Der Rucksackmörder
Korruptionsfälle in der Polizei von Neusüdwales aufzuklären.
Die Berufungsverhandlung
Es ist Donnerstag, der 26. Februar 1998. Nur wenige Monate nach der Pressemitteilung von Ian Mac Dougall, dem Leiter von »Firm«, tritt das höchste Gericht von Neusüdwales zur Berufungsverhandlung in den ehrwürdigen Räumen des Gerichts zusammen, um über Milat erneut Recht zu sprechen.
Der Angeklagte Ivan Milat und sein Verteidiger berufen sich gegen seine Verurteilung und tragen zu seiner Verteidigung vor:
Die Zeugenaussage des Herrn Onions, die er bei dem Prozess abgegeben hat, ist unzuverlässig.
Der den Prozess führende Richter hat es unterlassen, den Geschworenen die Argumente der Verteidigung glaubwürdig darzulegen. Stattdessen hat er ausschließlich Bemerkungen gemacht, um diese Argumente zu untergraben. Andrew Boe, der Anwalt Milats, behauptet weiter, im damaligen Prozess seien »aufhetzerische« Beweise vorgestellt worden, die der Richter nicht habe zulassen dürfen. Zudem habe die öffentliche Aufmerksamkeit vor und während des Prozesses dazu geführt, dass der Richter voreingenommen gewesen sei. Auf diese Weise sei es zu einem Fehlurteil der Justiz gekommen.
Das Urteil
Nach eingehender Beratung verkündet der höchste Richter mit den Beisitzern, Richtern Roderick Meagher und Peter Newman, am 26. Februar 1998 das Urteil:
»Die Berufung Ivan Milats wird einstimmig zurückgewiesen, da das Gericht davon überzeugt ist, dass Ivan Milat, nun 53 Jahre alt, eine gerechte Verhandlung erfahren hat und dass die Justiz kein Fehlurteil gefällt hat. Wir sind der Meinung, dass der des Mordes beschuldigte Ivan Milat, trotz der intensiven Vorberichterstattung in den Medien, ein faires Urteil erhalten hat.«
Dann geht der Vorsitzende Richter noch einmal auf die Taten Milats ein:
»Milat wurde 1996 zu lebenslanger Haft für die Morde an sieben Rucksacktouristen verurteilt. Zurecht, da Milats Opfer zwischen Dezember 1989 und April 1992 mit einem bedeutend höheren Aufwand an Gewalt angegriffen wurden, als zur Verursachung des Todes der Opfer erforderlich gewesen wäre, und es dem Täter offensichtlich in irgendeiner Form Vergnügen bereitete. Zweien der Opfer war mehrfach in den Kopf geschossen worden, ein Opfer wurde geköpft. Drei andere wiesen Stichwunden auf, die Lähmungen herbeigeführt haben. Zwei Opfer wurden erwürgt. Milat wurde außerdem verurteilt, da er widerrechtlich einen englischen Touristen, Paul Onions, festgehalten und bedroht hat. Es gab einzelne Unstimmigkeiten bei den Zeugenaussagen des Herrn Onions, jedoch kann sein Irren verständlich sein, wenn man an die Umstände denkt in denen er sich befand. Ansonsten war seine Zeugenaussage zuverlässig.« Dann versichert der Richter, dass es für Ivan Milat keinerlei Begnadigungsmöglichkeiten geben und er lebenslänglich in Haft bleiben werde.
Ivan Milat war nicht mehr im Gericht anwesend, als die Entscheidung durch den Vorsitzenden Richter verkündet wurde.
Milat im Gefängnis
Seitdem verbüßt Ivan Milat seine Strafe in der Strafanstalt Coulbourne im Norden von Sydney. Die Anstalt gilt als eine der sichersten Australiens. Im Block J des Hochsicherheitstrakts sind die Gefangenen mit dem höchsten Ausbruchsrisiko untergebracht. Zu ihnen gehören der Serienmörder Ivan Milat und der Drogenbaron Lan Saxon.
Milat und Saxon führen eine Liste von 31 Gefangenen mit einer extrem hohen Sicherheitseinstufung an.
Über die Einstufung in diese Sicherheitskategorie wird durch ein 25-köpfiges Komitee entschieden, dem Mitglieder der Justizbehörden, Gefängnisdirektoren, Vertreter der Polizei und der örtlichen Gemeinden angehören. Die verschärften Haftbedingungen gelten für Milat seit seinem fehlgeschlagenen Fluchtversuch mit dem Drogenbaron George Sayvas. Sayvas hatte sich danach in seiner Zelle erhängt. Seitdem werden Milats Telefongespräche überwacht, auch seine Post wird geöffnet. Zudem wird er in regelmäßigem Turnus in eine andere Zelle verlegt Besuche werden nur nach einer Vorabstimmung mit der Gefängnisbehörde genehmigt. Alle Besucher Ivan Milats müssen sich einer Personenüberprüfung unterziehen und sich erkennungsdienstlich fotografieren lassen.
Außerdem werden sie während der gesamten Besuchszeit mittels Videokamera gefilmt.
Milats Tagesablauf beginnt um 8 Uhr vormittags, wenn die Türe seiner Einzelzelle aufgeschlossen und ihm sein Frühstück ausgegeben wird. Noch muss er Stunden warten bis zum Hofgang, den er nicht mit den
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