und das ist meine Bedingung. Das -- und fünfzig
Prozent."
    Er blickte finster drein, knurrte, zerknüllte seine Handschuhe und
trommelte auf seinen Hut, aber er war gefangen. Dann fiel ihm etwas
anderes ein.
    „Hören Sie", sagte er. „Ich hab Ihnen 'ne ganze Menge erzählt. Wie
war's, wenn Sie jetzt das Gleiche täten? Wer ist denn dieser Herr, he?
Woher wissen Sie denn das Ganze überhaupt?"
    Sie bleckte die Zähne wie ein Reptil. Er zuckte zurück, begriff dann
aber erst, daß sie lächelte.
„Sie fragen zu spät", meinte sie. „Der Handel ist perfekt, und ich
kann mich nich erinnern, daß das dazugehört."
Er konnte nur noch seufzen. Mit dem unangenehmen Gefühl, daß er
es falsch angepackt hatte, stand Mr. Selby auf, um zu gehen; Mrs.
Holland lächelte ihm begeistert zu wie ein Krokodil.
Zehn Minuten später fragte Mr. Berry: „Wer war denn der Herr, der
grad gegangen ist, Mrs. Holland?"
„Wieso? Kennen Se ihn?"
„Nein, Ma'am. Er is bloß beobachtet worden. Ein dicker Kerl mit
hellem Haar hat am Friedhof rumgelungert. Er hat gewartet, bis Ihr
Herr rauskam, dann hat er 'ne Notiz in 'n kleines Buch gemacht und is
hinter ihm her, ohne daß der andre was gemerkt hat."
Mrs. Hollands wässrige Augen öffneten sich, und dann schloß sie
die Lider wieder.
„Wissen Sie, Mr. Berry", sagte sie, „das is 'n interessantes Spiel,
das wir da spielen. Um nichts in der Welt wollt ich das missen."
    Trembler brauchte nicht lange, um Sally eine Waffe zu beschaffen.
Schon am nächsten Tag, während Adelaide Rosa beim Nähen half,
winkte er Sally in den Laden und warf ein in braunes Papier
eingewickeltes Päckchen über den Ladentisch.
    „Hat mich vier Pfund gekostet", sagte er.

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